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Hochspannungsleitungen beim Potsdamer Ortsteil Golm. Die Kosten für den Betrieb tragen Verbraucher in den Netzentgelten im Strompreis.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Strom wird wohl für alle teurer in Berlin: Stromnetz Berlin will die Netzentgelte anheben

Die landeseigene Betreibergesellschaft des Berliner Stromnetzes will die Netzentgelte anheben. Strom würde damit für alle Kunden teurer. Das letzte Wort scheint aber nicht gesprochen.

Wegen weiter hoher Energiekosten soll ab dem kommenden Jahr erneut ein wichtiger Bestandteil der Stromrechnung für Berliner Haushalte steigen. Der landeseigene Stromnetzbetreiber Stromnetz Berlin will zum 1. Januar die sogenannten Netzentgelte erhöhen. Das teilte das Unternehmen am Freitag mit. Konkret erhöht sich der verbrauchsabhängige Arbeitspreis bei den Netzentgelten um 0,28 Cent auf dann 9,21 Cent pro Kilowattstunde.

Die Netzentgelte müssen alle Stromkunden bezahlen, unabhängig von dem konkreten Energieversorger, bei dem sie ihren Tarif gebucht haben. Ein durchschnittlicher Berliner Haushalt mit einem Verbrauch von knapp 2000 Kilowattstunden jährlich muss laut Stromnetz Berlin im kommenden Jahr 46 Cent pro Monat mehr zahlen, im Jahr wären das also 5,52 Euro.

Grund für die Erhöhung seien die weiter hohen Beschaffungspreise an den Strommärkten. „Hiervon sind alle Netzbetreiber im gesamten Bundesgebiet betroffen, sowohl auf der Verteilungsnetz- als auch auf der Übertragungsnetzebene“, teilte Stromnetz Berlin mit. „Die nach wie vor hohen Preise an der Börse finden sich in den Kostenrechnungen der Netzbetreiber wieder – eine Weitergabe in Form angepasster Netzentgelte ist unumgänglich.“

Kein Verständnis im Abgeordnetenhaus

Das ist allerdings nur eine Sichtweise, das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen: Denkbar ist sowohl, dass diese Erhöhung der Strompreise im Berliner Stadtgebiet komplett gestrichen wird – oder, dass sie deutlich höher ausfällt, als die für die meisten Verbraucher wohl verkraftbaren 5,52 Euro pro Jahr.

Denn Berlins CDU und SPD sind prinzipiell gegen eine Erhöhung der Energiekosten. Sie könnten über den Aufsichtsrat der landeseigenen Gesellschaft durchsetzen, dass die Stromnetz Berlin die Preise stabil hält.

Eine Erhöhung passt nicht in die Zeit.

Jörg Stroedter (SPD)

„Eine Erhöhung passt nicht in die Zeit“, sagte Jörg Stroedter (SPD), der stellvertretende Vorsitzende des Beteiligungsausschusses im Abgeordnetenhaus, dem Tagesspiegel. Wie viele andere Gesellschaften des Landes habe auch die Stromnetz Berlin ausreichend große Rücklagen. Er erinnerte an die Pläne der Berliner Wasserbetriebe zur Gebührenerhöhung. „Auch die haben wir gestoppt“, sagte Stroedter.

Alle Berechnungen, wonach die Stromnetzkosten stabil bleiben oder um moderate zwei Prozent steigen, könnten aber hinfällig werden, sollte die Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP im Bund doch keine Milliarden geben, um die Kosten bei den vier Betreibern der Überland-Stromleitungen zu stabilisieren.

Die Unternehmen Amprion, TenneT und TransnetBW und 50Hertz (die in Berlin und ganz Ostdeutschland das Höchstspannungs-Netz betreibt) hatten vergangene Woche erklärt, dass ihre Preise „nur“ um zwei Prozent steigen. Bedingung sei aber, dass die Bundesregierung einen Zuschuss in Höhe von 5,5 Milliarden Euro aus Steuermitteln gibt.

Darauf habe man sich zwar verständigt, hieß es beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Final vom Parlament bestätigt ist dies aber noch nicht. Auf diese Unsicherheit wies auch Stromnetz Berlin in ihrer Erklärung am Freitag darauf hin: „Für den Bundeszuschuss zu den Netzentgelten der Übertragungsnetzbetreiber fehlt derzeit noch die gesetzliche Grundlage.“ (mit dpa)

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