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Absperrband liegt auf dem Bürgersteig an der Tauentzienstraße, wo ein Mann bei einer Amokfahrt eine Frau tötete.

© Fabian Sommer/dpa

Update

Der schnelle Überblick zum Vorfall in Berlin: Was zur Todesfahrt am Breitscheidplatz bekannt ist – und was nicht

Eine Frau kam ums Leben, es gibt zahlreiche Verletzte. Der Täter wurde festgenommen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vorfall in Berlin-Charlottenburg.

Auch einen Tag nach dem tödlichen Vorfall im Westen der Hauptstadt ist die Betroffenheit groß. Wie zuvor Bundeskanzler Olaf Scholz ordnet auch die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey das Ereignis als „Amoktat“ ein und spricht von einem „dunklen Tag in der Berliner Stadtgeschichte“.

Noch allerdings sind die Hintergründe nicht vollends aufgeklärt, die Ermittlungen dauern an. Ein Überblick.

Was ist passiert?

Am Mittwochvormittag fuhr ein Mann mit einem Pkw gegen 10.30 Uhr am Kurfürstendamm in Höhe der Berliner Rankestraße in eine Personengruppe auf dem Gehweg. Danach fuhr er wieder auf die Straße, um nach etwa 100 Metern erneut auf den Bürgersteig zu fahren. Von dort aus überquerte er mit seinem Auto die Marburger Straße und fuhr kurz darauf in ein Schaufenster, wo er schließlich zum Stehen kam..

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Feuerwehr und Polizei waren unmittelbar nach dem Vorfall mit einem großen Aufgebot am Tatort, die Polizei rückte mit 130 Einsatzkräften an. Auf dem Mittelstreifen der Tauentzienstraße landete ein Rettungshubschrauber.

Wer sind die Opfer?

Bei der Amokfahrt wurde eine Frau getötet. Bei ihr handelt es sich um eine 51-jährige Lehrerin aus Hessen. Sie war mit einer zehnten Klasse einer Haupt- und Realschule aus dem nordhessischen Bad Arolsen im Landkreis Waldeck-Frankenberg zu Besuch in Berlin.

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Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft von Donnerstagmittag sind neben dem Fahrer insgesamt 32 Menschen verletzt worden: Demnach wurde ein Kollege der getöteten Lehrerin schwer verletzt, außerdem kamen sieben Jugendliche ihrer Schülergruppe schwer verletzt in Krankenhäuser, sieben Schüler wurden leicht verletzt. Zudem wurden laut Polizei 17 Passanten unterschiedlich schwer verletzt und medizinisch versorgt.

50 weitere Personen seien psychologisch betreut worden. Der 29-jährige Fahrer des Fahrzeugs wurde ebenfalls verletzt und kam in ein Krankenhaus, anschließend wurde er der Kriminalpolizei überstellt, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft.

Was wissen wir über den Fahrer?

Bei dem Fahrer handelt es sich um einen 29-jährigen Deutsch-Armenier. Er wurde unmittelbar nach der Tat festgenommen und vernommen. Bei dem Mann soll es sich um Gor H. handeln, der in Charlottenburg gemeldet ist. Der Pkw - ein Renault-Clio - soll seiner Schwester gehören, die ebenfalls in Charlottenburg lebt.

[Lesen Sie zudem: Autofahrer tötet und verletzt Passanten – Hätte modernere Technik Opfer am Breitscheidplatz verhindern können? (T+)]

Polizeiangaben und Zeugenaussagen zufolge soll er nach Verlassen des Autos einen verwirrten Eindruck gemacht haben. Zugleich berichteten Zeugen, der Fahrer sei gezielt in die Menschengruppe gefahren.

Der 29-Jährige Fahrer wurde von der Polizei festgenommen.
Der 29-Jährige Fahrer wurde von der Polizei festgenommen.

© Privat

Nach seiner Festnahme wurde er bei der Bundespolizei am Zoo erkennungsdienstlich behandelt, weil er keine Papiere bei sich hatte. Wie es aus mehreren Quellen hieß, soll der Fahrer polizeibekannt sein und mit Diebstahlsdelikten aufgefallen sein.

Was sind die Hintergründe des Vorfalls?

Wie am Vorabend bereits Innensenatorin Iris Spranger (SPD) betonte Giffey das diffuse Bild, das sich momentan zu den Hintergründen ergibt. Durch die Ermittlungen der Polizei sei klar geworden, „dass es sich um die Amoktat eines psychisch schwer beeinträchtigten Menschen handelt“. Mit Hilfe eines Dolmetschers werde versucht, mehr „aus den teilweise wirren Äußerungen, die er tätigt, herauszufinden“.

