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Ein Polizist untersucht ein bei den Krawallen ausgebranntes Auto.

© Reuters/Pascal Rossignol

Update

Nach Krawallen weitere 40.000 Beamte im Einsatz : Ermittlungen gegen Polizisten in Frankreich wegen tödlichem Schuss auf 17-Jährigen

Ein Jugendlicher war bei einer Kontrolle von einem Beamten erschossen worden. Gegen ihn läuft nun ein Verfahren wegen Totschlags. Zuvor gab es wieder gewaltsame Proteste.

| Update:

Nach dem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen 17-Jährigen in Frankreich ist eine richterliche Voruntersuchung wegen Totschlags gegen den Beamten eröffnet worden. Die „rechtlichen Voraussetzungen“ für den Gebrauch einer Waffe hätten in diesem Fall nicht vorgelegen, erklärte Pascal Prache, Staatsanwalt des Pariser Vororts Nanterre, am Donnerstag. Die Staatsanwaltschaft beantragte demnach Untersuchungshaft für den Polizisten.

Nach dem tödlichen Schuss bei einer Verkehrskontrolle war es die zweite Nacht in Folge zu gewaltsamen Protesten gekommen. In Nanterre, wo sich der Vorfall ereignet hatte, verschärfte sich die Lage.

Die Polizei mobilisiert nun landesweit 40.000 Beamte. 5000 von ihnen würden in Paris und Umgebung eingesetzt werden, sagte Innenminister Gérald Darmanin am Donnerstag. Damit werde die Zahl der eingesetzten Kräfte im Vergleich zur Nacht von Mittwoch auf Donnerstag vervierfacht.

Nacht der unerträglichen Gewalt gegen Symbole der Republik.

Gérald Darmanin, französischer Innenminister

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag waren 150 Menschen festgenommen worden. Das gab Darmanin im Onlinedienst Twitter bekannt, wo er von einer „Nacht der unerträglichen Gewalt gegen Symbole der Republik“ sprach. „Rathäuser, Schulen und Polizeistationen“ seien „in Brand gesetzt oder angegriffen worden“.

Zudem wurden Straßenbarrieren errichtet, berichteten Journalisten der Nachrichtenagentur AFP. Auf Häuserfassaden stand geschrieben „Gerechtigkeit für Nahel“ und „Polizei tötet“.

Der 17-jährige Nahel M. war am Dienstag auf dem Fahrersitz eines Autos bei einer Verkehrskontrolle in der Pariser Vorstadt Nanterre erschossen worden. In einem Video war zu sehen, wie zwei Polizisten das Fahrzeug für eine Kontrolle stoppten.

Ein Polizist zielte dabei mit seiner Waffe auf den Fahrer und schoss aus nächster Nähe, als das Auto plötzlich beschleunigte.

Nach wenigen Metern krachte der Wagen dann in einen Pfosten. Nahel M. starb kurze Zeit später trotz Wiederbelebungsversuchen der Rettungskräfte durch eine Schusswunde in der Brust. Im Video war bei der Kontrolle zuvor der Satz zu hören: „Du kriegst eine Kugel in den Kopf.“

Polizisten sind während Ausschreitungen in Nanterre, außerhalb von Paris, im Einsatz.
Polizisten sind während Ausschreitungen in Nanterre, außerhalb von Paris, im Einsatz.

© dpa/Christophe Ena

In Essonne südlich von Paris zündete eine Gruppe einen leeren Bus an, wie aus Polizeikreisen verlautete. Auch in der südwestfranzösischen Stadt Toulouse kam es zu Zusammenstößen.

In der Nacht zum Donnerstag wurden im Großraum Paris auch an anderen Orten Feuerwerkskörper gezündet sowie Autos und Mülleimer in Brand gesetzt. Um kurz nach Mitternacht meldete die Polizeipräfektur 16 Festnahmen.

Nahel M.s Mutter rief zu einem Trauermarsch für ihren Sohn am Donnerstag ab 14.00 Uhr in der Nähe des Tatorts auf. (AFP)

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