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Königin Elizabeth II. ist auf Titelblättern zahlreicher Zeitungen abgebildet.

© dpa/AP/Jon Super

Pressestimmen zum Tod der Queen: „Elizabeth II. hinterlässt eine Lücke, die wahrscheinlich nicht gefüllt werden kann“

Das Konterfei von Queen Elizabeth II. ziert Titelseiten auf der ganzen Welt. Der Tod der Monarchin ist weltweit ein beherrschendes Thema.

| Update:

Die britische Königin Elizabeth II. ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Das teilte der Buckingham-Palast am Donnerstagabend mit. Ihr Nachfolger auf dem Thron ist ihr ältester Sohn – nun König Charles III.

Schon kurz nachdem die Nachricht über den Gesundheitszustand der Queen an die Öffentlichkeit drang, sammelten sich Menschen vor ihrem Landsitz in Balmoral, wo sie später starb, und vor dem Buckingham-Palast in London. Am Abend teilten Menschen weltweit die „größte Traurigkeit“ der königlichen Familie: vor den britischen Botschaften in verschiedenen Ländern kamen Trauernde zusammen – auch in Berlin –, auch in den Sozialen Medien wurde Abschied genommen. Weltweit würdigten Zeitungen die am längsten regierende Monarchin. Das Presseecho zum Ableben der Queen:

„Guardian“: Monarchie der Zukunft wird nicht dieselbe sein

„Die längste monarchische Herrschaft in der britischen Geschichte, mehr als 70 Jahre, ist vorbei. Doch das Buch der Rekorde ist weniger wichtig als das weit verbreitete Gefühl, dass das, was nun vergangen ist, nie mehr zurückkehren wird“, schreibt die britische Tageszeitung „The Guardian“ in einem Kommentar. „Das Leben der Königin umspannte die gesamte Geschichte des modernen Großbritannien. Sie wurde geboren, als Großbritannien ein Weltreich mit etwa 600 Millionen Einwohnern beherrschte. Sie starb, als Großbritannien ein mittelgroßes nordeuropäisches Land mit einer ungewissen Zukunft geworden war. (...)

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Elizabeth II. hinterlässt eine Lücke, die wahrscheinlich nicht gefüllt werden kann. Die Monarchie der Zukunft wird nicht mehr dieselbe sein. Sowohl die Reform der königlichen Finanzen als auch die der Zivilliste (die staatlichen Zahlungen für den Unterhalt von Mitgliedern der königlichen Familie) müssen sorgfältig durchdacht werden, wobei das Parlament angemessen konsultiert werden und das Recht haben muss, seine endgültige Zustimmung zu geben. Vorrangig muss jetzt die Krönung - eine religiöse Zeremonie, die unter den europäischen Monarchien einzigartig ist - erörtert werden.“

„The Telegraph“: Königin Elizabeth hatte die Zuneigung ihres Volkes

„Der Einfluss, den sie in ihrem ererbten Amt als Staatsoberhaupt ausübte, beruhte auf einer tief verwurzelten Zuneigung des Volkes, von der ein Politiker nur träumen kann“, kommentiert der britische „Telegraph“ den Tod der Queen. „Die Königin erinnerte uns an unsere Vergangenheit, an die Kontinuität unserer nationalen Geschichte und an die Tugenden der Widerstandsfähigkeit, des Einfallsreichtums und der Toleranz, die sie geschaffen haben.

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Wir sollten auch nicht vergessen, dass nicht nur das Vereinigte Königreich eine Monarchin verloren hat, sondern auch Australien, Kanada, Neuseeland und elf weitere überseeische Gebiete, die die Königin als Staatsoberhaupt behalten haben. Werden sie ohne sie dem Druck widerstehen können, Republiken zu werden? (...) Das Leben der Königin war nicht ohne Wechselfälle. Sie sah sich mit vielen der Schwierigkeiten konfrontiert, die alle Familien heimsuchen, mit zerrütteten Beziehungen, Scheidungen und dem Unglück von Kindern und Enkelkindern. Trotz der Erhabenheit ihrer Position war sie den enttäuschenden Aspekten des Lebens genauso ausgesetzt wie wir alle. Als Nation trauern wir alle gemeinsam um sie. Das zweite Zeitalter einer Königin Elizabeth ist zu Ende. Lang lebe König Charles III.“

„Independent“: Großbritannien erneut vereint in Trauer und Respekt

Nur einmal habe Elizabeth II. ihr Gespür für die öffentliche Meinung verlassen, schreibt der Londoner „Independent“ am Freitag: „Während der öffentlichen Trauer nach dem Tod von Diana, Prinzessin von Wales, verließ die Königin ausnahmsweise einmal ihr sonst so sicheres Gespür für die öffentliche Meinung.“

