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Burkard Dregger (CDU), Vorsitzender seiner Fraktion im Abgeordnetenhaus, traf bei der Hanau-Debatte nicht den richtigen Ton.

© Annette Riedl/dpa

Rede des Berliner CDU-Fraktionschefs zu Hanau: Komplett daneben

Im Berliner Abgeordnetenhaus wurde der Opfer von Hanau gedacht. Doch die Rede des CDU-Fraktionsvorsitzenden Burkard Dregger war ein Fehlgriff. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Margarethe Gallersdörfer

Als Burkard Dregger am Donnerstagvormittag vor die Berliner Abgeordneten tritt, mag seine Absicht eine gute sein. Und auch der Anlass ist gegeben: Im Plenum des Abgeordnetenhauses wird an diesem Donnerstag, dem ersten Jahrestag des rassistischen Terroranschlags im hessischen Hanau, der Opfer gedacht. Doch die Rede des Berliner CDU-Fraktionsvorsitzenden geht völlig daneben.

Er leitet damit ein, dass er mit der „gleichen Abscheu“ auf die Hanauer Tat blicke wie auf islamistische Terroranschläge in Dresden, Paris, Nizza und Wien. Es erscheint fraglich, ob die Angehörigen und Freunde der Hanauer Opfer sich ernst genommen und angesprochen fühlen durften, als Dregger dann sagte, ihre Tränen flössen „genau so wie bei den Hinterbliebenen des Terroranschlages auf unseren Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche“. Was haben die deutschen Opfer des rechtsextremistischen Täters mit Islamismus zu tun? Ist es, weil ihre Namen für Dregger irgendwie ausländisch klingen?

In der Hanauer Shishabar wurden vor einem Jahr Deutsche getötet, weil sie einem anderen Deutschen nicht deutsch genug aussahen, klangen, waren. Dreggers Vorschlag, um solche Spaltungsversuche zu verhindern? „Zeigen wir noch deutlicher als bisher die vielen guten Beispiele gelungener Integration, nicht nur die berühmten Erfinder des Impfstoffes von Biontech, sondern die vielen stillen Helden des Alltags.“

Als könnten Beispiele für gute Integration einen rassistischen Mörder bremsen. Als müsste jemand, der Ferhat Unvar heißt und in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, seine Zugehörigkeit zu diesem Land beweisen, um nicht ermordet zu werden.

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Dass in Dreggers Rede zu einem rassistischen Anschlag auch der Verweis auf den Linksextremismus nicht fehlen durfte – in Form der bahnbrechenden Erkenntnis, dass jede Form des Extremismus „schlecht“ sei – war bei so viel taktloser Gleichmacherei fast schon egal.

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Nach dem Attentat machten die Angehörigen und Freunde der in Hanau Ermordeten schlimme Erfahrungen. Mit Behörden, die sie rücksichtslos oder sogar als Gefährder behandelten. Mit einer Mehrheitsgesellschaft, die ihren Schmerz nicht zu teilen schien. Zum ersten Jahrestag des rassistischen Terroranschlags war ihre Botschaft klar, verstärkt wurde sie von People of Color bundesweit: „Wir sind Deutsche, aber ihr macht uns zu Fremden in unserem Land.“

Dregger muss sich fragen lassen, warum und für wen er seine Rede wirklich gehalten hat. Er ist eins der Gesichter der größten Oppositionspartei in einer Stadt, in der jede:r Dritte einen Migrationshintergrund hat. Und hat mit diesen Worten nichts dazu beigetragen, ihrem Gefühl der Entfremdung etwas entgegenzusetzen. Im Gegenteil.

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