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Thunberg und der Mann halten das Mikrofon für kurze Zeit gemeinsam.

© Reuters/Piroschka Van De Wouw

Update

„Ab jetzt hauptberuflich Israelhasserin“: Greta Thunberg empört mit pro-palästinensischem Auftritt

Die „Fridays for Future“-Gründerin trat in Amsterdam bei einer Klima-Demo in einem palästinensischen Schal auf und sprach über Gaza. Unter anderem der Präsident der Deutsch-israelischen Gesellschaft verurteilte Thunbergs Aktion.

Von Jannik Grimmbacher

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat mit einem pro-palästinensischen Auftritt erneut Empörung ausgelöst. Der Präsident der Deutsch-israelischen Gesellschaft (DIG), Volker Beck, bezeichnete am Montag ihre Äußerungen bei einer Klima-Großdemo in Amsterdam als das „Ende von Greta Thunberg als Klimaaktivistin“. 

Ab jetzt hauptberuflich Israelhasserin“, fügte er in seiner Kritik im Onlinedienst X, ehemals Twitter, hinzu. Dies bedeute das „Ende“ der von Thunberg begründeten globalen Klimaschutzbewegung Friday For Future (FFF) „als Label für Ökologie“, urteilte Beck.

Die israelische Botschaft in Berlin kommentierte auf X, es sei „traurig, wie Greta Thunberg mal wieder die Klima-Bühne für eigene Zwecke missbraucht“. Auf Englisch fügte die Botschaft den Aufruf „Keine Bühne für Antisemiten“ hinzu. 

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Mann versuchte, Thunberg das Mikrofon zu entreißen

Bei Thunbergs Auftritt auf einer Klimademonstration in Amsterdam versuchte ein Mann, ihr das Mikrofon aus der Hand zu reißen. Grund waren wohl ihre Aussagen zum Nahost-Konflikt während ihrer Rede. Ein Video des Vorfalls macht derzeit auf dem Kurznachrichtendienst X, früher Twitter, die Runde.

Am Sonntag trat Thunberg als Rednerin in einem schwarz-weißen Tuch um den Hals auf die Bühne, einem Nationalsymbol der Palästinenser:innen. Sie appellierte an die Klimaschutzbewegung, „auf die Stimmen jener zu hören, die unterdrückt sind und die für Frieden und Gerechtigkeit kämpfen“.

In dem Video ist zu sehen, wie ein Mann in grüner Funktionsjacke auf die Bühne kommt, das Mikrofon an sich reißt und sagt: „Ich bin für eine Klimademonstration hierher gekommen. Nicht für politische Ansichten.“ („I came here for a climate demonstration. Not a political view“). Daraufhin gibt es ein kleines Handgemenge, bis der Mann weggeführt wird.

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Im Anschluss skandierte die Aktivistin gemeinsam mit den Menschen vor der Bühne: „Es gibt keine Klimagerechtigkeit auf besetztem Boden.“ („No climate justice on occupied land“) Kurz darauf beendet Thunberg ihre Rede. Im Publikum scheint es sowohl Zustimmung für die Aussagen des Mannes als auch von Thunberg zu geben.

Die Veranstalter gaben an, dass über 85.000 Menschen zu der Versammlung am Sonntag kamen. Die Versammlung fand unter dem Motto „Klima und Gerechtigkeit“ vor dem Amsterdamer Rijksmuseum statt.

Thunberg hatte am 20. Oktober im Onlinedienst Instagram mit anderen Aktivistinnen zur Solidarität mit den Palästinensern aufgerufen. „Die Welt muss aufstehen und eine sofortige Feuerpause, Gerechtigkeit und Freiheit für die Palästinenser und alle betroffenen Zivilisten fordern,“ hieß es in dem Appell.

