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© dpa / Bettina Müller/HR/ARD/dpa

„Tatort“ mit Ulrich Tukur: Triffst du Buddha unterwegs

Mache Komplimente und sei so freundlich, wie es geht. Im neuen Murot-„Tatort“ ist Ulrich Tukur auf der Suche nach einem guten Karma.

Kann man vor seinem Karma weglaufen? Wie wird aus einem negativen ein positives Karma? Was ist in meinem Leben vorweg bestimmt, was lässt sich ändern? Diese Fragen beschäftigen nicht nur Buddhisten seit Jahrhunderten. Ein Hoch auf die fernöstliche Philosophie, und wenn sich jemals ein „Tatort“-Ermittler mit dem Thema Karma beschäftigen sollte, dann kann das nur – Felix Murot alias Ulrich Tukur sein. Jener LKA-Ermittler, der seit zwölf Jahren über die Tellerränder des Krimiformats in Zeiten und Räume hinausblickt, die ein „Tatort“-Zuschauer vorher so noch nie gesehen hat.

Bisher galt: Für Gott ist fast alles möglich, für einen Murot-„Tatort“ auch. Nach Zeitschleifen („Murot und das Murmeltier“), Western-Krimi mit den meisten Toten („Im Schmerz geboren“) und Film-im-Film-Handlung („Wer bin ich?“) nun also die Frage, welche Handlungen Murots zu früherer Zeit welche Wirkung in der Gegenwart zur Folge haben („Tatort – Murot und das Gesetz des Karma“, Sonntag, ARD, 20 Uhr 15).

Die Autoren Matthias X. Oberg (auch Regie) und Lars Hubrich haben sich dafür eine süffige Geschichte ausgedacht, die, das vorab, deutlich weniger Herausforderung für 0815-Krimi-Fans stellt als bei vielen anderen in Form und Inhalt experimentelleren Murots.

Ja, fast ein wenig gewöhnlich, langweilig kommt dieser Fall anfangs daher: Der Mord an einem IT-Experten in einem Hotel, indem Murot, der zur selben Zeit dort wegen einer Tagung logiert, von einer Trickdiebin bestohlen wird. Ein offenbar hochbrisanter Laptop verschwindet am selben Abend aus dem Hotel.

Das ist das Berufliche, und gleichzeitig wird Murot – via Trickdiebin und verschwundenem Laptop - mit einem Kapitel aus seiner Vergangenheit konfrontiert, eine tragisch endende Urlaubs-Liebe, dass ihn an die zentralen Fragen des Lebens heranführt. Ein wackeliger Urlaubsfilm in den ersten Krimi-Sekunden führt den Zuschauer schnell auf diese Privat-Fährte, der wir den LKA-Mann über 88 Minuten dann etwas leidlich hinterher schnüffeln sehen.

Murot beschleicht die Angst, dass er Schuld auf sich geladen hat

Der „Tatort“ tut uns am Ende nicht den Gefallen, darüber aufzuklären, wie es um das Verhältnis Murots zur jungen Trickdiebin namens Eva (Anna Unterberger) und jener Urlaubsbekanntschaft steht.

Wir wissen nur so viel: Die junge Frau hat sich in Murots Leben geschlichen und zwingt diesen, Vorfälle zu rekonstruieren, die sich vor vielen Jahren auf einer Urlaubsreise zugetragen haben. Murot beschleicht die Angst, dass er Schuld auf sich geladen hat. Hat er nun das wiederbekommen, was er selber an andere Personen weitergegeben hat?

Schade, dass das Format Autoren und Regie hier nicht mehr Zeit lässt mit Weisheiten und Konsequenzen aus fernöstlicher Philosophie. Stattdessen wird uns, wie aus heiterem Himmel, nach Jahren wieder Murots Hirntumor „Lilly“ aufgetischt, der in den ersten Jahren dieses ungewöhnlichen Krimiformats vom Hessischen Rundfunk für einen angenehmen Memento-Mori-Sound und viele Halluzinationen sorgte.

Wieviel Wörter fangen mit Q an?

Außergewöhnlich ist dieser Murot-Krimi natürlich trotzdem, nicht nur wegen des gewohnt souverän spielenden Uli Tukur, auch wegen der Antwort auf die Frage, wieviel Wörter mit Q anfangen und wegen der slapstickhaften Einlagen, mit der IT-Mann Xavier (grandios: Thomas Schmauser) sich immer verzweifelter der Erpressungsversuchen gegen seine Firma zu erwehren sucht.

Auch ihm sind jene sieben Tipps für ein gutes Karma zu wünschen, auf die Ulrich Tukurs wissendes Lächeln in Großaufnahme hinzuweisen scheinen, mit dem wir aus diesem nachdenklichen September-Krimi entlassen werden.

Als da sind: Lerne meditieren. Fünf Minuten hast du immer, dein Karma dankt es dir. Reise, wenn du kannst. Drück dich aus! Nimm dir Zeit für dein Essen. Mache Komplimente und sei so freundlich, wie es geht. Lerne, loszulassen.

Vor allem einer dieser Tipps hat es dem wie stes sinnenfrohen Felix Murot besonders angetan. Buddha kann da nur Ratschläge geben.

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