zum Hauptinhalt
Polizeibeamte stehen im Stadtteil Neukölln auf der Sonnenallee. (Archivbild)

© dpa/Sebastian Gollnow

Nach schweren Ausschreitungen: Polizei zieht Bilanz zu „deutlich ruhigerer“ Nacht in Berlin

Große Krawalle blieben in der Nacht zu Freitag in Berlin aus. Die Polizei war mit rund 900 Kräften im Einsatz. 47 Menschen wurden vorläufig festgenommen.

Nachdem es in den Nächten zuvor in Berlin zu pro-palästinensischen Ausschreitungen gekommen war, ist es in der Nacht zu Freitag auf den Straßen laut Polizei „deutlich ruhiger“ gewesen. Schon am Mittwoch waren sieben der acht für Donnerstag angemeldeten Demonstrationen mit Bezug zum Nahost-Konflikt verboten worden.

Um diese Verbote umzusetzen und Ersatzveranstaltungen zu verhindern, waren in der Spitze 900 Polizist:innen im Einsatz, wie die Berliner Polizei am Freitagnachmittag in einer Bilanz der Nacht mitteilte. Unterstützt wurden die Beamten von der Bundespolizei.

Nach Angaben der Polizei kam es am Donnerstag zu zehn Strafanzeigen – meist wegen Branddelikten – und einer Ordnungswidrigkeitenanzeige. 47 Personen wurden vorläufig festgenommen, um ihre Personalien festzustellen. Verletzte Einsatzkräfte wurden anders als an den Abenden zuvor nicht gemeldet.

Die Polizei hatte am Donnerstagabend neuralgische Punkte mit Scheinwerfern ausgeleuchtet. Die Beamten waren nach den vorangegangenen Ausschreitungen vor allem in der Sonnenallee und anliegenden Straßen sehr präsent. Trotzdem kam es auch am Donnerstag wieder zu Zwischenfällen, bei denen die Polizei eingreifen musste.

In der John-Foster-Dulles-Allee in Mitte waren laut Polizeibilanz gegen 15 Uhr etwa 100 Menschen mit palästinensischen Fahnen in Richtung Spreeweg unterwegs. Die Gruppe sei von der Polizei begleitet worden, bis sie sich am Spreeweg selbst auflöste, hieß es.

Eine erlaubte Kundgebung mit dem Titel „Nach antisemitischen Angriffen auf Jüd:innen in Berlin: Kein Fußbreit den Faschisten“ am Oranienplatz in Kreuzberg verlief laut Polizei friedlich und ohne Störungen. Gegen 18 Uhr sei die Demonstration mit rund 30 Teilnehmenden vorbei gewesen.

Zudem seien in der Sonnenallee und angrenzenden Straßen in Neukölln rund 40 Menschen in Kleinstgruppen festgestellt worden. Ein Teil von ihnen sei vermummt und mit palästinensischen Fahnen unterwegs gewesen, hieß es. Dabei wurde nach Angaben der Polizei vereinzelt Pyrotechnik gezündet. Außerdem entsorgten die Einsatzkräfte abgelegten Sperrmüll und Autoreifen.

Ein 41-Jähriger zeigte am Donnerstagabend eine Körperverletzung, Bedrohung und Beleidigung an. Er gab an, gegen 18.30 Uhr in der Reichenberger Straße in Kreuzberg mit drei Unbekannten in einen Streit geraten zu sein. Dabei soll ihn einer der Männer nach seiner Staatsbürgerschaft gefragt und mit der flachen Hand gestoßen haben. Anschließend soll der Unbekannte dem 41-Jährigen gedroht haben und dann mit seinen Begleitern geflüchtet sein. Der Staatsschutz ermittelt in dem Fall.

Gegen 20.20 Uhr habe eine Zeugin in der Müllerstraße in Wedding fünf Personen bemerkt, von denen eine mutmaßlich mit einem Stock die Befestigung einer an einem Mast wehenden Israelflagge abgeschlagen haben soll, teilte die Polizei weiter mit. Die Beamten stellten die Identitäten des tatverdächtigen 18-Jährigen, seiner beiden 21 Jahre alten Begleiter sowie eines 19-Jährigen und einer 15-Jährigen fest. Auch hier ermittelt der Staatsschutz.

Gegen 23.30 Uhr bemerkten Polizeikräfte dann drei vermummte Personen an der Kreuzung Sonnenallee Ecke Michael-Bohnen-Ring, die den Angaben nach Pyrotechnik in eine Mülltonne warfen, diese und zwei weitere Mülltonnen mit einer Flüssigkeit übergossen und dann anzündeten. Beim Flüchten habe eine der Personen „Free Palestine“ gerufen. Das Feuer wurde gelöscht, es gab keine Verletzten. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen zu dem Fall übernommen. An der Ecke Sonnenallee/Friedelstraße löschten Anwohnende weitere brennende Mülltonnen.

Gegen 0.45 Uhr alarmierte eine Passantin die Einsatzkräfte zur Kreuzung Hobrechtstraße/Schinkestraße. Die Frau gab an, zwei Personen an einem geparkten Auto beobachtet zu haben. Nach einem lauten Knall seien die Unbekannten geflohen. Dann habe sie im Innern des Wagens Feuer bemerkt und die Einsatzkräfte alarmiert. Das Feuer konnte gelöscht werden. Verletzt wurde niemand. Die Ermittlungen dauern an. (Tsp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false