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Götterbäume (im Vordergrund) breiten sich zwischen dem Park am Gleisdreieck und dem Elise-Tilse-Park aus. Er ist anspruchslos und wächst unglaublich schnell: Vielerorts schießen in diesem Sommer junge Götterbäume in die Höhe. Der Gast aus Asien zeigt massiven Ausbreitungswillen – und dürfte vom Klimawandel stark profitieren.

© dpa/Annett Stein

Der Fluch der Götterbäume: Warum die Baumart in Berlin Schaden anrichtet

Wo sich der Götterbaum einmal verbreitet hat, ist er kaum mehr zu beseitigen. Vor allem das Wurzelwerk kann Schäden verursachen. Aber der Baum hat auch eine gute Eigenschaft.

Bei dem Namen dieser Baumart denken die meisten Menschen wahrscheinlich, dass sie eine ganz besondere Spezies ist, die viel Gutes mit sich bringt. Ein natürliches Geschenk der Götter sozusagen. Aber ganz so verhält es sich leider nicht. Der ursprünglich in China beheimatete Baum hat sich inzwischen so stark ausgebreitet, dass er andere Pflanzen verdrängt und auch starke Schäden anrichten kann.

Das größte Problem dabei: Wo der Götterbaum mit seinen gefächerten Blättern einmal Wurzeln geschlagen hat, wird man ihn praktisch nicht mehr wieder los. Er breitet sich rasend schnell aus, über Samen, die bis zu zehn Kilometer fliegen können. Und zusätzlich über das Wurzelwerk, das sich meterweit ausdehnen kann und zu neuen Trieben führen kann. Platz für einen Götterbaum ist in der kleinsten Ritze. Und wenn er sich dann beispielsweise in einem kleinen Spalt vor einer Mauer ausbreitet, kann das mit der Zeit immer größere Schäden im Mauerwerk hervorrufen.

In einem großen Umkreis müssen sämtliche Wurzeln entfernt werden.

Saskia Ellenbeck, Stadträtin

Schäden gibt es auf öffentlichem Straßenland, aber auch an privaten Gebäuden. Ein Lichtenrader Leser berichtete beispielsweise, wie die weitverzweigten Wurzeln den Boden in einer Garagenanlage beschädigen und nach oben drücken. Auch an der Tempelhofer Johanna-Eck-Schule hat sich die Baumart verbreitet. Dort ist die Garten-Arbeitsgemeinschaft stets dabei, den „Götterbaumdschungel“ zu lichten. Aber dem Facility-Management des Bezirks sind auf dem Schulgelände bisher keine Schäden am Gebäude bekannt.

Das Pflaster hebt sich durch die Wurzeln

Im Bezirk pflanze man bereits seit Jahrzehnten keine mehr an, sagt die für das bezirkliche Grün zuständige Stadträtin von Tempelhof-Schöneberg, Saskia Ellenbeck (Grüne). Die Probleme kenne man aber sehr wohl. Aufgrund des fehlenden Personals könne man aber nur im Einzelfall reagieren oder im Rahmen der regulären Pflege die sogenannten „Wildlinge“ entfernen. In der Regel verursachen ihre Wurzeln, dass sich das Pflaster hebt.

Wenn bei der Reparatur der Baum entfernt wird, müsse man beachten, „dass in einem großen Umkreis sämtliche Wurzeln restlos entfernt werden müssen, da diese Baumart ansonsten nur noch mehr Wildlinge bildet“, sagt Ellenbeck. Die Stadträtin weist aber auch darauf hin, dass der Götterbaum besonders klimaresilient sei und selbst große Trockenzeiten problemlos überstehe.

Die Wasserbetriebe müssen immer wieder Schäden beheben, die durch Baumwurzeln hervorgerufen werden. Aber laut Sprecher Stephan Natz ließ sich bislang nicht ausmachen, ob die Wurzeln der Götterbäume schlimmere Schäden als die anderer Bäume verursachen.

Bei Kanälen, die aus zusammengesteckten Steingut- oder Kunststoffrohren bestehen und deren Dichtungen schon gealtert sind, könnten erste, noch haarfeine Wurzel ihren Weg nach innen finden, wenn ein Baum beispielsweise bei Trockenheit auf der Suche nach Wasser ist.

„Dieser „Späher“ signalisiert dem Baum, dass es dort was zu holen gibt, und die kleine Wurzel wächst und weitere kommen nach. Das kann im Kanal zu Verstopfungen führen, weil die Wurzeln dann drinnen aufgefächert aussehen wie ein Reisigbesen“, so beschreibt Natz, wenn die Wurzeln der Bäume Probleme bereiten. Um die Schäden zu erkennen und Gegenmaßnahmen einleiten zu können, werden die Kanäle mit TV-Kameras befahren.

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