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Die mittelalterliche Latrine wird in einer Transportbox an ihren endgültigen Standort auf der Fischerinsel transportiert.

© dpa/Carla Benkö

Hängt ein Klo am Kran: Mittelalterliche Latrine kehrt zurück an ihren Platz auf der Berliner Fischerinsel

Vor sieben Jahren entdeckten Archäologen bei Ausgrabungen in Mitte eine Toilette aus dem 14. Jahrhundert. Das stille Örtchen soll dort einen eigenen Pavillon erhalten.

Neben einer von Bauzäunen umringten Grube auf der Fischerinsel in Berlin-Mitte steht ein roter Schwerlastkran. Auf einer Baustelle erstmal nicht außergewöhnlich – nur soll er statt Materialien eine mittelalterliche Latrine heben. Der historische Fund soll an seinen endgültigen Platz zurückkehren.

Die quadratische Latrine mit 1,8 Metern Seitenlänge besteht aus Ziegelsteinen und stammt aus einem Haushalt des 14. Jahrhunderts. Sie wurde um 1300 gebaut und mit Gefäßen und Tierknochen verfüllt. Die Besonderheit sei, dass das Bauwerk aus dieser Zeit noch vollständig erhalten ist, sagt Christoph Rauhut, Direktor des Landesdenkmalamtes Berlin. Ein weiteres Stück Geschichte im Herzen Berlins könne so für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Vor sieben Jahren wurde die Latrine während archäologischer Ausgrabungen auf der Fischerinsel entdeckt. Im Frühjahr 2021 wurde sie umgelegt, damit auf der Fläche Mietwohnungen entstehen konnten. Dafür wurde um die Latrine herum eine Baukiste montiert.

Die mittelalterliche Latrine soll, sobald sie einen Pavillon hat, öffentlich zugänglich sein.

© Baumgardt-Architekten

In der Zwischenzeit habe niemand in die Kiste geschaut. Das werde Restaurator Thomas Lucker bald nachholen. Er wurde beauftragt, ein Konzept für den Transport der Latrine zu erarbeiten. „Der Transport war ruhig, deshalb sollte alles unverändert sein“, sagt er. Davon können sich ab Frühjahr 2024 alle Interessierten ein Bild machen. Über die Latrine soll ein Pavillon kommen, dann soll sie für alle zugänglich sein.

Mit einem lauten Brummen fährt sich der Kran in den Horizont aus. Er hebt den mit Ketten umwickelten Klotz an. Bis zum 12. Stockwerk des Hochhauses nebendran schwebt die Latrine in der Luft, bis sie in die Grube herunterfährt. Dann steht sie wieder an ihrem Fundort.

Nur weil jetzt ein altes Klo vor dem Fenster steht, müssten sich die Mieter nicht vor einer Preiserhöhung fürchten, sagt einer der Vertreter der Wohnbaugesellschaft WBM und lacht. Die Arbeiter sind inzwischen aus der Grube geklettert. Sie schauen schweigend auf den braunen Klotz, hinter dem sich die Latrine verbirgt. Sie klopfen sich auf ihre Schultern und grinsen.

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