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Eilean Donan castle seen from above on sunset, SMAF02144

© IMAGO/Westend61

Von Schottland, Griechenland und Spanien: Die mondänen Wochenendtipps fürs heimische Berlin

Wer die Welt wieder mal in einer Berliner Nussschale erleben will, ist hier genau richtig. Die Must-sees, Must-hears und Must-gos dieses mustergültigen Wochenendes.

Winterlich kalt wird es, da hilft nur Musik aus Griechenland, wie sie das Berlin Atonal Festival zurzeit täglich in abendfüllendem Programm im Kraftwerk (Köpenicker Straße 70) liefert. Dem griechisch-französischen Komponisten der Klangwolken und -Schwärme, Iannis Xenakis, der dieses Jahr 100 geworden wäre, ist das Programm gewidmet. Oder ist Ihnen eher danach, sich den Boden unter den Füßen wegsägen zu lassen? Meine Kollegin Lena Schneider beschreibt die vielleicht radikalste Schau der Villa Schöningen seit Eröffnung im Jahr 2009. Aber das ist lange nicht alles, was dieses Wochenende bereit hält.


Samstagmorgen

Inspiriert von der Arbeit des Jahrhundertchronisten und Philosophenflaneurs Walter Benjamin ist eine Ausstellung im Schloss Britz, die sich vor allem mit Benjamins Berliner Kindheit befasst, wobei Berliner Kindheit nicht bloß deskriptiv zu verstehen ist: So heißt eine Sammlung autobiografischer Skizzen, Notizen und Betrachtungen des Philosophen, die Einblicke in den bürgerlichen Alltag im Berliner Westen aus der Perspektive eines Kindes geben. Geöffnet ist von 12 bis 18 Uhr, Zeitslots sind über die Homepage buchbar, der Eintritt beträgt 5/3 Euro.


Samstagmittag

Was übrigens, entgegen landläufiger Meinung, seit Walter Benjamins Kindheit definitiv besser geworden ist, ist die medizinische Versorgung. Glauben Sie nicht? Um 14 Uhr führt Sie eine Tour über den Campus der Charité durch gleich 300 Jahre lokaler Krankheits- und Gesundheitsgeschichte, Leben und Tod, medizinische Forschung und den Verrat am hippokratischen Eid unter den Nazis oder auch im Kalten Krieg. 15/12 Euro kostet die eineinhalbstündige Tour.


Samstagabend

Malerische Entgleisungen kennt die Kunstgeschichte zuhauf, wer kann schließlich von sich sagen, ihm sei der Pinsel noch nie ausgerutscht? Das Berliner Trio Painting macht das Entgleisen zum Programm, und zwar nicht nur in Bezug auf die Pinselführung: Entlang eingefahrener Gleise denkend, ist das Malen nämlich eine Raumkunst, die Musik eine Zeitkunst. Und eben das ist bei Painting mitnichten der Fall: Mithilfe neumodischer Digitaltechnik, verrücktem Medienwissen, Computerspielspaß und Vinyl wird hier die gesamte Palette von experimentellem Rock, elektronischer Avantgarde, unkonventionellem Pop und Jazz mit großer Geste zum 3D-gemalten-Album „Painting Is Dead“ verrührt. 19.30 Uhr im Kulturbahnhof Biesenthal.


Sonntagmorgen

Wer aus Berlin raus will, für große Unternehmungen aber schon zu [setzen Sie hier ein Adjektiv Ihrer Wahl ein] ist, begibt sich noch schnell ins Museum Europäischer Kulturen. Nur heute ist die seit August laufende Ausstellung des Fotokollektivs Document Scotland noch zu erleben, die sie vor allem mit Darstellungen von Menschen auf eine Tour durch die schottische Kultur mitnimmt. Schöne Bilder spektakulärer schottischer Landschaften finden Sie schließlich zuhauf auf Instagram.


Sonntagmittag

Nach der 2018 weite Kreise ziehenden, skandalösen Debatte um das Gedicht Avenidas von Eugen Gomringer (und seine Ersetzung durch Verse von Barbara Köhler) an der Fassade der Alice-Salomon-Hochschule kann man wohl sagen, dass Berlin eine besondere Beziehung zu spanischsprachiger Lyrik hat. In der Ausstellung „Escribir Todos Sus Nombres“ („Alle ihre Namen Aufschreiben“) im Palais Populaire sind Arbeiten von 15 spanischen Künstlerinnen zu sehen, ausschließlich Frauen, die neben einer Vielfalt der künstlerischen Mittel und Bezüge ein feministisches und für die spanische Geschichte sensibles Bewusstsein aufweisen. Eine kostenfreie Tour durch die Ausstellung sensibilisiert um 15 Uhr bei Bedarf auch Ihr Bewusstsein.


Sonntagabend

Avantgarde, aber nicht zu abgefahren, gibt es um 21 Uhr in der Kunstfabrik Schlot (Invalidenstraße 117), denn was auch immer geschieht: Jazz auf Klavier, Kontrabass und Schlagzeug kann eigentlich nie wirklich unheimelig und ungewohnt klingen. Mit Marc Schmolling, Jan Roder und Andrea Marcelli stehen zudem drei bewährte und vielfach ausgezeichnete Größen der Berliner Improvisationsmusik auf der Bühne.

Übrigens, wer sich vorher schon in Stimmung bringen will oder einfach den Schrittzähler seines Smartphones boykottieren, kann schon ab 12 Uhr zum Frühschoppen ins Schlot kommen, der seit 1990 laufenden gemütlichen Lesestunde von Andreas Scheffler, Jürgen Witte, Hinark Husen, Susanne M. Riedel und Horst Evers. Der Eintritt hier ist sowas ähnliches wie frei, auf Spendenbasis nämlich, wobei die Spende ausdrücklich erwünscht ist.

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