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Johannes (Mitte) und Georg Mesus bei einer Beerdigung.

© picture alliance/dpa/Jens Kalaene

Johannes Mesus aus Berlin: Bundespräsident zeichnet ehrenamtlichen Trauerbegleiter aus

Johannes Mesus und sein Vater geben Beerdigungen von armen und obdachlosen Menschen Würde, indem sie katholische Rituale zeigen. Jetzt ehrt der Bundespräsident Johannes Mesus.

Johannes Mesus trägt immer das zwei Meter große Kreuz. Stumm steht er dann am Grab, während sein Vater Georg die Fürbitten des Pfarrers mitspricht. Es sind immer Beerdigungen nach katholischem Ritus in Berlin, bei dem sie dem oder der Toten das letzte Geleit geben. Oft waren es arme oder obdachlose Menschen, die eine Sozialbestattung erhalten oder um die sich kein Angehöriger kümmert.

Johannes Mesus und sein Vater, beide leben in Berlin, wollen der Zeremonie eine Würde geben. Bei mehr als 200 Beerdigungen waren Vater und Sohn in den vergangenen fünf Jahren dabei.

Johannes Mesus erhält die Verdienstmedaille

Für sein Engagement erhält Johannes Mesus, der 39-Jährige mit Downsyndrom, am Montag, 4. Dezember, von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Es ist die höchste Auszeichnung, die es für eine Ehrenamts-Tätigkeit gibt.

In Berlin sind die beiden längst ein vertrautes Bild auf Friedhöfen. Inzwischen sind Vater und Sohn aber auch bundesweit bekannt. ARD und ZDF haben bereits über ihre Einsätze berichtet.

Bei Georg Mesus und seinem Sohn, die beide der katholischen Pfarrei St. Elisabeth in Berlin-Mitte angehören, ist der katholische Glaube der zentrale Punkt ihrer christlichen Mission. Bei den meisten Beerdigungen hatten sie keinen persönlichen Bezug zu dem oder der Toten. Georg und Johannes Mesus geht es um etwas ganz anderes.

Beerdigungen sollen in Würde ablaufen

Der frühere Polizeihauptkommissar Mesus möchte katholischen Beerdigungen eine angemessene katholische Atmosphäre verschaffen. Begräbnisse, vor allem ohne Angehörige, sollen nicht zur mechanischen Zeremonie verkümmern, der ein Pfarrer durch ein paar gemurmelte Gebete wenigstens einen letzten Rest von Würde sichert.

Katholische Beerdigungen, so wie sie Georg Mesus versteht, sind Zeremonien mit Ritualen, mit Fürbitten, christlichen Liedern, gemeinsamen Gebeten, kollektivem Gesang, Symbole der Trauer, des gemeinsamen Abschiednehmens von einem geliebten, respektierten Menschen.

Georg Mesus hat auch die Rolle eines Souffleurs

Oft kennen die Angehörigen die Rituale nicht und schweigen. Wie ein Souffleur in einem Theater, der Schauspielern aus der Patsche hilft, die beim Text hängen bleiben, sagt der 68-Jährige dann die richtigen Sätze und Wörter vor. Wenn er das Vaterunser betet, schließen sich viele schnell an, weil sie sich irgendwann wieder an die Version erinnern, die sie mal gelernt haben. Bei den Fürbitten antworten sie: „Erbarme dich unser“, wenn Mesus das auch sagt. Bei den Liedern halten sie mit, wenn Mesus den Gesang angestimmt hat. In den Händen halten sie Zettel mit den Texten der Lieder, die Mesus singt.

„Wir sind berlinweit unterwegs“, sagt Georg Mesus. Sie haben in Treptow, in Reinickendorf, in Karlshorst, in Spandau gebetet und gesungen, die jeweiligen Pfarrer haben um ihr Erscheinen gebeten. Die Konfession des Friedhofs spielt dabei für Mesus keine Rolle. Evangelisch, städtisch, egal, nur der katholische Ritus muss vom Verstorbenen gewünscht sein, sonst kommen sie nicht.

Und diverse Angehörigen, die am Grab stehen, sind dankbar für die Begleitung. Ein Angehöriger schrieb dem Sohn mal: „Lieber Johannes, lass dir sagen, du bist ein Segen. Oder wie man manchmal von bestimmten Menschen sagt: Du bist (wie) ein Engel.“

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