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Ein Hof im Bremer Ortsteil Timmersloh steht unter Wasser. Da nach den Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) weiter mit starkem Regen zu rechnen ist, bleibt die Lage angespannt.

© dpa/Sina Schuldt

Update

Ministerin erwartet „harte Tage“: Wetterdienst verlängert Regen-Warnung für Hochwassergebiete

In den Hochwassergebieten rechnet der Deutsche Wetterdienst mit mehr Regen als ursprünglich angenommen. Niedersachsens Innenministerin rechnet mit schwierigen Tagen.

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In den Hochwasser-Regionen ist keine Entspannung in Sicht. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet „neue Regenfälle in den bisher bereits gebeutelten Gebieten“. Noch am Mittwoch sollten neue Warnungen vor Dauerregen ausgegeben werden. Bestehende Warnungen sollen bis Samstag verlängert werden.

„Besonders im Fokus stehen dabei Gebiete im Westen und der Mitte des Landes“, berichtete Meteorologin Julia Tuschy. Für Mittwoch und Donnerstag erwartete der DWD Regenmengen zwischen 30 und 50 Litern pro Quadratmeter. Im Bergland - vor allem in Staulagen - könnten es auch 60 bis 120 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 30 bis 60 Stunden sein.

„In der Nacht zum Donnerstag halten die Schauer landesweit an“, heißt es in der Vorhersage vom Mittwoch. Tagsüber gibt es in den meisten Regionen vorübergehend Entspannung. „Nur in einem breiten Streifen vom Niederrhein über Thüringen hinweg bis zum Erzgebirge und dem Fichtelgebirge muss bis zum Abend mit weiteren Regenfällen gerechnet werden“, so die Meteorologin.

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) rechnet wegen des Hochwassers auch weiterhin mit einer angespannten Lage. „Wir haben noch ein paar harte Tage vor uns, um gegen dieses Hochwasser zu kämpfen“, sagte Behrens am Mittwoch im Bayerischen Rundfunk.

Besonders kritisch sei die Situation im Nordwesten zwischen Weser und Ems. „Dort steigen die Pegel leider wieder“, sagte Behrens. Die Deiche seien bereits seit vielen Tagen im Wasser und sehr durchnässt. Auch die Wiesen seien „weit überschwemmt“ und es gebe nach wie vor einige Städte, die von Hochwasser bedroht seien. Vor allem in Niedersachsen, aber auch in anderen Bundesländern kämpfen die Einsatzkräfte bereits seit Tagen gegen die Wassermassen.

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Behrens betonte, es gebe bisher keine Materialprobleme. Jeden Tag füllten die Helfer Tausende von Sandsäcken. Das Wetter bereite ihr aber Sorgen. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz warnte erneut vor einer Verschärfung der Hochwassersituation unter anderem im Flussgebiet der Hase. Es bestehe die „Gefahr von größeren Überschwemmungen“, erklärte die Behörde am Mittwoch.

Auch in Oldenburg bleibt die Lage wegen des hohen Wasserstands der Hunte kritisch. Am Montag wurde ein mobiler Deich aufgebaut. Mehreren Hundert Menschen droht eine Evakuierung.

Feuerwehren und DRK fordern besseren Katastrophenschutz

„Wir brauchen mehr und bessere Ausstattung für Katastrophenfälle in Deutschland“, hatte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt der „Rheinischen Post“ am Dienstag gesagt. „Die Defizite sind eklatant, insbesondere bei der materiellen Ausstattung.“

Nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 sei das Bewusstsein der politisch Verantwortlichen für den Bevölkerungsschutz gestiegen. „Davon ist jetzt nicht mehr viel übrig.“

Politischer Konsens sei es gewesen, „zehn mobile Betreuungsmodule für den Einsatz bei zerstörter Infrastruktur zu beschaffen“, mahnte die DRK-Präsidentin. „Bisher gibt es nur eins.“ Mit einem solchen Modul könnten jeweils bis zu 5000 Menschen aufgenommen, betreut und umfassend versorgt werden. Hasselfeldt verlangte zudem eine deutliche Stärkung der Freiwilligendienste in Deutschland, einschließlich einer besseren Bezahlung.

Hochwasser hat die Aller an der Altstadt von Verden über die Ufer treten lassen. Zahlreiche Helfer sind im Landkreis Verden unterwegs, um Deiche zu sichern und Wohngebiete vor dem Hochwasser von Aller, Weser und Wümme zu schützen.
Hochwasser hat die Aller an der Altstadt von Verden über die Ufer treten lassen. Zahlreiche Helfer sind im Landkreis Verden unterwegs, um Deiche zu sichern und Wohngebiete vor dem Hochwasser von Aller, Weser und Wümme zu schützen.

© dpa/STR

Auch Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), dringt auf eine verbesserte Ausstattung im Katastrophenschutz. „Wichtiger denn je ist es jetzt, dass das Gemeinsame Kompetenzzentrum Bevölkerungsschutz nun auch vollständig arbeits- und einsatzfähig wird, um schnell und effektiv arbeiten zu können“, erklärte Banse.

Für Hochwasserlagen forderte er die Beschaffung zusätzlicher mobiler Schutzsysteme, mit denen personalintensive Sandsackbarrieren ersetzt werden könnten. „Präventiv müssen Deiche unabhängig von Gefährdungslagen regelmäßig kontrolliert und auch instand gesetzt werden“, forderte der Verbandschef. Zudem müssten die zuständigen Behörden Flussufer von Unrat, Ästen und Ähnlichem reinigen, „damit sich nichts aufstauen kann“.

Seit Tagen sind Einsatzkräfte in mehreren Regionen im Dauereinsatz. Betroffen sind vor allem Niedersachsen, Teile Nordrhein-Westfalens und der Süden Sachsen-Anhalts. Am Silvestertag hatte Bundeskanzler Olaf Scholz ein Hochwassergebiet in Niedersachsen besucht, einen Tag später Bundesinnenministerin Nancy Faeser (beide SPD). Sie sagte weitere Unterstützung zu.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bei ihrem Besuch im Hochwassergebiet in der Nähe von Oldenburg.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bei ihrem Besuch im Hochwassergebiet in der Nähe von Oldenburg.

© dpa/Markus Hibbeler

Sorgen würden ihr die Wetterprognosen mit weiterem Regen machen, sagte Faeser. „Das erschwert die Lage. Was wir tun können, werden wir tun“, sagte die Ministerin.

Das Technische Hilfswerk (THW) hatte nach eigenen Angaben über den Jahreswechsel bundesweit etwa 1000 ehrenamtliche Helfer im Einsatz - vor allem in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen. Inzwischen seien Kräfte aus rund einem Drittel aller THW-Ortsverbände im Einsatz gewesen, hieß es in einer Mitteilung. (dpa, AFP)

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