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Große Public-Viewing-Veranstaltungen wie bei vergangenen WMs fallen in diesem Jahr weitgehend aus.

© Foto: imago/Seeliger

Zwischen Glühwein und Boykott: Das geht zum Start der Fußball-WM in Berlin

Am Sonntag beginnt die Fußball-WM. Die Umstände sind besonders: Katar wird wegen Menschenrechtsverstößen kritisiert – und in Berlin ist der Winter eingebrochen.

Das große öffentliche WM-Fußballfest fällt in diesem Jahr aus. Schon allein wegen des Wetters, das volle Biergärten und Leinwände auf großen Plätzen unmöglich macht. Viele Fans wollen privat zu Hause gucken, aber auch Kneipen übertragen Spiele. Was geht und was geht nicht in Berlin?

In Supermärkten, an Kiosken und Tankstellen sieht man bisher deutlich weniger Deutschland-Fähnchen oder schwarz-rot-gelbe Mützen, Ketten und Fahnen als früher. In manchen Discountern konkurrieren die Fanartikel zudem mit den Stellplätzen von Adventskalendern und Weihnachtsstollen.

Anders als früher gibt es zur WM keine Fanmeile am Brandenburger Tor. Zu viele Gründe sprachen für die Organisatoren dagegen: das kalte Wetter im Winter, die Konkurrenz durch Adventsveranstaltungen wie Weihnachtsmärkte, die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie. Zuletzt gab es im Juli 2018 eine WM-Fanmeile am Brandenburger Tor. Die nächste ist für die Europameisterschaft in Deutschland 2024 geplant.

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Weltmeisterschaften im Sommer wurden auch in Berlin oft draußen verfolgt. Fernseher standen in Szenekiezen wie Kreuzberg, Neukölln, Friedrichshain und Prenzlauer Berg vor Spätis, Kneipen und in Biergärten. Wegen des Winters fällt das weitgehend flach, viele Zuschauer dürfte es aber in Kneipen ziehen. Aus Protest gegen die Politik in Katar boykottieren allerdings einige Kneipen die Übertragungen. Unter dem Hashtag #keinkatarinmeinerkneipe finden sich im Internet Bars in Berlin, Düsseldorf, München oder Rostock zusammen.

Lass Dich bestechen wie ein FIFA-Funktionär vom würzigen Pilsgeschmack des Korruptionspils.

Berliner Kneipe Astra Stube wirbt für Alternativprogramm zur Fußball-WM in Katar.

So schreibt eine Fußballkneipe in Friedrichshain im Internet: „Damit uns nicht langweilig wird, haben wir im Fargo ein alternatives Programm für euch vorbereitet.“ Vorträge und Konzerte sind angekündigt, Spenden sollen in ein Umweltprojekt in Thailand fließen. Die Neuköllner Astra Stube meint: „Never mind the World Cup.“ Das Bier zu Filmen und Frauenfußball wird angepriesen: „Lass Dich bestechen wie ein FIFA-Funktionär vom würzigen Pilsgeschmack des Korruptionspils.“ 50 Cent pro Bier sollen an eine Organisation zur Unterstützung von Arbeitern im Mittleren Osten gehen.

Die meisten Kneipen wollen wegen des Geschäfts nicht verzichten. Einige bieten aber kritische Begleitung an. Die Fußballerkneipe Tante Käthe mit fünf Leinwänden und acht Kickern in Prenzlauer Berg betont: „Wir zeigen die WM!“ Parallel läuft eine Fotoausstellung zum Leben der Bauarbeiter in Katar und ihrer Familien in Nepal.

Unter dem Motto „Kicken statt Gucken“ gibt es ein Fußballturnier am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte. „Wir wollen damit aktiv gegen die Menschenrechtslage im WM-Gastgeberland Katar protestieren“, erklären die Veranstalter zu dem Kleinfeldturnier auf Kunstrasen im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg.

Ob einzelne WM-Spiele, wie die der deutschen Nationalmannschaft ab nächster Woche, vor oder in einzelnen Glühweinbuden und Getränkeständen auf Berliner Weihnachtsmärkten übertragen werden, war zum Start der Weltmeisterschaft noch unklar. Angesichts von Bildschirmen, die aufgestellt werden müssten und zu zahlenden Gebühren, dürften das nur wenige Standbetreiber überlegen. Sollte Deutschland allerdings die Vorrunde überstehen und Richtung Endspiel streben, könnte sich auch beim sogenannten Public Viewing im Winter noch etwas tun. (dpa)

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