zum Hauptinhalt
326491_0_3dc6bcf9.jpg

© Thilo Rückeis

Treberhilfe: Sozialarbeiter verzichteten auf halbes Gehalt

Einen Teil der Anschaffungskosten für den Dienstwagen-Maserati des beurlaubten Treberhilfe-Chefs Harald Ehlert haben seine Untergebenen erarbeitet. Über organisierten Lohnverzicht.

In Arbeitsverträgen des Unternehmens wird eine „regelmäßige Arbeitszeit“ von 50 Prozent vereinbart. Gleichzeitig verpflichtet sich der Bewerber, „in den Zeiten außerordentlichen und erhöhten Betreuungsaufwandes in der Einrichtung für Nacht-, Wochenend- und Bereitschaftsdienste zur Verfügung zu stehen“. Eine Nebentätigkeit ist nur mit Zustimmung der Treberhilfe erlaubt. Urlaub wird für 20 Tage im Jahr gewährt, das ist die gesetzliche Untergrenze.

Die Treberhilfe beschwichtigt. Nur 4,5 Prozent der Mitarbeiter seien 2009 mit 50-Prozent-Verträgen ausgestattet gewesen. Im Durchschnitt erhalte ein Sozialarbeiter ein volles Gehalt von 2570 Euro im Monat. „Der Erfolg der Treberhilfe ist auch ein Erfolg guter Bezahlung“, heißt es in einer Presseerklärung.

„Eine belegungsabhängig gesteuerte Arbeitszeit“ sei in der Branche üblich, um „auf Belegungsschwankungen umgehend reagieren zu können“, erklärt das Diakonische Werk, zu dem die gemeinnützige GmbH der Treberhilfe gehört. Dem widerspricht Oswald Menninger, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin. „Das ist eine Ausnahme.“ Auch bei der Stadtmission, die ähnliche Hilfseinrichtungen wie die Treberhilfe betreibt, sind solche Verträge unbekannt. „Die meisten Mitarbeiter haben eine volle Stelle“, sagt Sprecherin Ortrud Wohlwend. Ein ehemaliger Treberhilfe-Mitarbeiter spricht von einem „geringen Sockelbetrag“, der bei erfolgreicher Arbeit aufgestockt wurde. Die Treberhilfe beschreibt den internen Karriereweg als „Bewährungsaufstieg“.

Die Gewerkschaft Verdi ruft regelmäßig zu Protestaktionen gegen „Hungerlöhne“ im Sozialbereich auf. Die Bindung an die Gehaltsstufen des öffentlichen Dienstes sei längst gefallen, sagt Stefan Thyroke. „Obere Grenze ist der Bundesangestelltentarif 2002, nach unten gibt es Abschläge bis 30 Prozent.“ Die Stadtmission zahlt nach Kirchentarif, je nach Erfahrung und Alter von 2100 Euro brutto für Berufsanfänger bis zu 3000 für alte Hasen. Wer jetzt neu eingestellt wird, muss aber schon mit erheblichen Abschlägen rechnen.

Die Wohlfahrtsverbände bieten ihren Mitgliedern zwar tarifliche Regelungen an, aber nur wenige machen davon Gebrauch. Die „Paritätische Tarifgemeinschaft“ zählt rund 30 Teilnehmer - bei 640 Verbandsmitgliedern insgesamt. Verbandschef Oswald Menniger geht trotzdem davon aus, dass sich die Arbeitsbedingungen nicht weiter verschlechtern. „Wir steuern auf einen Arbeitskräftemangel zu, auch bei Sozialarbeitern.“

Sozialsenatorin Carola Bluhm (Linke) will am Montag mit den Wohlfahrtsverbänden über einen verpflichtenden Verhaltenskodex für gemeinnützige Sozialunternehmen sprechen. Dabei werde sie auf die Einhaltung einer „ortsüblichen tariflichen Vergütung“ dringen, sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel. „Wir orientieren uns am Berliner Corporate Governance Codex und dem Gesetz zur Herstellung von Transparenz bei den Berliner Anstalten.“ Danach müssten die Gehälter von Vorständen und Geschäftsführern offengelegt werden.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat schon mal Zustimmung signalisiert. Bereits vor zwei Jahren habe man einen „Nonprofit Governance Codex“ herausgegeben – als „Empfehlung“ an die Mitglieder. Die Treberhilfe ist auch Mitglied im Verband. Eva Kalwa/Thomas Loy

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false