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Die erste Straßenbahn in der Moabiter Turmstraße

© Jörn Hasselmann/Tagesspiegel

Verlängerung der M10 in Berlin-Moabit: Tram absolviert erste Testfahrt bis zur Turmstraße

Nach zwei Jahren Bauzeit hat die erste Straßenbahn am Donnerstag um 10.45 Uhr die Turmstraße in Moabit erreicht: eine Testfahrt für die Aufsichtsbehörde. Die richtige Eröffnung ist im Spätsommer.

Gesteuert wurde die Test-Straßenbahn von Jessica Juhnke. Seit fast zehn Jahren ist sie bei den Berliner Verkehrsbetrieben Fahrerin, und zwar auf dem Hof Lichtenberg. Am Donnerstag durfte sie den ersten Zug auf der neuen Strecke durch Moabit fahren. Ja, sie empfinde es als große Belohnung, dass sie ausgesucht worden sei für diese „Erstbefahrung“, berichtete sie gutgelaunt.

Dabei war die Fahrt nicht einfach, an Bord waren natürlich keine richtigen Fahrgäste, aber eine größere Gruppe Ingenieure der Technischen Aufsichtsbehörde und natürlich viele Experten der BVG. Wann die Linie M10 offiziell zur Turmstraße eröffnet wird, stehe noch nicht genau fest, sagte ein BVG-Sprecher am Donnerstag. Zuletzt war das dritte Quartal 2023 genannt worden. Bislang enden die Züge am Hauptbahnhof. Die gut 2,2 Kilometer Neubaustrecke im Alt-Bezirk Tiergarten kosteten 33 Millionen Euro.

Jessica Juhnke steuerte den ersten Probezug
Jessica Juhnke steuerte den ersten Probezug

© Jörn Hasselmann

Im August 2021 hatten die Bauarbeiten begonnen, nun fehlen nur noch Restarbeiten an Gehwegen und Überwegen. Die Gleise sind fertig, die Oberleitung angeschaltet. Die Berliner Verkehrsverwaltung als Aufsichtsbehörde schreibt solche Fahrten vor.

An der Turmstraße in Höhe der Bandelstraße hielt die Tram auf freier Strecke, alle Ingenieure stiegen aus und besahen sich einen Oberleitungsmast. Dieser steht verdächtig nahe am Gleis. „Hoffentlich muss der nicht noch versetzt werden“, bangte ein BVGer.

Dieser Mast steht dicht an den Gleisen, zu dicht?
Dieser Mast steht dicht an den Gleisen, zu dicht?

© Jörn Hasselmann

Die Planung hatte vor mehr als zehn Jahren begonnen, erst 2016 wurde entschieden, dass die Schienen in der Rathenower Straße und der Turmstraße gelegt werden und nicht der direkte Weg durch die Straße Alt-Moabit genommen wird. Dann mussten die Pläne zweimal ausgelegt werden, das warf das Projekt um mehr als zwei Jahre zurück. Zuletzt war im Oktober 2021 eine neue Straßenbahnstrecke in Berlin eröffnet worden, und zwar von Adlershof nach Schöneweide.

Bitte anstellen! Abbieger stehen der Tram auch auf der Neubaustrecke im Weg
Bitte anstellen! Abbieger stehen der Tram auch auf der Neubaustrecke im Weg

© Jörn Hasselmann

Eine eigene Trasse hat die M10 nur abschnittsweise. Und schon der allererste Zug wurde von einem Lkw-Fahrer gestoppt, der sich nicht an die Regeln hielt. Mehr als eine Minute musste Jessica Juhnke warten, bis der nach links in die Stromstraße abbiegende Lkw den Weg freigab. In der Invalidenstraße liegen die Gleise der M10 im Asphalt der Autofahrbahn – das wird die Tram ausbremsen.

Nach Angaben der BVG wird die Straßenbahn für den neuen Abschnitt sieben Minuten brauchen. Im 5- bis 10-Minuten-Takt werden bis zu 16.000 Fahrgäste pro Tag erwartet. An der Endhaltestelle Turmstraße gibt es Anschluss an die U-Bahn-Linie 9. Gebaut wurden fünf barrierefreie Haltestellen: Lesser-Ury-Weg, Alt-Moabit/Rathenower Straße, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße/Lübecker Straße und U-Bahnhof Turmstraße.

Im nächsten Schritt soll die M10 von der Turmstraße bis zum Bahnhof Jungfernheide verlängert werden – einen verlässlichen Zeitplan gibt es nicht. Wenn alles gut geht, könnte diese zweite Verlängerung 2028 fertig sein. Das Straßenbahnprojekt am Ostkreuz ist allerdings das beste Beispiel, dass in Berlin Jahrzehnte vergehen können – ohne Fortschritt. Die Planung am Ostkreuz begann vor 30 Jahren, 2013 war die erste Fahrt für das Jahr 2016 genannt worden. Bis heute liegt kein Gleis.

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