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Die Schwester des Verdächtigen und Halterin des Tat-Fahrzeugs sagte einem „Bild“-Reporter: „Er hat schwerwiegende Probleme.“ Nachbarn äußerten sich der Zeitung zufolge erstaunt, „dass er zu so einer Tag fähig ist“.

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Bereits wenige Stunden nach dem Vorfall waren Sicherheitskreise von einer Amokfahrt ausgegangen. Ein Terrorverdacht bestätigte sich nicht, auch ein politisches Motiv können die Ermittler nicht erkennen. Noch am Nachmittag widersprach eine Polizeisprecherin einem Medienbericht, wonach in dem Auto ein Bekennerschreiben gefunden worden sein soll. Zum Motiv des Fahrers wollte sie sich nicht äußern.

[Lesen Sie zudem: Ein Berliner Trauma kehrt zurück – doch die Lage ist anders (T+)]

Zeugen wollen gesehen haben, dass anti-türkische Plakate im Fahrzeug lagen. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) bestätigte am Nachmittag, dass Plakate mit Äußerungen „über die Türkei“ entdeckt worden seien. Weitere Einzelheiten nannte sie nicht, betonte jedoch ebenfalls: „Ein richtiges Bekennerschreiben gibt es nicht.“

Einsatzkräfte stehen nach dem Vorfall auf der abgesperrten Straße.
Einsatzkräfte stehen nach dem Vorfall auf der abgesperrten Straße.

© Fabian Sommer/dpa

Die Ermittlungen der Polizei werden von einer Mordkommission geführt – also nicht vom Staatsschutz, der für eine politisch motivierte Tat zuständig wäre. Bereits am Mittwoch hatten Spezialkräfte unter anderem die Wohnung des Fahrers in Charlottenburg durchsucht.

Ein Gericht wies den 29-jährigen Amokfahrer am Donnerstag per Unterbringungsbefehl in eine Psychiatrie ein. Ihm werden ein vollendeter Mord und 17 versuchte Mordtaten vorgeworfen.

Die Staatsanwaltschaft geht bei der Todesfahrt am Kurfürstendamm von einer vorsätzlichen Tat aus. Was gestern noch unklar war, habe sich nun erhärtet, sagte ein Sprecher am Donnerstag: „Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass es eine psychische Beeinträchtigung bei dem Beschuldigten gab, die auch Anlass war für die gestrige Tat.“

Im Rahmen der Durchsuchungen seien Medikamente gefunden worden, inzwischen habe der 29-Jährige auch über seinen Verteidiger behandelnde Ärzte von der Schweigepflicht entbunden, „insofern spricht recht viel für eine paranoide Schizophrenie“, sagte der Sprecher.

Welche Reaktionen gibt es aus der Politik?

Neben der Regierungschefin Giffey und Innensenatorin Spranger äußerte sich ebenfalls Bundeskanzler Olaf Scholz (alle SPD) bestürzt über die Todesfahrt. „Die grausame Amoktat an der Tauentzienstraße macht mich tief betroffen“, twitterte er: „Die Reise einer hessischen Schulklasse nach Berlin endet im Alptraum. Wir denken an die Angehörigen der Toten und an die Verletzten, darunter viele Kinder. Ihnen allen wünsche ich eine schnelle Genesung.“

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Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schrieb am Mittwochnachmittag auf Twitter: „Ich bin erschüttert und tief betroffen über den schrecklichen Vorfall in Berlin. Mein tiefes Mitgefühl gilt der Familie der Getöteten. Allen Verletzten wünsche ich, dass sie wieder gesund werden. Ich danke den Einsatzkräften, die um das Leben der Schwerverletzten kämpfen.“ Demnach sei sie mit der Berliner Innensenatorin Spranger „laufend im Kontakt“.

[Lesen Sie zudem: „Vielen waren die Schreie noch in den Ohren“ – Berlin gedenkt der Opfer der Todesfahrt am Kurfürstendamm (T+)]

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich ebenfalls bestürzt geäußert. „Meine Gedanken sind bei den schwer und sehr schwer Verletzten, bei dem Todesopfer“, erklärte er am Mittwoch. „Und sie sind bei denen, die Schreckliches erleben mussten. Mein tiefes Mitgefühl gilt ihnen, allen Angehörigen und Hinterbliebenen.“

Auch die hessische Landesregierung zeigte sich tief bestürzt. „Diese schockierende Nachricht aus Berlin macht mich fassungslos und tief betroffen. Meine Gedanken sind bei den Opfern, die voller Freude auf einer Klassenfahrt in der Hauptstadt waren“, teilte Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) mit. (mit Agenturen)

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