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"Corona ist vorbei - rs2": Die Aktion des Senders erzielte schnell große Reichweiten - allerdings ganz anders, als erhofft.

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Update

„Corona ist ausgerottet“: Satire-Aktion eines Berliner Radiosenders sorgt für Ärger

Fast alle Menschen sehnen sich nach dem Ende von Corona. Einige sogar so sehr, dass sie Satire für Realität halten. Berlins Regierender Bürgermeister reagiert.

Die Aktion ging nach hinten los: Im Rahmen einer „Zeitreise ins Jahr 2022“ verbreitete der Berliner Radiosender „94,3 rs2“ am Donnerstagmorgen mehrere fiktive Nachrichten, die so oder so ähnlich am 28. Januar 2022 – also in einem Jahr – Realität werden könnten.

Den Titel der Aktion, „Corona ist vorbei – mit rs2!“, nahmen zahlreiche Hörer und Internetnutzer dann aber wohl doch etwas zu wörtlich – und sorgten so für erboste Anrufe bei Senat und Bezirken.

Was war passiert? Neben eher banalen Meldungen wie der, dass US-Schauspieler Leonardo DiCaprio deutscher Staatsbürger geworden sei, veröffentlichte der Sender eine Meldung, die zahlreiche Hörer nur zu gern bereits in das Jahr 2021 verlegen würden. „Die Weltgesundheitsorganisation hat das Coronavirus für ausgerottet erklärt“, sagt darin eine Sprecherin und erklärt weiter, in der „sonst eher nüchternen“ Organisation würden aktuell die Sektkorken knallen.

Auch die Bundesregierung sei „begeistert“ und berate aktuell darüber, bundesweit eine „gesetzliche Feierwoche“ durchzuführen. Dafür in Frage komme der „Wonnemonat Mai“, sagt die Sprecherin weiter und informiert darüber, dass mit „Covication“ – einer Mischung aus Corona und Vacation (englisch für Urlaub) – sogar schon ein Name für die Feierwoche gefunden sei.

Was der Sender ganz offenbar nicht erwartet hatte: Über die sozialen Netzwerke und allen voran den Messenger-Dienst Whatsapp verbreitete sich die Nachricht rasant – und ohne Hinweis auf den fiktiven Charakter.

„Leider ist die Corona-Pandemie mitnichten vorbei“

Aus der Berliner Senatskanzlei und verschiedenen Bezirksämtern der Stadt hieß es noch im Laufe des Vormittags, es würden sich „aufgeregte Bürger und Bürgerinnen“ melden und sich nach der Nachricht erkundigen.

Ganz offensichtlich glaubten einige tatsächlich an ein Ende der Pandemie, wie die Auskunft einer Sprecherin des Lichtenberger Bezirksamtes zeigt. Sie erklärte: "Kolleg:innen an mobilen Ausgabestellen für kostenfreie OP-Masken wurden vereinzelt von einigen wenigen Bürger:innen auf die Sendungen des rs2 angesprochen und wurden darüber aufgeklärt, dass es sich dabei um Satire handelt und die Pandemie nicht vorbei ist."

Projekt war vorher bei der MABB als Radioday angemeldet

Tagesspiegel-Informationen zufolge war darüber hinaus die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) informiert worden. Der Sender habe das Projekt vorab als Radioday angekündigt, hieß es von der MABB. Demnach sollte die Botschaft verbreitet werden, dass die Pandemie irgendwann wieder vorbei und positive Nachrichten möglich seien.

Die Medienanstalt hatte dem Privatsender aber aufgegeben, dass eine Irreführung beim durchschnittlichen Zuhörer vermieden werden und die Parodie klar erkennbar sein muss. Nach den heutigen Hörproben habe das funktioniert. Die MABB werde aber sicherlich auch im Nachhinein noch einmal prüfen.

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Ohne die Verbreitung der Nachricht zu diesem Zeitpunkt exakt abschätzen zu können, hieß es aus der Senatskanzlei, es müsse „massiv gegengehalten“ werden, damit sich nicht zahlreiche Bürger:innen von der Befolgung der Corona-Maßnahmen lossagen.

Melanie Reinsch, Sprecherin des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD), sagte dem Tagesspiegel: „Leider ist die Corona-Pandemie mitnichten vorbei. Trotz sinkender Zahlen sind wir weiter auf die volle Unterstützung und Solidarität der Bevölkerung angewiesen.“

"Wir wollten jede Irreführung vermeiden und bedauern die Vorkommnisse sehr"

Der Radiosender selbst reagierte ebenfalls noch am Vormittag auf die offensichtlich aus dem Ruder gelaufene Aktion. Auf der Homepage erschien eine Warnmeldung mit dem Hinweis darauf, dass sich sämtliche Beiträge der „Zeitreise“ auf eine „fiktive Zukunft beziehen, in der die Pandemie zu Ende ist“. „Aufgrund der vielen Anfragen“ weist der Sender darauf hin, „dass Corona leider noch nicht vorbei ist“.

Darüber hinaus erklärte Arnim Braun, Geschäftsführer der Firma Medienzentrum, zu der unter anderem der Sender 94,3 rs2 gehört: "Wir wollten jede Irreführung vermeiden und bedauern die Vorkommnisse sehr." Braun zufolge hatte der Sender am Vormittag sechs Mal pro Stunde darauf hingewiesen, dass es sich bei den Meldungen um fiktive Nachrichten aus dem Jahr 2022 handelt. Bei dem via Whatsapp verteilten Clip sei der Hinweis jedoch ausgeschnitten worden.

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