zum Hauptinhalt

© imago/BildFunkMV/imago

Update

Von Grunewald bis Müggelsee: Studie sieht 31 potenzielle Flächen für Windräder in Berlin

Berlin muss Flächen für den Bau von Windrädern ausweisen. Geeignete Standorte dafür gibt es kaum. Dennoch wird der Windkraft-Ausbau auch in der Hauptstadt an Fahrt gewinnen.

| Update:

In Berlin werden in den kommenden Jahren deutlich mehr Windräder gebaut. „Wie viele Anlagen in Berlin genau in Zukunft aufgestellt werden, ist noch offen“, sagte Energiestaatssekretär Severin Fischer (SPD). Der Ausbau gilt jedoch als sicher.

Grund dafür ist eine gesetzliche Vorgabe des Bundes. Diese sieht vor, dass Berlin bis Ende 2027 mindestens 0,25 Prozent seiner Fläche als sogenannte Vorrangfläche für Windenergie ausweisen muss, bis Ende 2032 sogar 0,5 Prozent. Letzterer Wert entspricht 446 Hektar – eine Fläche, die größer ist als das Tempelhofer Feld.

Die Senatsverwaltung für Energie hat nun erstmals systematisch untersuchen lassen, welche Flächen dafür überhaupt infrage kommen. In der am Dienstag veröffentlichten Studie wurden 31 Potenzialflächen mit einer Gesamtfläche von 4300 Hektar ermittelt, auf denen theoretisch einmal Windkraftanlagen aufgestellt werden könnten.

Potenzial vor allem in Pankow und Treptow-Köpenick

Diese liegen vor allem in den Randgebieten der Stadt – insbesondere in Pankow und Treptow-Köpenick, etwa in Blankenfelde, Buch und rund um den Müggelsee. In Pankow stehen auch alle der sechs bisher in Berlin gebauten Großwindanlagen. Diese versorgen im Idealfall rund 18.000 Haushalte mit Strom.

Weitere mögliche Flächen liegen laut der Studie in den Bezirken Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf, Steglitz-Zehlendorf, Spandau, Reinickendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf – etwa im Grunewald.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Dass auf all diesen Flächen mal Windräder stehen werden, ist jedoch unwahrscheinlich. In der Studie werden die Flächen nach Konfliktrisiken bewertet – von „sehr gering“ bis „sehr hoch“. Letzteres ist etwa der Fall, wenn es ein gesundes Waldgebiet auf der Fläche gibt oder andere Nutzungen wie etwa ein Gewerbegebiet auf der Fläche bereits geplant sind.

Ein „sehr geringes“ oder „geringes“ Konfliktrisiko hat demnach keine der Potenzialflächen, ein „mittleres“ oder „hohes“ haben rund 300 Hektar. Für den überwiegenden Teil (rund 4000 Hektar) haben die Studienautoren ein „sehr hohes“ Konfliktrisiko ermittelt.

„In Berlin gibt es nur wenig Flächen, auf denen Windräder ohne größere Zumutungen aufgestellt werden können“, sagte Energiestaatssekretär Fischer. „Durch die dichte Bebauung und die vielen Wälder in Stadtrandgebieten ist das tatsächliche Flächenpotenzial in Berlin – auch im Vergleich zu den anderen Stadtstaaten Hamburg und Bremen – sehr gering.“

Dennoch wird Berlin nicht darum herumkommen, entsprechende Flächen auszuweisen. Und die Zeit drängt. Das entsprechende Planungsverfahren muss laut Vorgabe des Bundes bis spätestens Ende Mai 2024 eröffnet sein.

Andere Bundesländer könnten für Berlin einspringen

Zwar sei der Anspruch, dass man es selbst schaffe, die vom Bund vorgegebenen Flächengrößen auszuweisen, sagte Staatssekretär Fischer. „Die Studie zeigt aber, dass wir wohl nicht darum herumkommen werden, mit anderen Ländern über Kompensationsflächen zu sprechen.

Diese Möglichkeit sieht das Bundesgesetz explizit vor. Bis zu 75 Prozent der von Berlin auszuweisenden Fläche könnte demnach ein anderes Bundesland übernehmen. Fischer bestätigte, dass man dazu mit den ostdeutschen Bundesländern bereits in Gesprächen sei. Welche Gegenleistungen Berlin dafür erbringen wird, sei Gegenstand von Verhandlungen.

Dennoch muss Berlin mindestens 111,5 Hektar im eigenen Stadtgebiet als Vorrangfläche für Windräder ausweisen. In den kommenden Monaten sollen – auf Grundlage der nun ermittelten möglichen Flächen – dazu Gespräche mit den Bezirken geführt werden.

Die Berliner Stadtwerke, die außerhalb von Berlin bereits 16 Windkraftanlagen betreiben, erklärten, dass sie in Zukunft auch in der Hauptstadt Windräder betreiben wollen. „Solche Projekte sollten – auch aus Akzeptanzgründen – nicht immer nur in Brandenburg realisiert werden“, sagte Stadtwerke-Sprecher Stephan Natz dem Tagesspiegel. „Wir gehen aufgrund unserer Erfahrungen in der Planung sowie beim Bau und Betrieb von Windenergieanlagen davon aus, dass circa 20 bis 30 Windenergieanlagen in Berlin technisch zu realisieren wären.“ Damit könnten etwa zehn Prozent der Berliner Durchschnittshaushalte versorgt werden, sagte Natz.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false