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Rettungskräfte im Einsatz vor dem eingestürzten Restaurant an der Playa de Palma auf Mallorca.

© AFP/JAIME REINA

Update

Eingestürztes Ballermann-Lokal : Stadtverwaltung wusste wohl seit Jahren von illegalen Baumaßnahmen am Gebäude

Ein Clubrestaurant am Ballermann auf Mallorca stürzt ein und begräbt mehrere Menschen unter sich. Offenbar waren der Stadtverwaltung Baumängel bekannt.

Tragödie am Ballermann: Beim Einsturz eines voll besetzten Clubrestaurants an der Playa de Palma auf Mallorca sind am Donnerstagabend mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. 16 Verletzte seien in Krankenhäuser gebracht worden, teilte die Polizei der bei deutschen Urlaubern sehr beliebten Mittelmeer-Insel mit. Sieben der Verletzten seien in kritischem Zustand, hieß es. Die neun restlichen seien alle schwer verletzt, aber außer Lebensgefahr. Nach Angaben des Auswärtigen Amts auch mindestens drei Deutsche verletzt worden.

Unter den vier Todesopfern des Gebäudeeinsturzes auf Mallorca sind zwei deutsche Urlauberinnen im Alter von 20 und 30 Jahren. Zudem seien bei dem Unglück am Donnerstagabend eine 23-jährige Spanierin und ein 44 Jahre alter Mann aus dem Senegal ums Leben gekommen, teilte die Polizei in Palma am Freitag mit.

Dabei waren der Stadtverwaltung von Palma de Mallorca spanischen Medienberichten zufolge bereits 2013 städtebauliche Verstöße an dem Haus aufgefallen. Demnach seien damals irreguläre Arbeiten an dem nun eingestürzten Gebäude durchgeführt worden.

So soll das Restaurant im Erdgeschoss auf dem Dach erweitert und ein verglastes Geländer installiert worden seien. 2020 wurden daraufhin „Sanktionsverfahren wegen städtebaulicher Verstöße“ eingeleitet. Dennoch sei das Dach des Gebäudes weiter ausgebaut worden, wie die „Mallorca Zeitung“ berichtet.

Ein Feuerwehrmann sprach gegenüber der Zeitung „Última Hora“ von einer „alptraumhaften“ Szene. Als er am Unglücksort eingetroffen sei, hätten Menschen weinend und schreiend um die Trümmer am Erdgeschoss des Gebäudes gestanden.

Das Unglück erschütterte zu später Stunde nicht nur die Balearen, sondern ganz Spanien. In Madrid sprach Ministerpräsident Pedro Sánchez auf X, vormals Twitter, den Familien der Todesopfer sein Beileid aus und betonte: „Ich verfolge aufmerksam die Folgen des schrecklichen Einsturzes am Strand von Palma.“

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Der Unfall geschah direkt am Strand, nur wenige Straßen von den Kultlokalen Megapark und Bierkönig entfernt. Das Gebäude des Medusa Beach Club stürzte gegen 20.30 Uhr ein. Der erste Stock sei dabei sofort bis zum Keller eingebrochen, wo auch sehr viele Gäste zu Abend gegessen hätten, berichteten „El País“ und andere Medien unter Berufung auf Augenzeugen. Eine erste Überprüfung habe ergeben, dass die Überlastung des ersten Stockwerks eine mögliche Ursache für den Einsturz sei, sagte Feuerwehrchef García.

Am frühen Freitagmorgen suchten Einsatzkräfte unter den Trümmern noch fieberhaft nach Opfern. Ein Polizeisprecher hatte aber kurz vor Mitternacht gute Nachrichten übermittelt: „Mit 90-prozentiger Sicherheit“ seien unter den Trümmern keine Opfer mehr, sagte er auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur. Man werde aber so lange wie nötig suchen, sagte ein Beamter. Möglicherweise „noch viele Stunden“.

Rettungskräfte vor dem eingestürzten Restaurant auf Mallorca.

© AFP/JAIME REINA

Javier, ein Bewohner der Playa de Palma, war in unmittelbarer Nähe, als das Gebäude an der Straße Cartago schnell wie ein Kartenhaus, aber mit lautem Getöse in sich zusammenfiel. „Es hörte sich wie eine Bombe an“, erzählte er einem Reporter der Regionalzeitung „Última Hora“. Andere Menschen sagten, das Gebäude sei erst „vor ein paar Jahren“ renoviert worden. Der Teil im ersten Stock, der einstürzte, sei als Chill-out-Bereich benutzt worden.

Wie sehr das Unglück die Playa und deren Bewohner erschütterte, zeigt die Reaktion von Raúl Pursnami, der ein Modegeschäft neben dem eingestürzten Gebäude betreibt. „Wir sind hier alle schockiert. Ich kann nicht sprechen, sie waren meine Nachbarn“, sagte er der Zeitung „El País“. Auch er habe ein sehr, sehr lautes Geräusch gehört. „Ich kam gerade aus dem Laden und sah, wie das ganze Gebäude einstürzte. Das ist eine Schande, denn theoretisch muss jedes Jahr eine Inspektion durchgeführt werden.“ Alles sei sehr schnell gegangen, während die Leute im Restaurant gegessen und auch getanzt hätten.

Zum Zeitpunkt des Einsturzes seien viele Gäste im Restaurant gewesen, das zum Teil auch als Cocktailbar mit Livemusik fungierte, berichteten Medien. Einsatzkräfte der Polizei, der Feuerwehr und der mallorquinischen Notfalldienste seien schnell vor Ort gewesen. Die angrenzenden Lokale und Wohnhäuser wurden aufgrund von Einsturzgefahr evakuiert, das Gebiet abgeriegelt. Psychologen und Ärzte betreuten am Unglücksort noch Stunden nach dem Einsturz Leichtverletzte, Angehörige der Opfer und sichtlich mitgenommene Zeugen der Tragödie.

Bis zu 1000 Menschen hätten sich unmittelbar nach dem Einsturz vor dem Unfallort versammelt, berichteten die Regionalzeitungen „Diario de Mallorca“ und „Última Hora“. Angehörige von Mitarbeitern bangten um ihre Lieben, Schaulustige debattierten über die möglichen Ursachen. Immer wieder musste die Polizei die Menge bitten, ruhig zu sein, damit die Rettungsteams die Stimmen möglicher Überlebender unter den Trümmern hören könnten.

Die regionale Ministerpräsidentin Marga Prohens, der Bürgermeister von Palma, Jaime Martínez, und der erste stellvertretende Bürgermeister, Javier Bonet, fuhren ebenfalls schnell zum Strand, um sich vor Ort ein Bild von der Tragödie und den Rettungsarbeiten zu machen. Bürgermeister Martínez rief eine dreitägige Trauer aus.

Nach dem Start der Party-Saison sind seit Ende April wieder zahlreiche Touristen am Playa de Palma, die - anders als die Besucher der englischen Partyhochburg Magaluf westlich von Palma - mehrheitlich aus Deutschland kommen. (dpa/AFP)

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