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Auf Facebook ruft die Polizei NRW Hagen Eltern dazu auf, keine Fotos von Kindern im Netz zu veröffentlichen.

© Polizei NRW Hagen

Zu PAPIER gebracht: Versteckt eure Kinder nicht!

Eltern sollen keine Fotos ihrer Kinder bei Facebook und Co veröffentlichen, warnt die Polizei Hagen. Aber ist es wirklich richtig, Kinder im Netz zu verstecken?, fragt Tagesspiegel-Autor Robert Klages.

Was wäre das Internet ohne Kinderfotos? Eine Einöde von Erwachsenen, die sich mit ihren neuen Autos, Eigenheimen oder Küchenmessern zeigen. Es gebe nur noch Bilder von grinsenden Erwachsenen vor immer gleichen Wasserfällen, Pyramiden und Strandbars. Facebook würde zu einem trockenen Nachrichtenportal verkommen, es wären nur noch Tote und Pegida-Demonstranten zu sehen, Politiker und Fotos von Autounfällen. Fotos von Katzen oder anderen niedlichen Tieren würden die Oberhand in den sozialen Netzwerken erhalten – wollt ihr das?

„Hören Sie bitte auf, Fotos Ihrer Kinder zu posten!"

„Hören Sie bitte auf, Fotos Ihrer Kinder für jedermann sichtbar bei Facebook und Co zu posten. Danke!“ Das hatte die Polizei Hagen ungefragt gepostet (nachts um 3 Uhr 40), dazu das Bild eines Kindes, dessen Gesicht unkenntlich gemacht war. Einen konkreten Vorfall hatte es nicht gegeben. Die Beamten fühlten sich einfach berufen, den Bürger aufzuklären. Fast 140 000 Menschen haben den Like-Button betätigt.

Die Hagener Polizei ist nicht das erste Mal auf Facebook als Mahnwächter unterwegs: „Sie sollten langsam über Winterreifen nachdenken“, heißt es am selben Tag. Die Klickzahlen halten sich hier in Grenzen. Bereits im Juni erreichte ein Beitrag der Ordnungshüter hohe Zustimmung für die Botschaft, Eltern sollten Kindern nicht mit der Polizei drohen.

Am Dienstag heißt es: „Vielleicht finden Sie die Fotos heute süß, Ihrem Kind sind sie in ein paar Jahren aber endlos peinlich.“ Ja, auf die Ästhetik ist zu achten. Tue deinem Kind nichts an, was du nicht willst, das es andere mit dir tun – gilt auch im Internet. Der Jugendschutz empfiehlt, Fotos zu verwenden, auf denen die Kinder nicht zu erkennen sind. Am besten also hinter einem Baum oder mit einer Anonymus-Maske?

„Auf Nummer sicher gehen Eltern, wenn sie keine Bilder von ihren Kindern ins Netz stellen“, sagt Nina Lübbesmeyer von Jugendschutz.net. Bilder könnten immer missbraucht und von anderen Personen verbreitet werden. Dieselben Personen könnten auch heimlich Fotos von unseren Sprösslingen machen, ins Netz stellen und als die ihrigen ausgeben. Alles schon vorgekommen. Vielleicht werde ich bald einen Appell an die Bürger richten: „Lasst eure Kinder nicht mehr aus dem Haus.“ Oder wollen wir nicht lieber gegen diejenigen vorgehen, die Kinderfotos missbrauchen, als unsere Kinder zu verstecken?

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