„Wie es seit langem Tradition ist, wehte die königliche Standarte während der Abwesenheit der Monarchin nicht auf dem Buckingham-Palast, aber die Nation wollte eine Flagge auf Halbmast sehen; zudem wollte die Königin mit ihrer Familie in (ihrem schottischen Schloss) Balmoral bleiben, um diese private Tragödie zu verarbeiten. Die öffentliche Reaktion darauf war ablehnend, aber Elizabeth erholte sich schnell davon. Dem Rat ihres damaligen Premierministers Tony Blair folgend kehrte sie nach London zurück, zeigte sich der Menschenmenge und hielt eine Fernsehansprache an die Nation. (...) In dieser traurigen Zeit können wir nichts Besseres tun, als die Worte zu wiederholen, die Elizabeth . in ihrer eigenen Würdigung von Diana vor vielen Jahren verwendete - dass wir jetzt „eine Chance haben, der ganzen Welt die britische Nation in Trauer und Respekt vereint zu zeigen. Wir danken Gott für jemanden, der viele, viele Menschen glücklich gemacht hat“.“

„Sydney Morning Herald“: Ein Hammerschlag für die britische Psyche

„Es war der Tag, vor dem sich die Briten so lange gefürchtet haben. Sie ist tot“, kommentiert die die australische Zeitung „Sydney Morning Herald“ am Freitag. „Die Nation hat ihre größte Stärke verloren - den Kitt, der die Union so lange zusammengehalten hat - während diese versucht, ihren Platz in der Welt für die kommenden Jahrzehnte zu definieren. 70 Jahre lang war sie deren beste Diplomatin, die größte Vertreterin von Soft Power. (...) Sie hinterlässt ein Königreich, das tief trauert und von ihrem Tod schwer erschüttert ist. Für viele waren die Monarchin und die Monarchie unteilbar geworden. Es ist ein Hammerschlag für die britische Psyche. Die Nation in ihrem gegenwärtigen Zustand wird große Probleme haben, um ihren Verlust zu verkraften.“

„Washington Post“: Die unparteiliche Königin als einende Kraft

„Ihre Regentschaft auf Statistiken herunterzubrechen, würde ihren größeren Beitrag zur britischen Gesellschaft und unserem kulturellen Bewusstsein verfehlen. Stetig wie ihr allgegenwärtiges Profil auf Briefmarken und Münzen verkörperte die Königin die britische Selbstbeherrschung“, kommentierte die „Washington Post“ den Tod der Queen am Donnerstag. „Während andere in der königlichen Familie sich lautstark zu ihren Privatleben und Meinungen äußerten - auch zu Regierungsangelegenheiten - stellte sie die Monarchie vor die Monarchin, gab der Pflicht den Vorrang vor persönlichen und familiären Interessen. (...)

Letztlich war ihre praktizierte Unparteilichkeit ein Vorteil, der es ihr ermöglichte, zu einem Nationalismus ohne Parteilichkeit zu inspirieren. Ihr Engagement für den Dienst am Volk war lobenswert - umso mehr für die Dauer ihrer Regentschaft und die Führung, die sie in spaltenden Zeiten anbot. Die Beliebtheit und Langlebigkeit der Queen haben als einende Kraft gewirkt, selbst nachdem der Brexit Großbritanniens Bindung an Europa gelöst hat und sich auch die Bande gelockert haben, die die einzelnen Länder des Vereinigten Königreichs zusammenhalten. Die Monarchie - und Großbritannien - könnten sich ohne die Queen dramatisch verändern.“

„Libération“: King Charles III. könnte für Überraschungen sorgen

„Kann sie wirklich so plötzlich verschwinden, eine Konstante in einer Welt, in der sich scheinbar alles zu schnell verändert?“, fragt die französische Tageszeitung „Libération“ am Freitag. „Sie hat fünfzehn Premierminister erlebt, angefangen mit Winston Churchill. Sie hat keine Ideologie, keine Idee und nur sehr wenige Zitate hinterlassen. Genau das macht sie so wichtig für die Geschichte ihres Volkes. (...)

Ihr Tod stürzt ihr Land ins Ungewisse; es warten nun flammende und bewegende Rituale, die nur die Briten zu inszenieren wissen. Nach diesen Tagen der Trauer, der auf Halbmast gesetzten Flaggen und der prunkvollen Krönung wird King Charles III. als König (...) seinem Volk allein gegenüberstehen. Aber er hat zweifellos ihren Überlebensinstinkt geerbt und könnte durchaus für Überraschungen sorgen.“

„El Mundo“: Charles muss dem Beispiel seiner Mutter folgen

„Es ist schwierig, die historische Dimension einer so gigantischen Figur wie Elizabeth II. zu erfassen (...) Es war ihr persönliches Prestige, das die Krone stützte, als Skandale ihre eigene Familie erschütterten, insbesondere die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen gegen ihren Sohn Prinz Andrew“, kommentiert die spanische Zeitung „El Mundo“ am Freitag. „Es ist nun die Zeit ihres geduldigen Sohnes Charles, der im Alter von 73 Jahren den Thron besteigt. Hoffen wir, dass das Beispiel seiner Mutter ihm dabei helfen wird, das Vereinigte Königreich in diesem stürmischen 21. Jahrhundert mit der gleichen Gewissheit und Sicherheit zu führen. Schließlich ist das die Aufgabe der Monarchie in unserer Zeit: Sie soll eine institutionelle Sicherheit bieten, die vom ungewissen Auf und Ab der Geschichte unberührt bleibt.“

