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Büffeln für den Schulabschluss. Rund 33.000 Berliner Zehntklässler sowie Berufsschüler und Abendschüler haben auf die Prüfungen hingearbeitet.

© Kitty Kleist-Heinrich

Pannen bei der Abschlussprüfung in Berlin: Erst der Diebstahl, dann eine "nicht stimmige" Aufgabe

Die Pannenserie reißt nicht ab. Jetzt mussten die Bildungsbehörden auch noch vor einer Aufgabe warnen, die bei etlichen Schülern Verwirrung auslöste. Es handelte sich um eine Ersatzaufgabe - deren Niveau ebenfalls kritisiert wird.

Der Diebstahl der Mathematikaufgaben für den Mittleren Schulabschluss und die erweiterte Berufsbildungsreife aus einer Oranienburger Privatschule ist nicht die einzige Panne bei den zentralen Zehntklässlerprüfungen in Berlin und Brandenburg. Am Dienstag stellte sich heraus, dass es in einer der Ersatzaufgaben eine Ungenauigkeit gab, vor die die Verwaltung noch am Dienstagmorgen in einer Mail an alle 170 betroffenen Schulen warnen musste:

"Das Dreieck in Aufgabe 2 ....ist überbestimmt vorgegeben, wobei die angegebenen Werte zueinander nicht stimmig sind. Löst man den Aufgabenteil b) rechnerisch, fällt das nicht auf. Der Standardweg mit dem Sinussatz ist im Erwartungshorizont dargelegt. Wird – ungewöhnlicherweise – mit dem Kosinussatz gerechnet, so erhält man ein anderes Ergebnis, das auch als richtig anzuerkennen ist. Die Schülerinnen und Schüler sollten darauf hingewiesen werden, dass die Aufgabe nicht durch Konstruktion des Dreiecks gelöst werden soll", heißt es in den Erläuterungen, die die Bildungsverwaltung noch kurz vor oder während der Klausur allen Gymnasien, Sekundar-, Berufs- und Abendschulen zumailte. Ob sich aus dieser Irritation Klagen von Schülern ableiten lassen, war am Dienstag noch nicht abzusehen.

2800 Meter und 1,5 Kilometer zusammenzurechnen – Grundschulniveau.

„Diese Information hätte von vornherein in der Aufgabenstellung enthalten sein müssen“, kritisierte ein Mathematiklehrer aus einer Sekundarschule. Wenn jemanden diese Information nicht rechtzeitig erreicht habe, sei das seine „Benachteiligung“. Hingegen empörte sich ein Gymnasialdirektor darüber, dass die Aufgaben abermals viel zu einfach gewesen seien. „Einige Mitschüler waren schon vor der Halbzeit fertig“, berichtete auch ein Schüler. Für Unverständnis sorgte, dass eine Teilaufgabe darin bestand, 2800 Meter und 1,5 Kilometer zusammenzurechnen – Grundschulniveau.

Die Ersatzaufgaben kamen nur deshalb zum Einsatz, weil die Originalaufgaben, wie berichtet, entwendet worden waren. Die Bildungsverwaltung in Potsdam gab inzwischen bekannt, dass sich der Einbruch in der Oranienburger Immanuel-Schule ereignet hatte, die zu einem kleinen christlichen Träger, dem Advent- Wohlfahrtswerk, gehört. Die Schulaufsicht prüft, ob die Schule die Sicherheitsauflagen eingehalten hat. Dabei geht es auch um Schadenersatzfragen. Die Schulen sind verpflichtet, sie vor „Unbefugten“ zu schützen.

In der Schule haben sich bereits mehrere Einbrüche ereignet

Schulleiterin Julia Romano sagte dem Tagesspiegel, der Einbruch habe sich in der Nacht zum Sonntag ereignet. Die Täter hätten eine Fensterscheibe eingeschlagen. Laut Polizei wurden Laptops und Beamer mitgenommen. Zudem wurde der – nach Angaben der Schulleiterin – abgeschlossene Büroschrank, in dem sich die MSA-Unterlagen befanden, aufgebrochen. „Wir waren gerade dabei, Sicherheits- und Stahlschränke einzubauen. Wir haben nachgerüstet und sind noch immer dabei“, sagte die Schulleiterin. Nach Polizeiangaben hatte es 2014 bereits mehrere Einbrüche in der Schule gegeben.

Die Schule befindet sich in Friedrichsthal, einem Ortsteil von Oranienburg, (Oberhavel), sie ist eine besteht aus Grund- und Gesamtschule und versteht sich als Reformschule. Die Grundschule gibt es seit 2006, 2008 kam die Oberschule hinzu. Seit 2013 gibt es eine gymnasiale Oberstufe. Insgesamt besuchen - von der ersten bis zur elften Klasse – 87 Schüler die Einrichtung.

Entwendet wurde auch eine CD für die Hörverständnisprüfung in Englisch, die am Donnerstag ansteht. Die neue CD wird für alle Schulen gerade hergestellt, die neuen Aufgaben sind im Druck. Die Schulen müssten sich

"für das Fach Englisch keine Sorgen machen", heißt es in einem Schreiben der Berliner Schulverwaltung an alle betroffenen Schulen. Da im Land Brandenburg im 10. Jahrgang nur das Hörverstehen überprüft wird, konnten die Aufgaben für das Leseverstehen, die es nur in Berlin gibt, in Oranienburg nicht gestohlen werden. Somit muss jetzt nur eine neue CD für die Hörverstehensaufgabe mitsamt der Aufgabenblätter hergestellt werden.

" Die Erstellung der neuen CDs und den Druck der Schülerhefte konnten wir gestern noch dank der Unterstützung unseres Landesinstituts für Schule und Medien so veranlassen, dass Sie am Donnerstag nur die richtigen Hefte und die richtigen CDs erhalten", heißt es in der Mail der Berliner Bildungserwaltung. Damit die Schulen am Donnerstag nicht versehentlich die aus dem Verkehr gezogene CD verwenden,  wird sie den Schulleitern explizit beschrieben: "Sie hat einen grünen Balken oben, ist weiß und trägt das Datum 15. Mai."

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