zum Hauptinhalt
Berlins Hauptbahnhof.

© imago/Jürgen Ritter

Update

Millionenkosten durch Bröselbeton in Berlin: Massive Mängel am Hauptbahnhof – Baustopp für Nord-Süd-Tunnel

Der Bau des Berliner Nord-Süd-Tunnels wird sich wohl noch lange hinziehen: Auf der Baustelle am Hauptbahnhof sind schwerwiegende Mängel gefunden worden.

| Update:

Die Bauarbeiten rund um den Berliner Nord-Süd-Tunnel für die S-Bahnlinie S21 sind vorerst gestoppt. Am Hauptbahnhof seien „Baumängel an der Humboldthafenbrücke“ gefunden worden, bestätigte ein Sprecher der Deutschen Bahn dem Tagesspiegel am Samstag. Zuvor hatte der „Spiegel“ mit Verweis auf ein vertrauliches Konzernpapier der Deutschen Bahn von „gravierende Betonagefehler an einem Trägerrost“ berichtet. Diese seien „erheblich umfangreicher als erwartet“ und gefährdeten ebenfalls eine Eisenbahnbrücke.

Erste Baumängel wurden in dem Bereich laut Deutscher Bahn bereits 2020 festgestellt. Dabei handele es sich um „verdeckte Ausführungsfehler beim Bau des Hauptbahnhofs, die bisher noch nicht entdeckt werden konnten“, heißt es in dem internen Bahn-Papier. Es geht dabei um bröseligen Beton. Die betroffenen Stellen seien mit einem erheblichen Risiko verbunden.

„Im Rahmen der begonnenen Sanierung wurden 2021 und 2022 weitere Schäden festgestellt“, sagte der Bahn-Sprecher dem Tagesspiegel. „Der Weiterbau der neuen City-S-Bahn im Bereich des Humboldthafens wurde deshalb unterbrochen.“ Die Baumängel wurden nur zufällig entdeckt – wodurch wohl Schlimmeres, etwa ein Verkehrschaos durch die Unterbrechung der Ost-West-Trasse oder schlimmstenfalls sogar ein Einsturz der Brücke, verhindert wurde.

Keine Ansprüche mehr auf Schadensersatz

Verantwortlich für die Baumängel soll der Bahn zufolge ein Unternehmen des österreichischen Baukonzerns Porr sein. Da die Arbeiten bereits Ende der 1990er-Jahre ausgeführt wurden, könnten Schadensersatzansprüche jedoch nicht mehr geltend gemacht werden, heißt es.

Um den gesamten Bahnverkehr am Hauptbahnhof durch die Baumängel nicht zu gefährden, wurde Anfang 2022 für rund zehn Millionen Euro eine Hilfskonstruktion errichtet. Damit können alle S-Bahnen sowie alle Züge des Fern- und Regionalverkehrs die Brücke über den Humboldthafen und die Spree passieren – derzeit zumindest noch.

Wann die Bauarbeiten an dem Nord-Süd-Tunnel fortgesetzt werden können, ist nicht absehbar. Die Begutachtung dauere an. „Eine abschließende Bewertung der Schäden ist noch nicht möglich“, so der Bahn-Sprecher. Schon jetzt sei allerdings klar, dass das Trägerrost „vollständig erneuert“ werden muss. Ob dies auch Auswirkungen auf die Ost-West-Trasse des Hauptbahnhofs haben werde, sei noch unklar.

Der S21-Tunnel soll die beiden nördlichen Ringbahnstationen Wedding und Westhafen mit dem Bahnhof Südkreuz verbinden und somit eine zweite Nord-Süd-Trasse für den S-Bahnverkehr schaffen. Die ohnehin schon mehrfach nach hinten geschobene Fertigstellung des Bauprojekts wird sich den aktuellen Erkenntnissen zufolge weiter verzögern. Auch die Kosten werden laut Schätzungen um einen hohen Millionenbetrag steigen, und damit die Milliardengrenze überschreiten.

Insgesamt sind drei Bauabschnitte des Tunnels, den die Bahn „City-S-Bahn“ oder „S15“ nennt, geplant. Die vorläufige Inbetriebnahme des nördlichen Teilabschnitts zwischen dem S-Bahnhof Wedding und einem provisorischen Haltepunkt am Hauptbahnhof sei „weiterhin für Dezember 2023 vorgesehen“, heißt es von der Deutschen Bahn.

Was Berlin politisch bewegt, hören Sie jeden Freitag im Tagesspiegel-Podcast „Berliner & Pfannkuchen“. Alle Folgen finden Sie bei Spotify, Apple, Deezer und überall dort, wo es Podcasts gibt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Ursprünglich sollte die kurze Verbindung im Jahr 2017 fertig werden. „Wie bereits bekannt, zeichnet sich ab, dass die vollständige Inbetriebnahme des Endzustandes des ersten Bauabschnittes der neuen City-S-Bahn im Jahr 2026 nicht realistisch ist“, sagte der Bahn-Sprecher. Die nun festgestellten Mängel machen eine weitere Verzögerung wahrscheinlich.

Die Planung für den zweiten Teilabschnitt zwischen Hauptbahnhof und Potsdamer Platz laufe weiter. „Die Varianten, die wir vorbereitet haben, liegen dem Senat vor, der darüber entscheidet“, heißt es von der Deutschen Bahn. Vor einem Jahr hatte das Unternehmen als Zielmarke für den dritten und letzten Bauabschnitt bis zum Südkreuz das Jahr 2037 genannt. Die Angabe ist mittlerweile wieder von der Webseite der Bahn verschwunden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false