„De Standaard“: Königin mit einer klaren Botschaft

„Queen Elizabeth wurde Königin, als Winston Churchill, Harry Truman und Josph Stalin die Welt regierten und ihr Land noch ein globales Imperium war, das große Teile Afrikas beherrschte. Die Botschaft, mit der sie den Thron bestieg, war einfach und klar - und vielleicht gerade deshalb so anziehend. Sie sprach von ihrer lebenslangen Pflicht, dem Volk zu dienen“, kommentiert die belgische Zeitung „De Standaard“. „Die Welt hat sich seither sehr stark verändert, aber ihre Botschaft der Pflicht schien nie altmodisch zu werden und hat Generationen von Briten verzaubert. Immer wenn die Königin einen Jahrestag zu feiern hatte, füllten sich die Straßen Londons mit Hunderttausenden von Menschen und im ganzen Land wurden Volksfeste veranstaltet. Auch viele Nicht-Briten werden zugeben, dass sie sich regelmäßig von der Aura einer Königin mitreißen ließen, die selbst von Netflix als ein Weltstar betrachtet wurde.“

„De Telegraaf“: Die Queen war ein Fels in der Brandung

„Mit dem Ableben von Königin Elizabeth II. ist ein Zeitalter zu Ende gegangen“, schreibt die niederländische Zeitung „De Telegraaf“ in einem Kommentar. „Die Monarchin war für viele Briten ein Fels in der Brandung, ein Faktor für Stabilität in unruhigen Zeiten. Je länger sie auf dem Thron saß, desto mehr wurde sie auch weltweit zur Ikone. (...) Nun sind alle Augen auf ihren Sohn Charles gerichtet, der 73-Jährige hatte ein Leben lang in den Kulissen gestanden. Er muss nun in große Fußstapfen treten.“

„Corriere della Sera“: Politiker sollten von Queen lernen

„Elizabeth II. war nicht nur die Monarchin des Vereinigten Königreichs, sie war die Königin von uns allen, eine Herrscherin par excellence“, kommentiert die die italienische Zeitung „Corriere della Sera“. „Eine Flut an Kummer, Nostalgie und Rhetorik wird unweigerlich kommen: Diese kleine, große Frau hat das Leben von vier Generationen begleitet, und jeder verarbeitet Trauer auf seine Art. Man sollte aber trotzdem behutsam sein. Eine siebzigjährige Regentschaft ist derart außerordentlich, dass von voreiligen Resümees abgesehen werden sollte. Geschichte liest man nicht mit feuchten Augen. Aber auch mit feuchten Augen und schwerem Herzen kann man versuchen, zu verstehen, was sie uns als Erbe hinterlässt. (...)

Eine Wache steht vor Buckingham-Palast, zahlreiche Blumensträuße liegen vor dem Tor.

© dpa/PA Wire/DOMINIC LIPINSKI

Elizabeth II. ist sich selbst immer treu geblieben, bis hin zu dem Punkt, an dem sie manchmal gegenwartsfremd erschien. Doch die Zuneigung, die in diesen Stunden empfunden wird, zeigt, dass es nicht immer notwendig ist, in Mode zu sein, um sich Wertschätzung und Sympathie zu verdienen. Regierende und Politiker - nicht nur in Großbritannien - sollten dies im Hinterkopf behalten.“

„La Repubblica“: Tod der Queen könnte Monarchie schwächen

„Wenn die Trompeten verstummen und die Kutschen wieder in den Gärten der Königsschlösser geparkt sind, beginnt die eigentliche kollektive Besinnung“, schreibt die italienische Zeitung „La Repubblica“ in einem Kommentar. „Theoretisch wird ein neuer König das Volk anführen, eine alte, barsche und leidenschaftslose Gestalt, die - und das ist wichtig - von einer neuen Königin, der Ex-Konkubine Camilla begleitet wird, deren Beförderung von einem Volk, das so sehr Diana an der Seite von Charles bevorzugt hätte, nicht allumfassend akzeptiert wurde.

Die wahren Protagonisten der neuen Phase der Monarchie und diejenigen, die entscheiden werden, welches Ende sie nehmen wird, werden die Untertanen sein. Es sind dieselben, die Elizabeth nie Taktlosigkeit, Sünden oder schlimmer noch Verbrechen einer königlichen Familie vorgeworfen haben, die nie auf der Höhe der Queen war. Die Monarchie wird vielleicht den Tod Elizabeths überleben, aber in einer anderen und mit ziemlicher Sicherheit geschwächten Form, nämlich wegen der Unzulänglichkeit Charles’, aber auch aufgrund der Tatsache, dass der Tod seiner Mutter vielen die Daseinsberechtigung der Institution entziehen wird.“ (dpa)

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