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Wasserwerk Friedrichshagen am Großen Müggelsee.

© imago/PEMAX

Versorgung in der Klimakrise: Berliner Wasserbetriebe setzen auf neue Brunnen und Sparappelle – keine Einschränkungen geplant

Fernwasser? Meerwasserentsalzung? Schwierig. Damit Berlin nicht das Trinkwasser ausgeht, rüstet der Versorger auf technisch auf – und wünscht sich ein Ampelsystem.

Jeder elfte Wasserversorger in Deutschland hat im vergangenen Jahr zeitweise die Nutzung von Trinkwasser einschränkt, also beispielsweise das Befüllen von Pools oder das Rasensprengen verbieten lassen. Und fast jeder fünfte Versorger erlebte Engpässe bei der Förderung, weil beispielsweise Brunnen trockenfielen.

Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) gehörten nicht dazu, obwohl Berlin das trockenste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt hat. Auch in Zukunft sollen in der Hauptstadt – zumindest vorerst – Sparappelle und technische Aufrüstung genügen, um mit den schwindenden Ressourcen auszukommen. Das sagte BWB Vorstandschef Christoph Donner am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wolf Merkel, Vorstand des „Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfachs“ (DVGW).

Die von Merkel präsentierten bundesweiten Zahlen beruhen auf einer Umfrage unter mehr als 300 Mitgliedsunternehmen des DVGW. Mehr als ein Drittel der Unternehmen meldete Spitzentage, an denen die Kapazitäten der Wasserwerke zu mehr als 90 Prozent ausgelastet gewesen seien. Mit anderen Worten: Reserven waren kaum vorhanden.

BWB-Chef Donner sieht auch jetzt – nach sechs Wochen ohne nennenswerten Regen – die Berliner Kapazitäten noch nicht ausgereizt: Zurzeit würden täglich etwa 812.000 Kubikmeter Trinkwasser geliefert; die Menge könne auf maximal eine Million Kubikmeter erhöht werden. Aber: Um die bis zu 75 Zentimeter gesunkenen Grundwasserstände wieder aufzufüllen, wären mindestens vier Jahre mit dem einst üblichen Niederschlag von 600 Liter pro Quadratmeter nötig.

812.000
Kubikmeter Trinkwasser pro Tag liefern die Berliner Wasserbetriebe zurzeit.

Ein Drittel des Berliner Trinkwassers wird aus Grundwasser gewonnen, der Rest aus sogenanntem Uferfiltrat rund um die Seen. Deren Pegel stabil zu halten, wird schwieriger, weil wegen der Klimaerwärmung viel mehr verdunstet und der Nachschub aus der Spree weiter zurückgehen wird, wenn mit dem Ende der Kohleförderung in der Lausitz dort kein Grundwasser mehr in den Fluss gepumpt wird.

Als langfristige große Lösungen sind nach Darstellung von Donner der Bau von Fernwasserleitungen, die Entsalzung von Meerwasser und die Gewinnung von Trinkwasser aus Abwasser denkbar. Praktisch kommen alle Optionen nur sehr bedingt in Betracht: Ressourcen für Fernwasser stehen in weitem Umkreis nicht zur Verfügung, Meerwasserentsalzung benötigt sehr viel Energie und würde den Bau einer Rohrleitung über Hunderte Kilometer erfordern, und das Abwasser erreicht bisher nicht die Qualität des Trinkwassers. Damit es sauberer wird, investieren die Wasserbetriebe Milliarden in die Klärwerke – und mahnen, es zu schonen: „Alles, was wir zurückhalten, müssen wir später nicht aus dem Wasserkreislauf herausholen“, Medikamentenrückstände beispielsweise.

Um Reserven zu schaffen, aktivieren die BWB neue Brunnen. Einschränkungen für Nutzer seien vorerst nicht geplant: „Im Moment stehen keine Beschränkungen für Kleingärtner zur Diskussion“, sagte Donner. Dasselbe gelte für Springbrunnen. Für die Zukunft wünsche er sich eine Art Ampelsystem, um den Kunden zu signalisieren, wann sie besonders sparsam sein sollen. Als aktuelle Farbe dieser Ampel nannte Donner dem Tagesspiegel kürzlich „dunkelgelb“.

Erst in der vergangenen Woche hatte es eine Ankündigung von Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU) gegeben, einen Rationierungsplan für den Wasserverbrauch zu erarbeiten. „Eine Rationierung der Wasserentnahme ist laut Senatorin denkbar, wenn in einem Dürresommer eine Trinkwasserknappheit entsteht“, teilte eine Sprecherin der Umweltverwaltung mit. „Für diesen Krisenfall braucht es einen stufenweisen Maßnahmenplan, der regelt, welche überflüssigen Wasserentnahmen beim Erreichen bestimmter Grenzwerte zu gewissen Zeiten eingeschränkt werden.“

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