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Geld und Glanz. Wer spenden will, sollte sich zuvor gut informieren.

© Seidel/dpa

So spendet man richtig: Geben mit gutem Gewissen

Jetzt beginnt wieder die besondere Gabenzeit: Überall umwerben Institutionen potenzielle Spender. Wo man sich informieren kann, was seriös ist und was nicht - gewarnt wird jetzt vor der Mitleidsmasche und vor Überrumpelung.

Vorweihnachtszeit, Gabenzeit: Dieser Tage bitten wieder zahlreiche soziale Organisationen um Spenden – doch nicht alle gehen dabei seriös vor. So warnt die Bundesvereinigung Lebenshilfe derzeit vor der Mitleidsmasche: Bei Haustür- und Telefongeschäften werde in der Vorweihnachtszeit verstärkt für Produkte geworben, die angeblich von Behinderten hergestellt wurden oder deren Verkauf behinderten Menschen zugutekommen soll. Niemand solle sich aber zu einer schnellen Entscheidung oder zur Bestellung großer Stückzahlen drängen lassen, appelliert die Lebenshilfe, die sich um Menschen mit geistiger Behinderung kümmert.

Der Erfahrung des sozialen Vereins nach werde dabei oft ein gemeinnütziger Träger als Auftraggeber genannt, doch nach Ansprache solle man sich zunächst bei diesem nach der Seriosität erkundigen. Wer an Produkten aus Behindertenwerkstätten interessiert sei, sollte besser direkt deren Läden oder Weihnachtsmarktstände aufsuchen.

Das DZI hat viele Tipps parat

Wer sich genauer über eine Spendenvereinigung informieren möchte, oder über die Verwendung der Gelder, kann sich beispielsweise an die Spenderberatung des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) wenden. Die Spenderberatung dokumentiert rund 1000 national und international tätige Organisationen aus den Bereichen Soziales, Umwelt und Naturschutz. Das DZI vergibt auch das sogenannte Spendensiegel; zuvor werden die betreffenden gemeinnützigen Organisationen, die das beantragt haben, einem umfangreichen Prüfverfahren unterzogen.

Die langjährige Sozialsenatorin Ingrid Stahmer, die das Spendensiegel 1991 ins Leben gerufen hat, um die Sache „praktischer und systematischer“ anzugehen, hätte sich damals nicht träumen lassen, wie die Nachfrage steigen würde. Wer denke, das seien nur alte Mütterchen, die sich da erkundigen, liege vollkommen falsch. Neben Einzelpersonen fragen auch große Organisationen und Wirtschaftsunternehmen nach, ob Organisationen vertrauenswürdig sind. Wenn Fernsehsender nach einer Naturkatastrophe mit Sondersendungen Geld für die Betroffenen sammeln, erkundigen sie sich ebenfalls vorher. „Aber auch Privatpersonen fragen viel häufiger und viel genauer nach als früher“, weiß die DZI-Vorstandsvorsitzende Ingrid Stahmer.

Finanzierung, Verwaltungskosten - das alles muss transparent sein

Für Interessenten hat das DZI in seiner Onlinedatenbank Informationen über Organisationsstruktur, Finanzierung, Tätigkeit und über Werbe- und Verwaltungsausgaben zusammengetragen. Wer das Siegel erhält, wird als förderungswürdig eingestuft. Das DZI rät auch namentlich von einer Förderung diverser Spendenvereinigungen ab. Wird nach einer Organisation, die noch nicht registriert ist, öfter gefragt, dann wird die Spendenberatung des DZI von sich aus aktiv und fordert Unterlagen an.

Das DZI-Spendensiegel ist gefragt

Manchmal reagieren gerade Organisationen von großen, glamourösen Spendenaktionen empört, dass sie auch noch Auskunft erteilen sollen. Dann werden sie als „nicht auskunftsbereit“ registriert, können also nicht uneingeschränkt empfohlen werden. Auch Sammler, die sich rühmen, keine Verwaltungskosten zu haben, entsprechen nicht den Kriterien. Dabei wäre es so einfach: Sie müssten die Verwaltungskosten nur als Extraspende ausweisen. Wer jetzt Geld an eine Organisation seiner Wahl überweisen möchte, kann beim DZI unter anderem ausführliche Porträts mit Einschätzungen über die rund 260 Organisationen einsehen, die das DZI-Spendensiegel tragen, sowie zudem über regelmäßig nachgefragte Organisationen ohne Siegel. Denn nur weil jemand nicht das – gebührenpflichtige – Siegel beantragt, bedeutet das nicht, dass der Verein nicht effektiv und gut arbeitet.

Auch die Tagesspiegel-Aktion "Menschen helfen!" startet wieder

Wer die Organisation, die um Unterstützung wirbt, nicht in der Datenbank findet, kann bei der vom Bundessozialministerium geförderten DZI-Spenderberatung auch einzelne Anfragen stellen – oder beispielsweise Beschwerden auch per Mail loswerden. Generell empfiehlt das DZI beim Spenden, sich auf wenige Organisationen zu konzentrieren. Wer vielen Hilfswerken spendet, wird von all diesen Organisationen als „aktiver Spender“ registriert und umso mehr Werbung erhalten. Er erhöht damit auch die Verwaltungskosten. Man könne auch Jahresberichte oder Projektbeschreibungen anfordern und prüfen.

Wer anderen helfen möchte, erhält auch vom unabhängigen, gemeinnützigen Analyse- und Beratungshaus für wirkungsvolles gesellschaftliches Engagement Phineo Tipps und Infos.

Die DZI-Spenderberatung befindet sich in der Bernadottestraße 94 in Dahlem. Im Internet: www.dzi.de, Telefon 8390 01-0. Zudem gibt auch das unabhängige, gemeinnützige Analyse- und Beratungshaus für wirkungsvolles gesellschaftliches Engagement Phineo Tipps: www.phineo.org. Die Spendenaktion des Tagesspiegels „Menschen helfen!“ startet jetzt wieder. Spenden an: Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse (BLZ 100 500 00), Konto 250 030 942. Bitte Namen und Anschrift für den Beleg notieren. Im Internet: www.tagesspiegel.de/spendenaktion

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