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Weiter auf Sendung: RT.DE berichtet am 26. März 2022 über die "Bilanz der Ukraine-Krise".

© RT.DE/Tsp

RT.DE weiter auf Sendung: Gegen das Internet helfen keine Verbote

Wer sich darüber freut, wie das russische Verbot der Deutschen Welle umgangen wird, muss auch bei Russia Today der Wahrheit ins Gesicht sehen. Ein Kommentar.

Man soll sich nicht gemein mit einer Sache machen, auch nicht mit einer guten. Diese Forderung des ehemaligen „Mr. Tagesschau“ Hanns Joachim Friedrichs muss möglicherweise um einen Zusatz erweitert werden. Man kann in einem freien Internet keine Sache unterbinden, auch keine schlechte.

Es fällt im Westen leicht eine Meldung wie diese zu publizieren, wonach es der Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen gelungen ist, das Online-Verbot der Deutschen Welle in Russland durch Mirror-Server zu umgehen.

Wenn man es dann noch schafft, durch geschickte – und am besten gesicherte Kommunikation über verschlüsselte Messengerdienste diese gute Kunde zu verbreiten, kann man selbst der russischen Medienaufsicht Roskomnadzor ein Schnippchen im parallel zum Angriff auf die Ukraine stattfindenden Medienkrieg schlagen.

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Hinter der Meldung steht die Erkenntnis, dass es nicht an Möglichkeiten fehlt, die ganz plumpen Internetverbote zu umgehen. Auch die Wirkung eines Geofilters ist durch VPN-Netze oder den Einsatz eines Tor-Browsers begrenzt. Die Deutsche Welle erklärt detailliert, was es dabei zu beachten gibt.

Sicherlich erfordert der Einsatz dieser Mittel die Bereitschaft, sich auch als technischer Laie mit ein paar Fachbegriffen zu beschäftigen. Doch eine Raketenwissenschaft ist es beileibe nicht. Kleiner Tipp: Sollte es mit dem Tor-Browser nicht beim ersten Mal klappen, eine gesperrte Seite aufzurufen, einfach die Option „Neue Identität“ nutzen, dann sollte es funktionieren.

Die Kehrseite der Medaille

Die Medaille hat allerdings eine Kehrseite: Denn was gegen russische Verbote hilft, ist im Westen noch einfacher zu bewerkstelligen – denn in demokratischen Staaten wird nicht einfach die Bandbreite des Internets in heruntergedimmt, um den Abruf von Videos und Bildern zu behindern. Darum ist es technisch auch so gut wie unmöglich, das Verbot von Russia Today durch die deutschen Medienanstalten oder die Europäische Union durchzusetzen.

Die Arbeit von Journalisten lässt sich behindern. Die neuen harschen Strafen gegen angebliches Herabsetzen der russischen Armee ist dazu ein probates Mittel für Medienschaffende in Russland, egal ob inländische oder ausländische.

Die Arbeit einer Redaktion außerhalb des eigenen Territoriums lässt sich hingegen nicht unterbinden. Das gilt auch für in Moskau erstellte Sendungen von RT.DE und deren Einspeisung ins Internet.

Die Europäischen Medienwächter hätten zwar noch die Möglichkeit, Russia Today aus dem zentralen Domain-Name-Server-Register zu tilgen. Doch genau wie bei der Deutschen Welle erschwert das zwar den Zugriff, unterbunden wird er dadurch nicht. Auch dazu lassen sich Anleitungen leicht googeln.

Durch das Verbot von RT wird erreicht, dass niemand rein zufällig über die Stimme Moskaus stolpert. Wer jetzt noch die Nachrichten von RT.DE abruft, glaubt entweder die Lügenpropaganda oder will sich darüber informieren, mit welchen Behauptungen Putin seine Invasion der Ukraine rechtfertigt, um die Perfidie dahinter zu durchschauen.

Technisch gesehen, mag das Verbot von Russia Today darum vor allem Symbolpolitik sein. Doch auch solche Symbole werden gebraucht, um Putin klarzumachen, wo seine Grenzen sind.  

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