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Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) warf den USA "moderne Piraterie" vor. 

© Paul Zinken/dpa

Streit wegen umgeleiteter Schutzmasken: Eine nüchterne Zweckversöhnung auf Augenhöhe wäre wohl das Beste

Berlins Innensenator hatte den USA „Wildwest-Methoden“ und „moderne Piraterie“ vorgeworfen. Was der Schutzmasken-Streit zwischen dem Berliner Senat und den USA über Diplomatie lehrt. 

In diplomatisch schwierigen Zeiten kommt es auf jede Formulierung an. Im Streit des Berliner Senats mit den USA um die Bestellung von 200 000 Schutzmasken für die Berliner Polizei, die mutmaßlich in die USA umgeleitet wurden, hat US-Botschafter Richard Grenell schmallippig durch einen Sprecher erklären lassen, er habe die Entschuldigung des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) „zur Kenntnis“ genommen. Ob er sie annimmt, bleibt vorerst unklar. Eine Entschuldigung zur Kenntnis zu nehmen, bedeutet natürlich noch lange nicht, dass man sie auch annimmt.

Michael Müller hatte nicht explizit um Entschuldigung gebeten, sondern gesagt, dass ihm die Schärfe der Auseinandersetzung um den Verbleib der Atemmasken leidtue, während Innensenator Andreas Geisel (SPD) auf eine Korrektur seiner Wortwahl verzichtete. Der Innensenator hatte den USA „Wildwest-Methoden“ und „moderne Piraterie“ vorgeworfen. „Zur Kenntnis zu nehmen“ gäbe es vorerst also allenfalls ein Bedauern, keine ausdrückliche Bitte um Entschuldigung.

Der amerikanische Botschafter in Deutschland, Richard Grenell. 
Der amerikanische Botschafter in Deutschland, Richard Grenell. 

© Sven Hoppe/dpa

Das geplante Gespräch des Innensenators und des Regierenden Bürgermeisters mit der US-Botschaft sollte nun nicht zu einer Art Gang nach Canossa umgedeutet werden. In den letzten 1000 Jahren hat sich die Kunst der Diplomatie ja doch ein bisschen weiterentwickelt.

Dass die alte Herzlichkeit im Verhältnis von Berlin und seiner ehemaligen Schutzmacht durch die aktuelle Politik gelitten hat, ist kein Geheimnis. So was wird natürlich nicht besser, wenn die Nerven sowieso blank liegen. Zum Shakehands darf es in diesen Zeiten eh nicht kommen. 

Eine nüchterne Zweckversöhnung auf Augenhöhe wäre wohl das Beste, was bei dem anstehenden Gespräch passieren könnte: dass man trotz allem dem anderen zutraut, irgendwie schon etwas Richtiges oder Gutes zu wollen, auch wenn die Vorstellungen darüber, was das sein könnte, möglicherweise weit auseinandergehen. In einem Punkt hat Geisel, Entschuldigung hin, Verzeihung her, ja nun wirklich recht: Im Moment gibt es Wichtigeres zu tun, als zu streiten.

Immerhin haben beide Seiten ihr Bedauern bekundet. Das ist ein Anfang. 

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