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Der 85-jährige Manfred Brandt leitet wöchentlich einen Englischkurs im Pestalozzi-Treff in Marzahn-Hellersdorf, obwohl er die Sprache erst als Rentner gelernt hat.

© Steffi Bey

Wissbegierig, wortgewandt, willensstark: Zusammen Englisch lernen im Berliner Stadtteilzentrum

Der 85-jährige Manfred Brandt leitet wöchentlich einen Englischkurs im Pestalozzi-Treff in Marzahn, obwohl er die Sprache erst als Rentner gelernt hat.

Von Steffi Bey

Wer mit 85 Jahren jede Woche einen Englischkurs leitet und selbst erst als Rentner begonnen hat, diese Sprache zu lernen – verdient Hochachtung. So wie der Marzahner Manfred Brandt. Er kommt jeden Mittwoch gut vorbereitet in den Pestalozzi-Treff und freut sich auf „eine kommunikative Runde“.

„Dort bin ich dann Gleicher unter Gleichen“, sagt er bescheiden. Sitzt zwischen den anderen Teilnehmern am Tisch, liest ein paar Passagen aus einem Text vor und sein Nachbar übersetzt. Danach wird gewechselt, und zwar so lange, bis jeder einmal dran war.

Die Themen sucht Manfred Brandt aus. Neulich zum Beispiel ging es um „malerische Wörter“. Geräusche oder Klänge von Tieren wurden beschrieben und nachgeahmt. Und wie in jeder Stunde gab es viel Spaß.

Aber das passt zu der fröhlichen Rentnerrunde, die seit vielen Jahren gemeinsam lernt und bei allem Ernst nie die Freude daran verliert. „Wir haben im Pestalozzi-Treff sogar den Ruf als lautester und lustigster Kurs“, berichtet der Marzahner amüsiert. Aber nur, weil eben alle auf einer Wellenlänge sind, klappt das schon so viele Jahre.

Manchmal streitet sich die fröhliche Rentnerrunde beim Übersetzen im jeden Satz.

© Steffi Bey

Manfred Brandt, der früher als Ingenieur arbeitete, übernahm die Englischstunden 2006. Geplant war das nicht, hat sich aber ergeben. Denn der damalige Leiter hörte auf und alle anderen wollten, dass es weitergeht. „Da habe ich das eben übernommen“, sagt der rüstige Senior.

Aus seiner Sicht war das nie ein Problem, oder besonders viel Aufwand. Bis vor eineinhalb Jahren besuchte er selbst noch regelmäßig Englischkurse an der Volkshochschule. Und konnte vieles davon im eigenen Kurs anwenden.

Die Themen, die behandelt werden, gehen ihm jedenfalls nie aus. Anregungen findet er auch im Englisch-Magazin „Spotlight“, kopiert daraus Seiten und bringt sie zum Unterricht mit. Obwohl er das Wort „Unterricht“ nicht mag: „Weil ich kein Lehrer bin – wir kommunizieren“, sagt er, das gefällt ihm besser.

Er ist der Beste, weil er auf uns eingeht und sich viele Gedanken für abwechslungsreiche Stunden macht.

Tina und Liuta vom Englischkurs.

Seine „Schüler“ sind mit ihm mehr als zufrieden. „Er ist der Beste“, sagen Tina und Liuta. „Weil er auf uns eingeht und sich viele Gedanken für abwechslungsreiche Stunden macht.“ Es sei immer spannend und manchmal streiten die Teilnehmenden beim Übersetzen um jeden Satz.

Viele von ihnen hatten in der eigenen Schulzeit keinen Englischunterricht. Uta Kensy beispielsweise, die seit 15 Jahren mitmacht und „diese wöchentlichen Runden nicht mehr missen möchte“. „Weil inzwischen Freundschaften entstanden sind und wir uns sogar außerhalb des Kurses treffen.“

Das sehen die anderen genauso. Und auch angefangen haben alle aus dem gleichen Grund: Sie wollten ihr Englisch verbessern, mehr verstehen können, sich verständigen, um ebenso mehr von Reisen zu haben.

Manfred Brandt berichtet unter anderem begeistert von Besuchen in Kanada oder Neuseeland, wo er sprachlich richtig gut zurechtkam. Er mag an den Mittwochs-Treffen vor allem den Austausch mit den anderen und „dass er dabei sein Gehirn im Alter noch trainiert“.

Wenn es nach ihm geht, sollte das noch lange so weitergehen. Jedes Mal freut er sich aufs Wiedersehen. Ganz geschickt buchte der Kurs den Raum jede Woche für zwei Stunden: Von 10 bis 11.30 Uhr steht dann tatsächlich Englisch im Vordergrund – danach wird geplaudert – einfach drauflos – über alle möglichen Themen.

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