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Am Aschermittwoch beginnt die 40-tägige christliche Fastenzeit.

© Armin Weigel/dpa

Fastenzeit in Berlin: "Eine volle Mahlzeit und zwei Stärkungen"

Am Mittwoch beginnt die Fastenzeit, einige Kirchen rufen zum "Klimaschutz-Fasten" auf. Der Moabiter Mönch Pater Alanus über Buße, Fasching und Klimawandel.

Heute beginnt die 40-tägige christliche Fastenzeit. Katholische Bistümer und evangelische Landeskirchen rufen zum „Klimaschutz-Fasten“ auf. Auch Berlin ist in diesem Jahr mit dabei. Jede der sieben Wochen steht unter einem Motto wie „fairer Konsum“ oder „plastikfreies Leben“.

Das ist auf katholischer Seite eine Laieninitiative; hauptsächlich geht sie aber von evangelischen Landeskirchen aus; unser Kloster ist daran nicht beteiligt. Vom religiösen Sinn ist das weitgehend abgekoppelt. Das Ziel der Fastenzeit hat nicht vorrangig mit dem Klima zu tun. Es geht primär um Buße und Umkehr, darum, dass man schaut, was im eigenen Leben schiefläuft und wie man das ändern kann.

Berlin gilt häufig als Sinnbild für Genuss und Exzess. Ist den Leuten hier Fasten überhaupt wichtig?

Die Leute, die nicht gläubig sind, wird unsere katholische Fastenzeit nicht interessieren. Aber einige fasten während der 40 Tage Süßigkeiten, Alkohol oder Social Media, auch in Berlin. Ich weiß nicht, warum die das machen.

Ich will nicht sagen, dass das nicht echt wäre, aber die Motivation ist eine andere. Wenn Sie ein Auto haben, können Sie damit nach Potsdam fahren oder nach Köln. Das Verkehrsmittel ist dasselbe, aber die Ziele sind andere.

Wie fasten Sie denn?

Als ich noch jünger war, habe ich nach traditioneller katholischer Art gefastet. Das bedeutet während dieser 40 Tage eine volle Mahlzeit am Tag und zwei Stärkungen. Diese Verpflichtung endet mit dem Eintritt in das 60. Lebensjahr. In unserem Kloster bekommen wird das Mittagessen von außerhalb angeliefert, und wir müssen deshalb essen, was kommt. Das kann auch eine Buße sein, wenn man das Essen nicht selbst wählen kann.

Viele Klöster befinden sich am Stadtrand oder in Brandenburg, da wo es ruhiger ist. Warum steht ihr Kloster mitten in Berlin?

Unser Orden ist von Anfang an in die Stadt gegangen, damit wir uns der Seelsorge und der Glaubensverkündigung für Berliner widmen können. In Moabit gab es damals viele Katholiken, die keine Seelsorger hatten. Auch jetzt kommen noch viele bei uns zur Seelsorge, auch welche, die etwas weiter weg wohnen.

Alain Kordel wohnt im Sankt Paulus Kloster in Moabit und nennt sich Pater Alanus.
Alain Kordel wohnt im Sankt Paulus Kloster in Moabit und nennt sich Pater Alanus.

© privat

Gibt es einen hohen Andrang zur Fastenzeit bei Ihnen?

Das kann ich Ihnen gar nicht sagen. Was Gäste angeht, sind wir das ganze Jahr über ziemlich ausgebucht, da wir nur drei Einzelzimmer und zwei Doppelzimmer zur Verfügung haben. Mir würde es schon reichen, wenn mehr Leute in die Kirche kämen. Auf den Kirchenbänken ist noch Platz.

Bieten Sie im Kloster Moabit denn etwas Spezielles zum Fasten an?

Wir haben keine besonderen Veranstaltungen, aber die ganze Liturgie und die Predigten sind natürlich auf die Fastenzeit abgestimmt.

Was sind Ihre Tipps zum Fasten?

Es gibt manche Dinge, die lernt man nur, indem man sie tut.

In der katholischen Kirche wird neben dem Essen auch noch etwas anderes gefastet.

Eheleute können den ehelichen Verkehr einschränken. Aber auch da gibt es keine festen Vorschriften. Früher gab es keine Tanzvergnügungen und keine Hochzeiten während der Fastenzeit; sie heißt darum „geschlossene Zeit“. Ab dem Aschermittwoch war dann alles vorbei.

Früher war ja mit Fastnacht der Vorabend der Fastenzeit gemeint, an dem man ein letztes Mal gutes Essen, Musik, Spiele und den Fastentrunk genießen durfte. Inzwischen hat Fastnacht mit der Fastenzeit kaum noch etwas zu tun – sondern gehört eher zum Karneval.

Die Kirche selbst hat den Fasching nicht erfunden. Aber es ist die letzte Möglichkeit vor der Fastenzeit, sich noch einmal richtig zu amüsieren. Solange die Leute den Fasching nicht zu alkoholischen oder sexuellen Exzessen missbrauchen, sollte man jedem seinen Spaß gönnen.

Alain Kordel ist 1974 in den katholischen Dominikanerorden eingetreten. Seit 1997 wohnt der heute 63-Jährige im Sankt Paulus Kloster in Moabit und nennt sich Pater Alanus.

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