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Erinnerung: Blumen und ein Portrait von Diana stehen an anlässlich ihres Todestages vor dem Kensington Palace in London.

© dpa/Alastair Grant

Ikone der Vergangenheit: Vor 25 Jahren starb die Prinzessin von Wales

In der Nacht zum 31. August 1997 kam Lady Di bei einem Unfall ums Leben. Nicht nur ihre Person - auch die Trauer um sie hat Großbritannien verändert.

Prinzessin Diana gehörte schon zu Lebzeiten zu den meistfotografierten Menschen der Welt. Seit ihrem Tod, der sich an diesem Mittwoch zum 25. Mal jährt, ist die Ex-Frau des britischen Thronfolgers zur Legende geworden – und zur Goldgrube für Verkäufer von Andenken und Erinnerungen. Kleider, Schmuck, Autogramme, Autos – alles, womit sie in ihren 36 Lebensjahren in Berührung gekommen war, erzielt Rekordgewinne.

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Und es gab Gedenkjahre, in denen die Medien das gesamte Sommerloch füllten mit vielen Fotos und Erinnerungen an die tote Prinzessin, die BBC sendete diverse Dokumentationen.

In diesem Jahr: beinahe nichts. Die BBC zeigt noch einmal den Oscar-gekrönten Streifen „The Queen“. Beinahe verschämt kündigen die Londoner Boulevardblätter dieser Tage Fotoseiten an über die Ikone aus dem vergangenen Jahrhundert.

Junge Leute fragen: "Diana Wer?"

„Wo waren Sie, als Diana starb?“ Die Moderatorin des „Times“-Radio hat diese Frage gestellt – schließlich gehe es den Briten doch ähnlich wie den Amerikanern 1963 bei der Ermordung ihres Präsidenten Kennedy: Jede und jeder erinnere sich an die Umstände, als sie diese Nachricht erhielten. „Naja, Sie und ich vielleicht“, antwortet Jenny Bond nüchtern. Man dürfe aber doch nicht vergessen, dass seither mehr als eine Generation herangewachsen sei. „Wenn ich mit jungen Leuten rede, fragen die mich: ‚Diana Wer?’“

Der älteste Sohn von Prinzessin Diana, Prinz William mit seiner Frau Kate.

© imago/Future Image

Bond arbeitete damals als royale BBC-Korrespondentin, erinnert sich also von Berufs wegen an den Moment, als die Nachricht von dem Unfall in Paris sie in ihrem westenglischen Ferienhaus erreichte.

Während der stundenlangen Fahrt Richtung London wich die Falschmeldung, „eine blonde Frau“ sei ohne fremde Hilfe dem Wrack entstiegen, der schrecklichen Gewissheit: Tot waren nicht nur der Fahrer des Unglückswagens, Henri Paul, sowie Dianas Liebhaber Dodi Fayed; verstorben war auch die Prinzessin von Wales.

Die Welt suchte nach Schuldigen

Zu Tausenden zogen die Trauernden zum Kensington-Palast, legten Blumen nieder, fielen sich weinend in die Arme. Fassungslos standen die Briten und die Diana-Fans in aller Welt vor der Banalität ihres Todes: unangeschnallt im Auto mit einem betrunkenen Raser am Steuer. Umso mehr wurden Schuldige gesucht. Erst mussten die Paparazzi herhalten und die Zeitungen, die ihre Bilder gedruckt hatten; dann richtete sich die Wut der trauernden Massen gegen das Königshaus.

Für Millionen Menschen ist das Bild, wie der 15-jährige Prinz William und sein drei Jahre jüngerer Bruder Prinz Harry mit gesenkten Köpfen hinter dem Sarg ihrer Mutter hergehen, unvergessen. Ihr Tod schweißte die Brüder zusammen.

25 Jahre danach hat sich das einst so enge Verhältnis deutlich verschlechtert. „Harry und Wills sprechen kaum noch miteinander seit dem Megxit“, schrieb die Boulevardzeitung „The Sun“ diesen Monat mit Blick auf die 2020 überraschend verkündete Entscheidung von Prinz Harry und seiner Frau Meghan, sich aus der vordersten Reihe der Royals zurückzuziehen.

Ist William der perfekte Anwärter auf den Thron?

Während Harry mit Meghan und den beiden Kindern Archie und Lilibet fernab der Konventionen des Palasts in Meghans Heimat Kalifornien lebt, übernimmt sein älterer Bruder William immer mehr Aufgaben im britischen Königshaus. Auch seine Frau Kate und ihre drei Kinder lassen den 40-Jährigen als perfekten Anwärter auf den britischen Thron erscheinen.

Haben Großbritannien verlassen: Prinz Harry und Meghan Markle leben nun in Kalifornien.

© Imago

Weiterhin gemeinsam haben William und Harry ihre Abneigung gegenüber den britischen Boulevardmedien, die ihrer Mutter das Leben zur Hölle machten und wesentlichen Anteil an ihrem Unfalltod am 31. August 1997 in Paris hatten. Prinz Harry verglich den Umgang der Medien mit Meghan mit der Jagd auf seine Mutter. Er habe Großbritannien verlassen, um zu verhindern, dass sich „die Geschichte wiederholt“, sagte er.

Bedingt durch immer neue Jahrestage, durch die öffentliche Untersuchung der Schuldfrage und Äußerungen der mittlerweile erwachsenen Prinzen William und Harry – heute mit 40 und knapp 38 Jahren älter, als es ihre Mutter geworden ist – entstand neues Interesse an der Toten. Beinahe schwärmerisch erinnerte sich Jonathan Freedland, prominenter Autor des linksliberalen „Guardian“ an die quasi-religiöse Anbetung der Toten in der ersten Trauerwoche: „Die Stimmung war fast zärtlich. Es entstand ein Moment des Zusammengehörigkeitsgefühls.“

Durch sie hat sich das Land verändert

Diana und die Trauer um sie haben Großbritannien verändert oder eine bereits vollzogene Veränderung sichtbar gemacht. Die widersprüchlichen Gefühle gelten einer widersprüchlichen Frau mit vielen Schwächen und mindestens einer großen Stärke: der instinktiven Zuwendung zu ihren Mitmenschen, nicht zuletzt der Kranken und Schwachen.

Am Straßenrand vor der Westminster Abbey trauerten weiße Hausfrauen aus dem Londoner Speckgürtel neben schwarzen Arbeiterfamilien und Schwulen im Lederlook.

Das Land habe in den Spiegel geschaut und sich selbst nicht wiedererkannt, analysierte BBC-Anchorman und Bestseller-Autor Andrew Marr: „Das Gesicht war nicht mehr weiß, verschlossen und schweigsam. Diana war die Königin eines anderen Landes, multikulturell, liberal, emotional offenherzig.“ Kein Wunder, dass es der echten Königin angesichts der Szenen aus der Hauptstadt die Sprache verschlug.

Eine echte Krise für die Monarchie verhinderte damals Premier und Erzmonarchist Tony Blair, indem er das Königshaus zu Versöhnungsgesten gegenüber der Toten drängte. Die Queen reagierte: Am 7. September, wieder ein Sonntag, wehte der Union Jack endlich über dem Buckingham-Palast auf halbmast . (mit AFP)

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