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Julian Reichelt, ehemaliger Chefredakteur der „Bild“, wird den Vorwurf des Machtmissbrauchs nicht los.

© dpa/Roland Weihrauch

Update

Der Fall Julian Reichelt: Mutmaßlicher Machtmissbrauch größer als bisher bekannt

Das ARD-Magazin „Reschke Fernsehen“ erhebt neue Vorwürfe gegen den Ex-Chef der „Bild“ und beruft sich auf Betroffene. Die fordern auch eine öffentliche Entschuldigung von Springer.

Die Causa Julian Reichelt nimmt kein Ende. Nach Informationen des NDR hat der mutmaßliche Machtmissbrauch durch den ehemaligen „Bild“-Chefredakteur deutlich größere Ausmaße als bislang bekannt. 

Reporterinnen des ARD-Formats „Reschke Fernsehen“ - am Donnerstagabend in der Mediathek und in der ARD um 23 Uhr 35 - hatten Kontakt zu 13 Frauen, die den Schilderungen zufolge Anmachen, Affären und berufliche Auswirkungen erlebt haben.

„Der interne Bericht von Springer, für den der Verlag im Zuge der Aufklärung die Kanzlei Freshfields beauftragt hatte, unterstreicht die Aussagen“, steht in einer NDR-Mitteilung. So heißt in einem bisher unbekannten Dokument, dass eine Frau „eindrücklich und glaubhaft“ von ihrer Beziehung zum „Bild“-Chefredakteur berichtet habe.

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Auch berufliche Vorzüge wurden demnach ebenfalls glaubhaft von der Betroffenen geschildert. „Mehrere konkrete und uns bekannte Beispiele zeigen, dass die persönlichen Interessen Herrn Reichelts hier gegenüber den unternehmerischen deutlich überwiegen“, heißt es in dem Protokoll.

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Andere Frauen berichten in „Reschke Fernsehen“, wie sie berufliche Nachteile durch ihre Aussagen im Rahmen der Aufklärung bei Springer erleben mussten.

„Ich habe gegen Julian Reichelt ausgesagt und wurde anschließend, als er von seiner Beurlaubung zurückkam, subtil aus meinem Job befördert“, schildert eine ehemalige „Bild“-Mitarbeiterin in „Reschke Fernsehen“. Eine andere Frau bestätigt diese Erfahrung. Zudem erheben mehrere Betroffene den Vorwurf, im laufenden Verfahren beeinflusst worden zu sein.

Unterdessen fordern Betroffene des mutmaßlichen Machtmissbrauchs durch Julian Reichelt von Springer und Vorstandschef Mathias Döpfner eine öffentliche Entschuldigung. Die bisherigen Äußerungen von Vorstandschef Mathias Döpfner kämen einer „Verhöhnung“ gleich, sagte eine Betroffene gegenüber dem NDR, „zutiefst verachtend“ und „beleidigend“ den Frauen gegenüber.

Döpfner hatte in einer Videobotschaft kurz nach dem Rauswurf von Reichelt gesagt, die interne Untersuchung hätte lediglich einen Fall einer „einvernehmlichen Beziehung mit einer Mitarbeiterin“ belegt.

Nur eine ehemalige Mitarbeiterin hat bislang rechtliche Schritte gegen Springer eingeleitet. Sie reichte im August 2022 Klage bei einem Gericht in Los Angeles ein. Das Verfahren wurde allerdings noch vor Eröffnung eines etwaigen Prozesses eingestellt. Nach Informationen von „Reschke Fernsehen“ erhielt die Frau eine Geldzahlung und schloss eine Vereinbarung mit Springer, nicht mehr über den Fall zu sprechen.

Für „Reschke Fernsehen“ bedeutet diese Investigation der erste ernsthafte Auftritt seit Sendebeginn. Bisher irrlichterte das Format mit Anja Reschke vor sich hin.

Über einen Anwalt ließ Julian Reichelt an das Team Reschke unterdessen ausrichten, dass alle Aussagen unwahr und Teil einer Verleumdungskampagne seien. Auf Anfrage des Branchendienstes meedia.de teilte ein Sprecher des Springer-Verlags mit, dass man „alle Hinweise von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ob anonym oder persönlich, grundsätzlich sehr ernst“ nehme. Die Vorwürfe würden derzeit eingehend geprüft werden.

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