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Alle Räder stehen nicht still...

© picture alliance / Jochen Eckel

Angriff auf die Pressefreiheit?: Bauern blockieren Druckerei der „Nordsee-Zeitung“ mit Misthaufen und Traktoren

Weil Landwirte unzufrieden mit der Berichterstattung sind, blockieren sie erneut einen Pressebetrieb –diesmal in Bremerhaven. Der Verleger meint, ein Angriff auf die Pressefreiheit sei nicht tolerierbar.

Protestierende Landwirte haben in der Nacht zu Donnerstag in Bremerhaven die Druckerei der „Nordsee-Zeitung“ blockiert und dadurch die Auslieferung von Zeitungen behindert.

Anlass für die Versammlungsaktion sei „die Unzufriedenheit der Teilnehmenden mit der Berichterstattung über die zurückliegenden Protestaktionen“ gewesen, teilte die Polizei in der zum Bundesland Bremen gehörenden Stadt mit. Demnach forderten etwa 50 Bauern ein Gespräch mit dem Verleger ein.

Gespräch mit Verleger am Donnerstag geplant

Laut Polizei blockierten mehrere Traktoren, Transporter sowie Autos die Zufahrt des Druckzentrums kurz nach Mitternacht und verhinderten so die Auslieferung der Zeitung. Auch Mist wurde vor dem Gebäude abgeladen. Die Polizei war nach eigenen Angaben „mit starken Kräften“ vor Ort im Einsatz.

Ein Verantwortlicher des Druckzentrums stellte den Bauern nach Vermittlung der Polizei ein Gespräch mit dem Verleger für Donnerstag in Aussicht. Nach mehr als zwei Stunden beendeten die Landwirte die nächtliche Versammlung und entfernten den abgeladenen Mist, wie die Beamten weiter berichteten.

Bereits am 10. Januar 2024 protestierten Landwirte in Bremerhaven.  Mit einer Blockade der Zugangsstraßen zum Containerterminal legten sie den Hafenbetrieb lahm.
Bereits am 10. Januar 2024 protestierten Landwirte in Bremerhaven. Mit einer Blockade der Zugangsstraßen zum Containerterminal legten sie den Hafenbetrieb lahm.

© picture alliance/dpa

Bauernprotest: ein Angriff auf die Pressefreiheit?

Der Chefredakteur der „Nordsee-Zeitung“, Christoph Linne, erklärte sich zu einem Gespräch bereit. Die Zeitung sei trotz der Protestaktion der Landwirte am Morgen pünktlich bei den Lesern angekommen, heißt es weiter. Linne bekräftigte: „Wir sind interessiert an einer Versachlichung.“ Man habe die Berichterstattung über die Bauernproteste der vergangenen Woche noch einmal kritisch überprüft und sehe keinen Anlass für Kritik, so der Journalist.

Auch der Verleger der „Nordsee-Zeitung“, Matthias Ditzen-Blanke, sieht keinen Grund zur Kritik. Seine Zeitung habe „ausgewogen und differenziert berichtet“, heißt es in einem Facebook-Beitrag, den der Herausgeber am Donnerstag publizierte. Man habe versucht, „ein breites Spektrum an Perspektiven abzubilden und die Wahrheit zu suchen“, so Ditzen-Blanke.

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Er verwies in dem Zusammenhang auf die Pressefreiheit, die „ein unverzichtbares Gut in unserer Demokratie“ sei. Angriffe auf sie dürften nicht toleriert werden.

Presseverteilzentrum in Hamburg blockiert

Die Aktionen vor der Druckerei sind nicht die ersten Bauernproteste, die sich gegen einen Pressebetrieb richten. Erst in der vergangenen Woche hatten rund 60 Demonstranten in der Nacht zu Samstag mit mehreren Fahrzeugen und einer Sattelzugmaschine über Stunden ein Presseverteilzentrum in Hamburg blockiert.

Die Zeitungen verbreiteten nur Lügen.

Ein Demonstrant in Hamburg am 3. Februar 2024.

Teilnehmern zufolge wollten sie damit gegen die Berichterstattung der Medien etwa über die Bauern-Demonstrationen protestieren. Die Zeitungen verbreiteten nur Lügen, sagte ein Demonstrant. Da die Aktivisten bei der unangemeldeten Demonstration etwa von 23.30 Uhr an alle drei Zufahrten des Unternehmens blockierten, konnten etliche Verteilfahrzeuge weder auf das Firmengelände fahren noch dieses verlassen.

Am 5. Februar 2024 protestierten Bauern in Hannover vor dem Landesfunkhaus Niedersachsen des Norddeutschen Rundfunks (NDR).
Am 5. Februar 2024 protestierten Bauern in Hannover vor dem Landesfunkhaus Niedersachsen des Norddeutschen Rundfunks (NDR).

© dpa/Julian Stratenschulte

Die Polizei führte zunächst noch Kooperationsgespräche mit den Demonstranten. Nach deren Scheitern lösten die Beamten die Kundgebung gegen 2.00 Uhr auf. Außerdem wurden Personalien aufgenommen und Kennzeichen der Fahrzeuge erfasst.

Misthaufen-Blockade auch bei Braunschweig

In Deutschland und anderen europäischen Staaten protestieren Landwirtinnen und Landwirte seit Wochen teils massiv gegen die Politik ihrer Regierungen und der EU. Hierzulande entzündete sich der Unmut der Bäuerinnen und Bauern an geplanten Subventionskürzungen angesichts der aktuellen Haushaltskrise.

In Norddeutschland lösten einzelne Protestaktionen von Landwirten bereits Kritik aus. So blockierten Bauern in der vergangenen Woche eine Autobahn bei Braunschweig unangekündigt mit Baumstämmen, Misthaufen und Traktoren. Es dauerte Stunden, bis die Fahrbahn geräumt und gereinigt war, die Polizei leitete strafrechtliche Ermittlungen ein. Für Debatten sorgten außerdem auch Blockaden an Zufahrten zu wichtigen Häfen wie Hamburg und Bremerhaven. (AFP, dpa, Tsp.)

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