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Ein Kraftfahrer betankt an der einer öffentlichen LNG-Markentankstelle der Firma Shell.

© dpa/Axel Heimken

Wegmarke in der Verkehrswende?: Berliner Tüftler kündigen Produktion von „CO₂-negativem“ Biokraftstoff an

Den Lkw auftanken und damit das Klima schützen? Das scheint zu gut, um wahr zu sein. Eine Entwicklung zweier Berliner könnte der Kraftstoff- und Logistikbranchen aber einen Schub in die grüne Richtung verleihen.

Das Berliner Unternehmen Carbon Farming will im kommenden Jahr das erste Werk für seinen „CO₂-negativen“ Biokraftstoff „Beyond Zero“ errichten. Damit ist gemeint, dass bei dessen Erzeugung mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre entzogen wird, als er bei der Verbrennung freisetzt. Dies sei eine Weltneuheit, erklärte das Unternehmen am Dienstag in Berlin. Der Fachdienst Tagesspiegel Background Verkehr & Smart Mobility hat zuerst darüber berichtet.

Der Biosprit entsteht durch die Kopplung von Biogasproduktion mit dem Speichern von Kohlenstoff in Pflanzenkohle, die sonst als Dünger auf den Feldern landen würde. Indem Carbon Farming daraus mit einem patentierten Verfahren per Pyrolyse Pflanzenkohle macht, kann der darin enthaltene Kohlenstoff nicht mehr zu Kohlendioxid reagieren.

Die Pflanzenkohle lasse sich zudem als Futterkohle in der Landwirtschaft einsetzen, so das Unternehmen, das sein Verfahren nach eigenen Angaben von einem externen Labor prüfen ließ. Um noch mehr CO₂ zu entfernen, wird das bei der Biomethan-Aufbereitung und der Pyrolyse entstehende Kohlendioxid ebenfalls aufgefangen und von Partnerunternehmen in tiefen Untergründen dauerhaft gespeichert.

Marc Feldmann (Sohn) und Michael Feldmann (Vater) und Gründer des Berliner Unternehmens Carbon Farming Germany auf einer Bühne.
Marc Feldmann (Sohn) und Michael Feldmann (Vater) und Gründer des Berliner Unternehmens Carbon Farming Germany auf einer Bühne.

© Carbon Farming Germany

„Der Transportsektor ist äußerst schwer zu dekarbonisieren. Wir haben erstmals eine Technologie entwickelt, die Kraftstofferzeugung mit CO₂-Entfernung vereint“, sagt Marc Feldmann, Geschäftsführer von Carbon Farming. Das erste Werk soll 2025 in Schleswig-Holstein errichtet werden und ab 2026 jährlich 6700 Liter Bio-LNG produzieren. Damit lasse sich der Bedarf von 300 großen Lkw CO₂-neutral decken.

Zusätzlich würden durch die Produktion jedes Jahr über 75.000 Tonnen CO₂ aus der Atmosphäre entfernt. Die dabei anfallende Pflanzenkohle soll an die Landwirtschaft geliefert werden, deren Erträge sich dadurch um 15 Prozent steigern ließen. Pflanzenkohle ist auch in der „Terra preta“ enthalten – dunkler, humus- und nährstoffreicher Erde, die mutmaßlich seit Jahrhunderten von Indigenen im Amazonas genutzt wird.

Die Wahl sei auf Schleswig-Holstein gefallen, weil die Genehmigungsprozesse dort einfacher seien als in anderen Bundesländern, sagt Feldmann im Gespräch mit Background. Zudem stelle die geografische Nähe zum Nord-Ostseekanal sicher, dass Einsatzstoffe für die Spritproduktion auch über den Schiffsweg verfügbar seien. Im Anschluss an die erste Anlage plant Feldmann, jedes Jahr ein neues Werk in Auftrag zu geben. So sollen bis 2035 eine Million Tonnen CO₂ der Atmosphäre entzogen werden.

Diese und ähnliche Nachrichten lesen Sie in unserem werktäglich erscheinendem Entscheider-Briefing Background Verkehr & Smart Mobility.

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