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Michael Michalsky, 47, lädt seit Jahren zur größten Modenschau der Fashion Week ins Tempodrom. Dort treten auch Popstars wie Rita Ora oder Lisa Stansfield auf.

© dpa

Ebola-Ausbruch: Michalsky sagt seine StyleNite bei der Fashion Week ab

„Mode ist weder frivol noch irrelevant“: Gerade deshalb sagt der Designer Michael Michalsky seine Modenschau im Januar ab. Der Ebola-Ausbruch hat ihn dazu bewogen.

Zum ersten Mal haben Sie die StyleNite abgesagt. Warum?

Ich engagiere mich schon sehr lange für ein Waisendorf in Tansania. Den Kindern wird in dem Dorf Sicherheit, ärztliche Versorgung und vor allem eine Zukunft gegeben. Durch dieses Engagement bin ich emotional sehr mit Afrika verbunden. Der aktuelle Ebola-Ausbruch schockiert mich zutiefst.

Warum reagieren Sie gerade jetzt?

Ich will helfen und ein Zeichen setzen. Deshalb spende ich an „Ärzte ohne Grenzen“. Aber eine Spende allein war mir nicht genug. Ich möchte auch zum Nachdenken anregen. Wir sollten ab und zu hinterfragen, wie wir leben und was wir tun. Deshalb verzichte ich im Januar auf die StyleNite. Es ist ein Statement.

Traditionell gehört der Freitagabend und damit der Abschluss der Fashion Week Michael Michalsky, hier kommen noch mal alle zusammen und feiern … Fiel es Ihnen schwer, den Termin abzusagen?

Sehr schwer, zumal es nicht nur um Beisammensein und Feiern geht. Ich präsentiere auf dem Event meine neueste Mode, aber das wird eben auch mal ohne große Show gehen. Das Michalsky-Business ist von der Entscheidung nicht betroffen. Wir gehen diesmal nur einen anderen, leiseren Weg.

Wie viel kostet eine StyleNite und was spenden Sie?

Wir spenden 30.000 Euro an Ärzte ohne Grenzen. Das sind die durchschnittlichen Kosten für die Präsentation der Kollektion auf der StyleNite. Das Event selbst kostet natürlich viel mehr, aber wir teilen diese Kosten mit den Partnern, die wir seit Jahren an Bord haben.

Würden Sie sich wünschen, dass die Lücke unbesetzt bleibt? Immerhin hat die Absage einen triftigen Grund.

Das ist mir egal. Andere Leute werden selbst entscheiden, was sie tun. Meine Aktion ist kein allgemeiner Spendenaufruf. Jeder muss selbst entscheiden. Aber natürlich würde ich mich freuen, wenn ich dadurch weitere Spenden initiiere.

Wenn es Krisen gibt, rutscht Mode sofort auf die hintersten Nachrichtenplätze und gilt als frivol und irrelevant. Ist es schwer, die Balance zu halten?

Mode ist weder frivol noch irrelevant. Jeder Mensch zieht jeden Tag Mode an. Wir hören ja schließlich auch nicht auf zu essen.

Joe Corré, der Sohn von Vivienne Westwood sagt, das Einzige, was Menschen noch frei entscheiden können, sei, wie sie ihr Geld ausgeben. Wie sehen Sie das?

Ich glaube, diese Aussage ist nicht ganz richtig. Menschen stecken in Abhängigkeiten und Zwängen. Mieten, Darlehen, Kinder – all das kostet Geld. Man könnte sagen, diese Abhängigkeiten haben die Menschen selbst geschaffen und die Entscheidung frei getroffen. Allerdings ignoriert die Aussage den gesellschaftlichen Druck, der auf vielen Menschen lastet, bewusst oder unbewusst. Was ist „Freiheit“? Ich finde den Aspekt aber interessant, auch meine Entscheidung, die StyleNite abzusagen, war nicht leicht. Ich habe mir die Freiheit genommen.

Können wir mit dem richtigen Verhalten als Kunde viel bewirken?

Sehr viel. Mein Traum ist, dass die Menschen endlich anfangen, Mode wirklich bewusst einzukaufen. Zu viele Menschen sind leichte Opfer der Fast-Fashion-Konzerne. Das ist sehr schade und schlecht für die Natur und vieles andere.

Sollte es dazu mehr Aufklärung geben?

Dazu gibt es eine anhaltende Diskussion in den Medien. Aber sogenannte „vernünftige“ Erkenntnisse brauchen immer sehr lange, um sich durchzusetzen. Speziell beim Einkaufsverhalten von Mode, denn daran hängen viele Emotionen.

Finden Sie, dass Mode Teil des gesellschaftlichen Diskurses sein sollte?

Ich selbst bin sehr davon überzeugt, dass speziell Modedesigner die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen reflektieren sollten. Ich mache mir jedenfalls immer viele Gedanken dazu und lasse diese Themen in meine Arbeit einfließen.

Die Fragen stellte Grit Thönnissen.

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