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Ex-Viva-Moderatoren: Nilz Bokelberg, Collien Ulmen-Fernandes und Markus Kavka. 

© dpa/Florida Factual

Viva-Doku: Vom Trendsetter zum Klingeltonsender

Zehn Jahre lang war Viva Teil einer Jugendrevolution. Dann fraß diese ihre Kinder. Ein dokumentarischer Nachruf zum 30. Geburtstag des hedonistisch-diversen Musiksenders.

Am Ende, im Dokutainment Baujahr 2023 dürfen Tränen nicht fehlen, wird natürlich geheult. Collien und Gülcan, lange nur vornamentlich bekannt, haben aber auch Grund zur Trauer. Genau 30 Jahre, nachdem ihr Premierenkollegium Nilz, Heike, Mola zum Start einer Fernsehrevolution „ab heute bleiben wir immer zusammen“ in die 1990er gebrüllt hatten, ist Viva schon wieder Geschichte. 2018 war bei dem Musikssender Schluss.

Kein Wunder also, dass die zwei Moderatorinnen der letzten Stunde über all die Bilder der ersten Stunde emotional werden. Viva, das war ja mehr als ein Musiksender. Als er am 1. Dezember 1993 auf Sendung ging, gab es zwar MTV, aber nur auf Englisch. Der Rest? Seniorenprogramm für Senioren, schlimmer noch: Juniorenprogramm von Senioren. Auf all das blickt „Die VIVA-Story – Zu geil für diese Welt“ dreimal 30 Minuten in der ARD-Mediathek zurück.

Ich hab keine Angst, dass was schiefgeht, und das liegt an Viva.

Klaas Heufer-Umlauf, Ex-Viva-Moderator

Und das ist, zumindest fürs mitgereifte Publikum, auf funkensprühende Art ergreifend. Denn Regisseur Thorsten Berrar ruft sie alle vor die Kamera: Klaas Heufer-Umlauf und Aleksandra Bechtel, Markus Kavka und Jasmin Wagner, Dieter Gorny und H.P. Baxxter, Stars und Sternchen, Pop und Biz einer Unterhaltungsrevolte, die bis heute fasziniert. Besonders heute.

Eher konventionell kompiliert will die Serie zwar nichts falsch machen, macht dabei aber vieles richtig: Gefühle wecken, die den Abstieg vom Trendsetter über Oliver Pocher bis zum Klingeltonsender wiederbeleben. Zugleich aber auch die Stil- und Milieustudie einer hedonistisch liberalen, unkonventionell diversen Epoche, in der DJ Bobo und Maffay ebenso Platz fanden wie Kurt Cobain oder Madonna. Ihr Ende dürften auch Außenstehende betrauern.

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