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Silberner Bibliotheksriese. So schön strahlend und mit einem einladenderen Eingang stellt sich das Architektenbüro KSP das ICC nach der Sanierung vor.

© Simulation: KSP Jürgen Engel Architekten

Landes- und Zentralbibliothek Berlin: ICC erneut als Bücher-Standort vorgeschlagen

Der Chef der Zentral- und Landesbibliothek will nicht ins finstere Westend – sondern nach Tempelhof. Dagegen schlug ein Architekt jetzt bei einer Diskussion erneut das Charlottenburger Kongresszentrum als Bücherei-Standort vor.

Die scheinbar spannendste Neuigkeit zur geplanten neuen Landes- und Zentralbibliothek (ZLB) erwies sich leider nur als Scherz: Architekt Meinhard von Gerkan, der einst den Flughafen Tegel gestaltet hatte, wolle nach dessen Schließung dort die ZLB ansiedeln, hieß es am Montagabend bei einer Diskussion des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Berlin (AIV). Auf Nachfrage machte der Vereinsvorsitzende Wolfgang Schuster dann aber deutlich, dass er sich einen Spaß erlaubt hatte. Ernsthaft diskutiert wurde beim „AIV-Salon“ dagegen, ob der Flughafen Tempelhof wirklich der beste Ort für die größte deutsche Bibliothek ist – und ob das Internationale Congress Centrum (ICC) in Charlottenburg als Alternative infrage kommt.

270 Millionen Euro will der Senat in den ZLB-Neubau investieren, den die Gegner einer Bebauung des Tempelhofer Feldes ablehnen. Die ab 2014 geplante Sanierung des ICC kostet voraussichtlich 330 Millionen Euro, von denen das Land trotz der Suche nach privaten Investoren wohl mindestens 200 Millionen Euro beisteuern müsste.

Vor diesem Hintergrund warb Alexander Lohausen vom Architektenbüro KSP Jürgen Engel jetzt erneut für die Unterbringung der Bibliothek im ICC, die er bereits im vorigen Herbst zusammen mit dem CDU-Haushaltspolitiker Christian Goiny angeregt hatte. Im ICC kennen sich die KSP-Architekten aus, denn sie hatten vor fünf Jahren das Konzept zur Asbestsanierung entwickelt.

Lohausen will den nach außen hin abgeschotteten Kongressbau, der 300 Meter lang und 80 Meter breit ist, einladender gestalten. Am Eingang soll eine große Freitreppe in einen terrassenartig gegliederten Lesesaal führen, das Parkhaus könnte einem Magazinbau weichen. In der Nähe gebe es Einrichtungen wie den Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) oder die Universität der Künste (UdK), was der Bibliothek „viele Synergien“ ermöglichen würde, sagte Lohausen.

Ganz anders sah es ZLB-Direktor Volker Heller: Die vom Autoverkehr geprägte Gegend rund ums ICC und das Messegelände am Funkturm sei „nicht publikumsfreundlich“, seine Kinder würde er „dort abends nicht hinschicken“. Außerdem benötige die Landes- und Zentralbibliothek höchstens 90 000 Quadratmeter Fläche, das Kongresszentrum sei aber mehr als doppelt so groß. „Was machen wir dann mit dem Rest?“, fragte Heller. Dagegen wirke der geplante Standort am südwestlichen Rand des Tempelhofer Feldes „perfekt“. Dabei gehe es nicht nur um die relativ zentrale Lage und die Nähe zur U- und S-Bahn. Durch die Nachbarschaft zum einstigen Flugfeld, das als Freizeitgelände auch künftig viele Menschen anlocken werde, sei ein „Mitnahmeeffekt“ für die ZLB zu erwarten: „Es werden viele Besucher kommen, die man sonst nicht kriegt.“

Heller bedauerte, dass die ZLB aus Kostengründen nicht im neuen Humboldt-Forum an der Stelle des einstigen Stadtschlosses in Mitte unterkommen kann; auch der dort abgerissene Palast der Republik „wäre ein fantastischer Ort gewesen“. Bisher sind rund 3,4 Millionen elektronische und gedruckte Medien der ZLB auf drei Standorte verteilt – die Amerika-Gedenkbibliothek am Kreuzberger Blücherplatz, die Berliner Stadtbibliothek an der Breiten Straße in Mitte und ein Außenmagazin im Westhafen. Mit der Neueröffnung in Tempelhof rechnet Heller im Jahr 2021.

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