Nach Kritik schrieb Thunberg außerdem: „Wir sind natürlich gegen jede Form von Diskriminierung und verurteilen Antisemitismus in allen Formen und Ausprägungen. Das ist nicht verhandelbar.“

Fridays for Future Deutschland geht auf Distanz zu Thunberg

Nach Thunbergs erneuter klarer Parteinahme für Palästina im Gaza-Krieg bleiben die deutschen Aktivisten von Fridays for Future Deutschland auf Distanz. „Durch die neuen Äußerungen von Greta Thunberg fühlen wir uns in unserem Kurs der letzten Wochen bestätigt“, erklärte die Bewegung am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

So habe man die Prozesse auf internationaler Ebene ausgesetzt. „Fridays for Future in Deutschland agiert als eigenständige Organisation und ist schon lange über Greta als Person herausgewachsen.“ Man habe den Terrorangriff der islamistischen Hamas vom 7. Oktober mehrfach scharf verurteilt. Für Antisemitismus sei in der Bewegung kein Platz; dem werde man sich weiter entschlossen entgegenstellen. 

Grünen-Co-Chefin: Thunberg hat sich diskreditiert

Auch die Grünen-Co-Parteichefin Ricarda Land kritisierte die pro-palästinensischen Äußerungen der Klimaaktivistin Thunberg.

„Greta Thunberg missbraucht an dieser Stelle das absolut notwendige und richtige Anliegen des Klimaschutzes für eine einseitige Position zum Israel-Palästina-Konflikt, bei der sie die Täter nicht benennt, bei der sie keine Verurteilung der absoluten Gräueltaten der Hamas vornimmt, (...) und bei der sie das Existenzrecht Israels zur Seite wischt“, sagt Lang vor Journalisten. „Tatsächlich hat sie sich als Gesicht der Klimabewegung durch diese Aussagen diskreditiert.

Aktivistin Sara Rachdan sprach ohne Einladung

Auf der Klimademonstration ergriff auch die Aktivistin Sara Rachdan das Wort und sorgte damit ebenfalls für Empörung. Sie hatte auf der Bühne von Thunberg das Mikrofon übernommen und gerufen, dass Israels Militär im Gazastreifen Völkermord begehe.

Am Montag sagte ein Sprecher der Organisatoren der Deutschen Presse-Agentur, dass Rachdan ohne Absprache das Mikrofon ergriffen hatte. Die Aktivistin bestätigte am Montag auf Instagram, dass sie nicht als Rednerin eingeladen war. Weiter erklärte sie, sie habe Thunberg zuvor auch nicht gekannt. 

Über eine andere Rednerin bekam Rachdan demnach Zugang zum Podium und auch zum Mikrofon – was aber die Organisatoren zunächst beendeten. Dann jedoch gab Thunberg ihr Gelegenheit, über die Lage im Gazastreifen zu reden.

Rachdan rief in Online-Medien zuletzt zu Protesten gegen Israel auf. Außerdem hatte sie nur zwei Tage nach dem Massaker an Bürgern Israels durch die Hamas auf Instagram gesagt: „Es geht nicht um Hamas, es geht um den palästinensischen Widerstand. Endlich gehen die Palästinenser gegen die Besatzung vor.“

Auch verglich sie mehrfach die Gewalt von Israel mit dem Holocaust, der Ermordung von Millionen europäischer Juden durch deutsche Nationalsozialisten.

Israelfeindliche Positionen von Fridays for Future international

Die internationale Organisation von Fridays for Future behauptete in einem Instagram-Post, die weltweiten Medien seien „von imperialistischen Regierungen finanziert, die hinter Israel stehen“. Die Gruppierung sprach von einer „Gehirnwäsche“ und bezeichnete Israel als „Apartheid-System“. Die von der radikalislamischen Hamas ermordeten Israelis wurden mit keinem Wort erwähnt.

Die deutsche Fridays-for-Future-Organisation wiederum bezog in den vergangenen Wochen wiederholt Stellung gegen Antisemitismus und distanzierte sich von gegen Israel gerichteten Äußerungen des internationalen Dachverbands.

Ihre prominente Vertreterin Luisa Neubauer sagte Ende Oktober in einem „Zeit“-Interview mit Blick auf Stellungnahmen von Fridays for Future außerhalb Deutschlands: „Es ist offensichtlich, dass die globalen Realitäten bei vielen Organisationen auseinandergehen, wenn es um Israel und Palästina geht. Das rechtfertigt aber weder Antisemitismus noch Desinformation.“ (Tsp/AFP/Reuters/dpa)

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