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Ermitteln: Gil Birmingham als Bill Taba, Andrew Garfield als Jeb Pyre. 

© Michelle Faye/FX

Serie „Mord im Namen Gottes“: Unter Mormonen

Die True-Crime-Fiktion „Mord im Namen Gottes“ taucht tief ein in Amerikas klerikale Parallelgesellschaften und erzählt nebenbei einen sensationell fesselnden Krimi.

Historytainment duldet eigentlich keine Zweifel, wann es spielt. Fifties? Schmalztollen! Sixties? Miniröcke! Seventies? Schlaghosen! Eigthies? Aerobic! Den Handlungsrahmen der Disney-Serie „Mord im Namen Gottes“ (sieben Folgen, FX/Disney+, auf Sky) dagegen bemerkt man erst, als das spätere Opfer Brenda (Daisy Edgar-Jones) nach 20 Minuten unterm Banner „Miss Twin Falls 1980“ singend Allens Herz erobert.

Vier Jahre später sitzt der Familienvater schwer tatverdächtig, seine Frau und ihr Baby getötet zu haben, bei den Detectives Pyre (Andrew Garfield) und Taba (Gil Birmingham) im Verhör. Und dass man der Szenerie die Achtziger nicht ansieht, liegt einerseits an David Mackenzies tiefschürfender Inszenierung früherer Zeiten. Andererseits hat es mit John Krakauers True-Crime-Bestseller zu tun, den Showrunner Dustin Lance Black an besonderer Stelle virtuos nacherzählt.

Sein Siebenteiler spielt nämlich im Mormonen-Staat Utah, wo die Riesenfamilie Lafferty nicht nur habituell, sondern stilistisch das bibeltreue Leben einer lang vergangenen Epoche führt. Acht Stunden lang zieht Disney+ uns folglich in eine Parallelgesellschaft „Under the Banner of Heaven“, so der Originaltitel, deren Mitglieder sich mit aller (illegalen) Macht gegen die Moderne stemmen.

Und dass Ermittler Pyre selbst dazugehört, macht die sensationell gefilmte Zeitlupenjagd nach den Tätern zu einer Art fundamental-religiösem „True Detective“, die von der ersten bis zur letzten Sekunde fesselt.

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