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Wer erschoss J.R. Ewing alias Larry Hagman? Diese Frage trieb in den USA 83 Millionen Zuschauer beim Kabelsender CBS vor die Bildschirme.

© Jörg Carstensen/dpa

40 Jahre „Dallas“: Das ganz und gar nicht schlumpfige Grinsen von J.R. Ewing

Zwischen Macht und Moral: Vor 40 Jahren strahlte die ARD die erste Folge der TV-Serie „Dallas“ aus.

Derzeit wird viel von „schlumpfigem Grinsen“ gesprochen. J.R. Ewing alias Larry Hagman konnte man das sicherlich nicht vorwerfen. Der texanische Öl-Baron aus der TV-Serie „Dallas“ hatte vielmehr einen ausgesprochen wölfischen Gesichtsausdruck, wenn er einen Widersacher aufs Kreuz legte. Es gab wohl selten einen TV-Fiesling, dem mehr Sympathien zugeflogen sind. „Wir lieben es, J.R. zu hassen“, war ein weit verbreitetes Motto unter den Fans der Serie.

An diesem Mittwoch vor 40 Jahren strahlte die ARD in Deutschland die erste Folge der US-Kultserie um den Fiesling J.R. Ewing, seinen ebenso sympathischen wie naiven Bruder Bobby, deren Ehefrauen Sue Ellen beziehungsweise Pamela sowie um Miss Ellie und Jock Ewing, die Southfork Ranch und den konkurrierenden Barnes-Clan aus.

Zehn Jahre lang blieb der TV-Dienstag „Dallas“-Tag. Mitte der 1980er Jahre erreichte die Serie mit 18,1 Millionen Zuschauern in Deutschland ihren Quoten-Höhepunkt. Die meisten Zuschauer – es waren 83 Millionen - wurden von CBS in den USA im November 1980 gemessen. In der Folge davor war J.R. angeschossen worden, alle Welt wollte wissen, wer für das Attentat verantwortlich war und ob J.R. überlebte.

Wie bei vielen der erfolgreichsten TV-Serien auch startete „Dallas“ beim US-Kabelsender CBS zunächst mit einer Pilotserie, deren fünf Teile im April 1978 liefen. Im Herbst folgte die erste Staffel, am Ende zählte die weltweit erfolgreichste Serie der 80er Jahre 357 Folgen und drei Filme. Man konnte die TV-Zuschauer seinerzeit in drei Gruppen unterteilen – die einen waren Fans von „Dallas“, die anderen von „Denver“ und eine kleinere dritte Gruppe konnte beiden Formaten nichts abgewinnen.

Wie kaum eine andere Serie traf „Dallas“ den Zeitgeist, vermischte klassisches Drama mit vielen Tragödien und Intrigen inmitten der Welt der Schönen und der Reichen mit einer Kapitalismuskritik in Zeiten von Reaganomics und Thatcherismus. Die Ölkrise der 1970er Jahre war gerade überwunden, die Spritpreise noch auf einem Niveau, das noch keinen Autofahrer arm machten.

Ein Fiesling als Sympathieträger

Vor allem aber gelang Larry Hagman, dem einstigen Astronaut aus „Bezaubernde Jeannie“, das Kunststück, aus Fiesling J.R. einen Sympathieträger zu machen. An das große Vorbild „Giganten“ mit James Dean kam die TV-Serie jedoch nicht heran. Während in dem Hollywood-Film aus dem Underdog Jett Rink selbst ein kaltherziger Öl-Baron wird, bleibt in der TV-Serie jeder seinem Rollenprofil verhaftet. Eine echte Entwicklung der Figuren gehörte noch nicht zum Standard der Serien-Macher.

Wie wichtig Bobby Ewing alias Patrick Duffy für den Erfolg der Serie war, zeigte sich an den rückläufigen TV-Quoten nach seinem Serientod. In Deutschland wurde die Folge mit dem tödlichen Autounfall von Bobby übrigens an dem Tag ausgestrahlt, als der GAU von Tschernobyl bekannt wurde. Bobby wurde auch mit allen Drum und Dran betrauert und begraben – um gut dreißig Folgen wieder auf der TV-Bildfläche zu erscheinen. Alles nur ein schrecklicher Traum von Ehefrau Pamela, wurde dieser televisionäre Zaubertrick den Zuschauern verkauft.

Wie seine Serienfigur J.R. war Larry Hagman, der im November 2012 im Alter von 81 Jahren gestorben ist, Texaner. Allerdings kein Republikaner, wie er neun Jahre zuvor in einem Interview im Tagesspiegel betonte – obwohl man ihm angeboten hatte, für diese Partei Wahlkampfwerbung zu machen. Auch J.R. – die Namensinitialen stehen übrigens für John Ross – sei nie Republikaner gewesen. „J.R. ist für jeden, der ihm Geld und Macht gibt – egal ob er weiß ist, schwarz oder Chinese.“ Über Politik konnte J.R. nur grinsen.

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