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Leselustig. „Lesen lernen, Leben lernen“: Clubmitglieder Christoph Brewka und Barbara Groth schenken Grundschülern in der Erika-Mann-Schule in Wedding spezielle Lesebücher.

© Thilo Rückeis

Willkommen im Club: So packen Rotarier an

Seit der Wende ist die Zahl der Rotarier in Berlin ständig gestiegen. In den Clubs helfen Gleichgesinnte gemeinsam anderen – wie jetzt am Wochenende im Zoo.

Ihre Spuren sind überall. Das Tastmodell der Berliner Museumsinsel auf der Westseite des Alten Museums erleichtert Blinden die Orientierung –finanziert wurde es von Berliner Rotariern. Die rund 1300 Kinderbücher, die in dieser Woche an Schulkinder in Problembezirken übergeben wurden, stammen von Rotariern. Stipendien an der Viadrina wurden ebenso von Rotariern finanziert wie eine Geburtshilfestation in einem Krankenhaus in Ghana oder eine Wasser- und Abwasseranlage an einer Schule in Madagaskar.

Derzeit gibt es 23 Rotary Clubs in Berlin mit rund 1350 Mitgliedern. Vor der Wende gab es nur acht Clubs. Aber da waren die gesellschaftlichen Strukturen in der Stadt auch noch klarer. Das Zusammenwachsen zweier Stadthälften, der Regierungsumzug und die vielen Zuzügler aus allen Bereichen haben einen verstärkten Bedarf nach Foren geschaffen, in denen man sich kennenlernen und Freundschaften knüpfen kann. Die Rotary Clubs bieten den Vorteil, dass man während des Netzwerkens mit den neuen Freunden gleichzeitig etwas Gutes und Sinnvolles tun kann. Das Tastmodell war ein gemeinsames Projekt der Clubs Süd und Nord aus Anlass ihres 50-jährigen Jubiläums vor zwei Jahren. Sie gehören zu den älteren Clubs in der Stadt.

Medienanwalt Rolf Aschermann wurde Rotary-Mitglied, als er vor elf Jahren nach Berlin kam. Durch die Arbeit an gemeinsamen Projekten hat der 52-Jährige bei den Rotariern auch persönliche Freunde gefunden. Einmal wöchentlich kommen die Clubmitglieder zu ihren Meetings zusammen, um einen Vortrag zu hören und ihre Projekte zu besprechen. Drei Pfeiler sind dabei wichtig: Soziales, Bildung und Internationales. Schließlich ist Rotary eine internationale Organisation mit dem Ziel, Dienstbereitschaft im täglichen Leben zu praktizieren und sich durch die Pflege der Freundschaft anderen nützlich zu erweisen. Weltweit gibt es etwa 34 000 Rotary Clubs, in denen sich 1,2 Millionen Männer und in wachsendem Maße auch Frauen gemeinnützig engagieren. Über neue Mitglieder wird von allen anderen abgestimmt, denn natürlich sollen sie zum Club passen. Menschen mit Führungspositionen innerhalb der Gesellschaft sind immer interessant.

Im Februar 1905 gründeten der Rechtsanwalt Paul Harris, der Kohlenhändler Sylvester Schiele, der Ingenieur Gustav Löhr, der Textilunternehmer Hiram Shorey und der Drucker Harry Ruggles in Chicago den ersten Club mit dem Ziel, ein stabiles Wertesystem zu schaffen.

Heute diskutieren die Rotarier bei ihren Treffen aktuelle gesellschaftliche Fragen und Entwicklungen in der Berufs- und Arbeitswelt. Wenn Rolf Aschermann an der Reihe ist, einen 20-minütigen Vortrag zu halten, könnte es zum Beispiel um die aktuelle Debatte um das Urheberrecht gehen. Viele Ärzte, die in den Clubs sind, arbeiten in ihren Ferien in Krankenhäusern in Entwicklungsländern und berichten über die Zustände dort. Daraus ergeben sich neue Projekte, um Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Der Rotary Club Berlin-Süd etwa hat 2003 eine eigene Stiftung gegründet, die inzwischen ein Kapital von etwa 200 000 Euro hat und ein Fördervolumen von 30 000 Euro. Davon werden die Stipendien und die Bücher bezahlt. Rotarier kommt von rotieren, deshalb wird der Präsident immer nur für ein Jahr gewählt. Auch Rolf Aschermann war schon mal Präsident, und es hat ihm Spaß gemacht, weil man da über die Richtung des Engagements mitbestimmen kann. 75 Mitglieder hat sein Club. Ausdrücklich will Rotary kein elitärer Club für reiche Leute sein. Das würde dem Clubgeist widersprechen. Der Jahresbeitrag liegt bei 400 Euro, zusätzliche Spenden sind immer möglich. Dafür ist man als Rotarier weltweit aber auch immer gern gesehen in anderen Rotary Clubs.

Zu den internationalen Projekten zählt der Kampf gegen die Kinderlähmung, etwa in Indien und Pakistan. Das Wasser-Projekt auf Madagaskar stemmte der Club Berlin-Süd mit rotarischen Freunden aus Paris. Man muss nicht bei jedem wöchentlichen Treffen dabei sein, aber die Hälfte der sogenannten Präsenzen sollte man einplanen können, allein, weil die gemeinsame Arbeit verbindet.

Zum ersten Mal gehen die Berliner Rotarier-Clubs nun gemeinsam mit einem Kindertag an die Öffentlichkeit. Am 11. und 12. Mai werden jeweils 1000 Kinder aus den Partnerschulen des Projekts „Lesen lernen, leben lernen“ in den Zoo eingeladen, und dann wird im Zoo unter anderem das Wirken der Clubs vorgestellt. Auch das ist Rotarier-Teamwork: Heiner Klös, Bärenkurator und Zoo-Baubeauftragter, ist ebenfalls Mitglied im Club.

Der Tagesspiegel verlost für den 12. Mai Zoo-Freikarten für Kinder von Eltern mit wenig Haushaltsgeld. Bitte bis Donnerstag, 16 Uhr, eine Mail mit Wunschanzahl, Begründung und Handynummer an: verlosung@tagesspiegel.de. Betreff: „Rotary“.

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