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Liebt sie den Falschen? Man weiß es nicht, aber die Fans wollen am liebsten schon mal die Trennung.

© Universal Music

Backlash der Swifties : Fans von Taylor Swift drängen auf Antworten

Sie treten als Masse auf, sind gut organisiert und kämpfen für ein gemeinsames Ziel: Fan-Gruppierungen wurden bereits als politische Macht erkannt. Eine Macht, die zurückschlägt, wenn das Idol nicht spurt.

Die Swifties, die ich rief, werd’ ich nicht mehr los – so könnte der Einstieg für die folgenden Zeilen sein und wir wären direkt im Thema. Dann müssten wir aber wissen, was ein Swiftie ist und das kann man zwar erwarten, aber wahrscheinlich nicht voraussetzen. Was so unschuldig klingt wie ein praktisches Putzuntensil, ein Staubwedel oder so, ist es auf den ersten Blick auch, es handelt sich nämlich um die Selbstbezeichnung von Personen, die den Popstar Taylor Swift anhimmeln.

Auch als Nicht-Swiftie kann man Taylor Swift irgendwie mögen, einfach, weil nichts an ihr auszusetzen ist. Sie kann ganz gut singen, schreibt ihre eingängigen Pop- und Country-Songs scheinbar selbst, ist im Besitz einer Katze und repräsentiert eine perfekte Welt, in der nur ab und an das gebrochene Herz Probleme macht. Das Herz bricht natürlich nur, weil es keinem Mann oder sonstigem Wesen gelingen will, der allgemeinen Kantenlosigkeit das Wasser zu reichen.

Die Liste dieser fragwürdigen Verflossenen ist lang und mit von der Partie waren viele, die selbst viel Geld mit Perfektion machen. Twilight-Star Taylor Lautner zum Beispiel oder der Sänger John Mayer. Ein Kennedy war dabei und Harry Styles. Oder der Schauspieler Jake Gyllenhaal, der sich bis heute noch nicht davon erholt zu haben scheint, einst der meistgehasste Mann des Internets gewesen zu sein, weil er seiner Ex Taylor einen Schal gestohlen haben soll. Die Swifties haben also Erfahrung damit, dass Swift ihr genau an der richtigen Stelle pochendes Herz immer mal wieder ganz üblen Bad Boys schenkt, allein aus der Erfahrung scheinen sie nichts gelernt zu haben.

Matty Healy soll der neue „Neue“ heißen und der ist ein Provokateur

Anders jedenfalls ist die Empörungswelle nicht zu erklären, mit der sich dieser Tage die Sängerin und ihr vermuteter „Neuer“ konfrontiert sehen. Matty Healy heißt der neue „Neue“, der als Frontman der Band „The 1975“ selber singt. Healy ist ein Provokateur, ein Anti-Hero, einer, der auf der Bühne auch mal den Hitlergruß zeigt – nur um zu zeigen, dass man das nicht tut. Außerdem ist Healy ein ganz schön schrecklicher Mensch, einer, der in einem Podcast darüber lacht, wenn sich die Hosts des Podcasts über das Aussehen der Rapperin Ice Spice lustig machen und sie rassistisch „Inuit Spice Girl“ oder „Chubby Chinese Lady“ nennen und dabei hawaiianische oder chinesische Akzente imitieren.

Natürlich folgte dem Fehlverhalten eine Entschuldigung und natürlich würde das Ganze niemanden interessieren, einfach weil es bekanntere Leute gibt, die über noch viel Schlimmeres lachen, aber natürlich wird es jetzt ein Problem, eben, weil Healy ganz vielleicht der „Neue“ ist.

Mit aufgekratzten Fans ist nicht zu spaßen

Healy ist bei den Swifties also die Persona non grata. Schön und gut, wahrscheinlich gibt es in seinem Falle schlimmeres. Das Interessante daran ist aber – und das ist vielleicht sogar als emanzipatorischer Fortschritt zu verstehen: Auch Swift wird eine gewisse Handlungsfähigkeit und Entscheidungsfreiheit unterstellt.

Einige ihrer Fans haben jetzt nämlich einen öffentlichen Brief verfasst, einen „Open Letter to Taylor Swift from her Fans“ mit der Forderung, sie möge sich gefälligst äußern! „Liebe Taylor“, setzten die Verfasser an, „als beunruhigte Fans schreiben wir, um unsere Enttäuschung hinsichtlich aktueller Ereignisse zum Ausdruck zu bringen.“ Sie sei mit Healy gesehen worden, hätte ihn gar auf seine Bühne gebeten und das, obwohl er kein guter Mensch ist. „Während Individuen das Recht haben, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und Beziehungen zu bilden, glauben wir, dass es für jene, die im Interesse der Öffentlichkeit sind, essenziell ist, sich gegen Diskriminierung zu stellen.“

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Die Fans verstehen Swifts eventuelle Beziehung zu Healy als politisches Statement, fordern einen offenen Dialog und, dass sich Swift von Healys Handlungen distanziert beziehungsweise im besten Falle von der Person Healy gar selbst. Was die Fans tun werden, wenn Swift nicht reagiert, wird nicht beschrieben.

Sich wenigstens ein bisschen zum Thema zu verhalten, wäre wahrscheinlich nicht unklug. Mit aufgekratzten Fans ist nicht zu spaßen: Viele werden sich daran noch daran erinnern, als K-Pop-Fans Trump-Fans die Tickets für die Wahlkampfarena wegkauften, damit dieser vor leeren Rängen faseln musste. Oder kürzlich erst, als die Swifties höchstselbst das US-Justizministerium auf das Unternehmen Ticketmaster hetzten, weil die dynamische Preispolitik des Mutterkonzerns Live Nation die Tickets für Swift-Konzerte dermaßen überteuerte.

Aus Taylors Perspektive wäre es also ratsam, auf die Swifties zu reagieren, sonst – ja was eigentlich? Meuterei mit dem Staubwedel? Es bliebe jedenfalls spannend. Außerdem, und das kommt von einem Nicht-Swiftie, wäre der Popstar Taylor Swift hinterher noch ein kleines bisschen interessanter.

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