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Hunderte S-Bahn-Fans kamen am Vormittag nach Schöneweide

© Jörn Hasselmann

Mit Sonderfahrten am Sonntag: Berliner S-Bahn verabschiedet alte Ost-Baureihe

36 Jahre war sie im Einsatz. Nun ist Schluss. Tausende S-Bahn-Fans verabschiedeten am Sonntag auf mehreren Sonderfahrten die Baureihe 485, die viele wegen ihrer Optik „Coladose“ nennen.

| Update:

Fans sagen Coladose zu ihr, die S-Bahn selbst nennt sie „Kind des Ostens“. West-Berliner nennen sie die „DDR-Baureihe“. Alles ist richtig und nun ist es vorbei. Am Sonntag werden die Züge der Baureihe 485 letztmalig planmäßig eingesetzt. Es mögen viele Tausend Menschen gewesen sein, die Abschied nahmen, an jedem Bahnhof, auf dem die Züge fuhren, standen Fotografen. In Schöneweide hatten Mitarbeiter der S-Bahn eine Selfie-Station aufgebaut: Wer wollte, durfte aus dem Führerstand schauen und sich fotografieren lassen.

Ein Selfie zum Abschied
Ein Selfie zum Abschied

© Jörn Hasselmann

Für Fans hatte das Unternehmen einen besonderen Fahrplan gestrickt, dazu kehrten die letzten verbliebenen Züge auch auf ihre langjährigen Stammlinien S8 und S47 zurück. In den Stationen Schöneweide und Beusselstraße trafen sich mehrfach Züge dieser Baureihe. Es galten die normalen Fahrkarten, vom Einzelfahrschein bis zum Deutschlandticket.

Das ist geplant: Zwischen 10 und 14 Uhr fahren die Züge auf den Linien S85 (Pankow–Grünau) und S47 (Hermannstraße–Spindlersfeld). Zwischen 9.57 Uhr und 13:57 Uhr treffen stündlich vier Züge aus allen vier Richtungen am Bahnhof Schöneweide ein und stehen dort für zwei Minuten nebeneinander. Zum Abschluss starten kurz nach 14 Uhr zwei Züge von Schöneweide aus als S41/S42 in Richtung Ringbahn.

Im Bahnhof Beusselstraße treffen sie um 14:41 Uhr für einen zweiminütigen Halt erneut aufeinander, bevor sie ihren Weg um die Innenstadt herum zurück nach Schöneweide fortsetzen. Dort enden die beiden Züge um ca. 15.20 Uhr und stehen noch einmal für zwei Minuten an den Gleisen 4 und 5 nebeneinander, bevor sie anschließend in das Werk Schöneweide fahren.

Bis Dezember bleiben die Züge als Reserve erhalten

Der fahrplanmäßige Einsatz ist also am Nachmittag beendet. Bis zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2023 bleiben die Züge noch als Reserve erhalten, teilte die S-Bahn mit.

Ende der 70er Jahre hatte die DDR-Führung beschlossen, ein völlig neues Fahrzeug als Ersatz für die Vorkriegsmodelle zu entwickeln. Nach vielen Tests starteten die ersten Züge 1988 in den regulären Betrieb, und schon ein Jahr später fiel die Mauer.

Dies ist der Grund, dass nur 170 Viertelzüge (bestehend aus zwei gekuppelten Waggons) gebaut wurden. Geplant waren eigentlich 300 Viertelzüge, doch dann stieg die S-Bahn auf die in West-Berlin entwickelte Baureihe 480 um.

Signal auf Rot, hier auf dem Ring an der Storkower Straße.
Signal auf Rot, hier auf dem Ring an der Storkower Straße.

© Jörn Hasselmann

Ihre ursprüngliche Lackierung in Rot mit anthrazitfarbenem Fensterband brachte ihr den Spitznamen „Coladose“ ein. Seit 2002 wurden die Züge dann nach und nach in den traditionellen Berliner Farben Bordeauxrot und Ocker lackiert. Eigentlich sollte der Abschied viel früher kommen, doch 2010 wurden 20 Fahrzeuge der bereits abgestellten Baureihe zur Unterstützung der Fahrzeugflotte reaktiviert. Grund war das durch mangelhafte Wartung hausgemachte Desaster, das schnell zur großen „S-Bahn-Krise“ wurde.

Alle Baureihen vereint: In der Mitte ein 485, links die ganz neuen Züge 483 und 484 und rechts die Baureihen 480 und 481.
Alle Baureihen vereint: In der Mitte ein 485, links die ganz neuen Züge 483 und 484 und rechts die Baureihen 480 und 481.

© S-Bahn / Peter Buchner

Da seit einigen Wochen die erste Serie der ganz neuen Züge (Baureihe 483/484) komplett ist, dürfen die 485 nun „nach 36 Dienstjahren in den wohlverdienten Ruhestand“, wie S-Bahn-Chef Peter Buchner sagte. Schon seit Jahren war das Einsatzgebiet stark begrenzt, über die Stadtbahn durften die Züge nicht, weil ein modernes Zugsicherungssystem fehlt. Und auch durch den Nord-Süd-Tunnel fuhren die 485er nur in Ausnahmefällen.

Es blieben der Ring und die Zulaufstrecken aus Südosten. Stationiert waren die letzten Züge deshalb in Grünau. Die letzte Fahrt geht auf den Schrottplatz, im Museum steht seit Anfang 2023 bereits ein Modell.

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