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Ein Wasserwerfer der Polizei steht im Stadtteil Harburg bereit.

© dpa/Daniel Bockwoldt

Update

Krawalle an Halloween in Hamburg: Polizeigewerkschaft fordert konsequentes Handeln

In Hamburg kam es in der Halloween-Nacht zu gewaltsamen Zwischenfällen. Aber auch in Berlin flogen Böller auf Einsatzkräfte. Die Polizei sieht wenig Chance, spontane Krawalle zu verhindern.

| Update:

In der Halloween-Nacht ist es in Hamburg zu Ausschreitungen gekommen - die Polizei setzte Wasserwerfer gegen Randalierer ein. Insgesamt waren rund 1200 Polizisten im Einsatz, allerdings nicht nur wegen Halloween, sondern auch wegen einer nicht angemeldeten pro-palästinensischen Versammlung und randalierenden Fußballfans. 

Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Sven Hüber, sieht wenig Chancen, spontane Krawalle zu Halloween zu verhindern.

Auch in Berlin war die Polizei am Dienstagabend mit einem größeren Aufgebot im Einsatz. Es sei vereinzelt Pyrotechnik auf Passanten und vorbeifahrende Fahrzeuge geworfen worden, teilten die Einsatzkräfte auf der Plattform X, vormals Twitter, mit.

Es gebe eine Klientel, „die völlig unpolitisch einfach Spaßrandale sucht“, sage Gewerkschaftsvorsitzender Hüber am Mittwoch in der Sendung „Frühstart“ von RTL und ntv. Es brauche aber „sehr konsequentes Handeln“, damit sich die Randale nicht ausweite.

Im schleswig-holsteinischen Kiel erlitten vier Polizeibeamte durch Böller ein Knalltrauma, ein Polizist trug bei einem Einsatz gegen eine etwa hundertköpfige Gruppe Prellungen davon. Bei der Festnahme einer besonders aggressiven Störers kam es zu gewalttätigen Solidarisierungsaktionen, woraufhin die Beamten Pfefferspray einsetzten.

Es wurden mehrere Strafverfahren unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Landfriedensbruchs, tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz eingeleitet. 

Jugendliche warfen in Hamburg Böller auf Einsatzkräfte

Angespannt war die Lage in Hamburg. Im Stadtteil Harburg versammelten sich zunächst 150 bis 200 überwiegend junge Menschen. Ihre Zahl sei dann auf 300 bis 350 gestiegen. Es seien Böller auf Einsatzkräfte geworfen worden, sagte der Sprecher.

Die Polizisten versuchten, die Menge mit Wasserwerfern zurückzudrängen. Die Lage sei nicht außer Kontrolle gewesen. Es habe Festnahmen oder Ingewahrsamnahmen gegeben. Eine Zahl lag zunächst nicht vor. Unklar war, ob es Verletzte gab.

Drei Beamte wurden durch Prellungen und Knalltraumata leicht verletzt. Insgesamt leitete die Polizei 33 Strafverfahren ein. Vier Randalierer wurden vorläufig festgenommen, 15 Männer kamen in Gewahrsam. Von knapp 250 Störern wurden die Personalien festgestellt. Zudem erteilten die Einsatzkräfte 132 Platzverweise und 51 Aufenthaltsverbote.

Ein dpa-Fotograf berichtete, die Polizei habe die überwiegend jungen Menschen mehrfach aufgefordert, den Bereich zu verlassen. Als sie dieser Aufforderung nicht nachgekommen seien, seien Wasserwerfer eingesetzt worden.

Im Stadtteil Lurup gab es zudem Zwischenfälle, an denen laut Polizei rund 50 Jugendliche beteiligt waren. Sie hätten Böller gezündet - Scheiben eines Einzelhandels seien beschädigt und Müllcontainer in Brand gesetzt worden. Bereits vor einem Jahr hatten junge Krawallmacher für einen größeren Polizeieinsatz gesorgt.

Pro-palästinensische Parolen in St. Georg

Rund 45 Menschen mit Palästina-Flaggen, die „entsprechende Parolen skandierten“ waren laut Polizeiangaben im Stadtteil St. Georg unterwegs. Die Polizei löste die nicht angemeldete Versammlung auf.

Ein Wasserwerfer wird im Stadtteil Harburg während Ausschreitungen eingesetzt.
Ein Wasserwerfer wird im Stadtteil Harburg während Ausschreitungen eingesetzt.

© picture alliance/dpa

Auch einige Fußballfans, die sich anlässlich des DFB-Pokalspiels zwischen dem FC St. Pauli und dem FC Schalke 04 eingefunden hatten, randalierten und zündeten Pyrotechnik.

Insgesamt waren rund 1200 Polizisten im Einsatz. Am späteren Abend beruhigte sich die Lage laut der Polizei wieder.

Krawalle auch in Berlin und Frankfurt

In Berlin seien Passanten und Einsatzkräfte vereinzelt mit Böllern beworfen oder mit Pyrotechnik beschossen worden, teilte die Polizei mit. „Da hat jemand Halloween nicht verstanden. Die ersten Anzeigen sind geschrieben.“ Insgesamt nahm die Polizei Berlin 121 freiheitsbeschränkende beziehungsweise freiheitsentziehende Maßnahmen sowie Identitätsfeststellungen vor, die vor allem Kinder und Jugendliche betrafen. 

In Frankfurt am Main berichtete die Polizei, es habe vereinzelt Böller- und Eierwürfe gegeben. „Ohne größere Vorkommnisse“, sagte ein Sprecher. In Leipzig, Köln und München war die Lage nach Angaben der jeweiligen Einsatzzentralen ruhig. Vielerorts in Deutschland ist Halloween aber friedlich verlaufen.

Verletzte in Baden-Württemberg und NRW

Bei einer Massenschlägerei zwischen 30 Beteiligten in Freiburg in Baden-Württemberg im Zusammenhang mit einer Halloweenparty erlitten sechs Menschen teils schwere Verletzungen. Die Auseinandersetzung endete erst nach dem Eintreffen von sieben Polizeistreifen. In Mannheim brannte ein Auto, nachdem Unbekannte im Fahrzeug Böller zündeten.

Für die Region Aachen in Nordrhein-Westfalen meldete die Polizei in der Nacht 59 Einsätze in Verbindung mit Halloween. In Stolberg wurden aus einer Gruppe von rund 50 Jugendlichen heraus wiederholt Böller geworfen. Die Polizei löste das Treffen auf und erteilte Platzverweise. Ein Mensch wurde leicht verletzt, drei Personen kamen in Gewahrsam.

Im nordrhein-westfälischen Hagen wurde ein Busfahrer leicht verletzt, als ein Feuerwerkskörper neben seinem Fahrzeug abbrannte. Auch gegen Polizisten wurden Böller und Eier geworfen. Ähnliches wurde aus Koblenz in Rheinland-Pfalz gemeldet. In Düsseldorf erteilte die Polizei zahlreiche Platzverweise und leitete Ordnungswidrigkeitsverfahren ein, weil Jugendliche Pyrotechnik zündeten.

Halloween hat wohl seine Wurzeln in der keltischen Mythologie. Der Überlieferung nach treiben im Herbst Geister und Dämonen ihr Unwesen. Gefeiert wird das Fest heute am Abend vor dem kirchlichen Fest Allerheiligen („All Hallows' Eve“), dem Festtag, an dem Katholiken der Verstorbenen gedenken. (dpa)

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