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Halt und Liebe geben. Pflegeeltern übernehmen wichtige pädagogische Aufgaben bei der Erziehung, wenn leibliche Eltern das nicht vermögen.

© dpa/Fernando Gutierrez-Juarez

Mehr Geld für Berliner Pflegefamilien: Jugendverwaltung prüft Erhöhung schon zum 1. Januar

Staatssekretär Falko Liecke schließt eine Anhebung der Unterhaltspauschalen schon zum Jahreswechsel nicht aus. Experten im Bildungsausschuss nennen zahlreiche weitere Probleme aus Sicht von Pflegefamilien.

Die Jugendverwaltung von CDU-Senatorin Katharina Günther-Wünsch will prüfen, ob eine Anhebung der Lebensunterhaltspauschalen für die 2000 Berliner Pflegekinder schon zum 1. Januar 2024 möglich ist. Das versprach Staatssekretär Falko Liecke (CDU) am Donnerstagnachmittag bei einer Anhörung im Bildungsausschuss auf Nachfrage der Grünen-Abgeordneten Marianne Burkert-Eulitz.

Wie berichtet, bekommen Berliner Pflegefamilien derzeit 240 Euro weniger im Monat als jene in den meisten anderen Bundesländern; Bayern und Nordrhein-Westfalen zahlen laut dem Verein AktivVerbund für Pflegeeltern sogar noch mehr als die entsprechende Empfehlung des in der Jugendhilfe maßgeblichen Deutschen Vereins. Seit 2012 gab es nicht einmal Erhöhungen zum Inflationsausgleich. „Ein Unding“ und „unerklärlich“ nannte Liecke diesen Zustand. Um die zahlreichen Probleme im Berliner Pflegekinderwesen in einem Guss anzugehen, setze die Bildungsverwaltung eine gemeinsame Projektgruppe mit der Finanzverwaltung ein, kündigte Liecke an – die muss einer möglichen Erhöhung nämlich zustimmen.

Das System soll vereinheitlicht und für Familien vereinfacht werden

Das Ziel ist eine neue Ausführungsvorschrift, welche die bisher gültigen drei zusammenführen und ersetzen soll. Unter anderem sollen darin die sehr unterschiedlichen Versorgungsstrukturen in den Bezirken vereinheitlicht werden, neue Standards für die Supervision eingeführt und auch die stationäre Pflege besser aufgestellt werden. Diese neue Ausführungsvorschrift werde man zwar erst im dritten Quartal des nächsten Jahres vorlegen können, sagte Liecke. Einzelne Vorhaben, wie die Erhöhung der Sätze für Kinder in Pflegefamilien, könnten aber auch vorgezogen werden.

Die Probleme, welche die eingeladenen Experten aus dem Bereich im Ausschuss schilderten, reichen indes über finanzielle Probleme weit hinaus. Besonders häufig nannten sie zu restriktive Regeln, was zusätzliche Hilfen wie Therapien betrifft – hier müsse man zum Teil über lange Zeit „betteln“, bis die Ämter solche Anträge bewilligten.

Das größte Thema ist allerdings mangelnde Wertschätzung: seitens der Öffentlichkeit, aber vor allem von manchen Jugendämtern. Hier fühlten Pflegefamilien sich häufig abschätzig behandelt, berichtete unter anderem Katja Braune, Vorsitzende des Vereins AktivVerbund für Pflegeeltern. Die Kommunikation sei oft schlecht, und bei Problemen mit den oft traumatisierten oder anders seelisch vorbelasteten Pflegekindern werde schnell gesagt, dass man diese auch woanders unterbringen könne – weshalb es wegen der bereits aufgebauten Bindungen zum Teil Ängste gebe, sich überhaupt Hilfe zu holen.

Die Unterbringung eines Babys, Kindes, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen bei einem Pflegeelternteil oder in einer Pflegefamilie ist im Vergleich zur stationären Unterbringung etwa in einer Wohngruppe eines freien Trägers für den Staat viel kostengünstiger – und die Förderung des Kindes dabei weitaus umfassender und intensiver.

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