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 Auch wenn man es nur zähneknirschend zugeben möchte: Man ist ausgeliefert.

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Von Autorität bis Zigaretten: Das einzige Eltern-Glossar, das Sie jemals brauchen werden

Clint Lukas hat einen Ratgeber darüber geschrieben, wie man trotz Kind ein aufregendes Leben führt. Für alle Papis und Mamis, die zu erschöpft sind, ihn zu lesen, hier das Wesentliche als ABC.

Von Clint Lukas

Anfangs lief alles ganz gut. Aber als meine Tochter Wanda drei war, haben ihre Mutter und ich uns getrennt. Seit fünf Jahren praktizieren wir ein Wechselmodell. Was jedoch nichts daran geändert hat, dass wir ein wildes, aufregendes Leben führen wollen. Ist das naiv? Egoistisch? Oder ist alles genauso, wie es sein soll?

Mein Alltag mit Kind ist nervenaufreibend. Und selbstverständlich hat er sich verändert, seit ich für die Hälfte der Woche alleinerziehend bin. Denn auch wenn man es nur zähneknirschend zugeben möchte: Man ist ausgeliefert.

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Es ist nicht leicht, einen klaren Kopf zu behalten, wenn übereifrige Väter nicht aufhören Zwischenfragen zu stellen, und der Elternabend niemals zu enden droht. Man kann nur schwer seinen Gedanken nachhängen, wenn man in der U-Bahn laut hörbar gefragt wird: „Papa, warum ist der Mann schwarz? Ist der böse?“ Man muss die Arschbacken zusammenkneifen, wenn man den schlimmsten Kater seines Lebens hat und das Kind berechtigterweise trotzdem Topfschlagen spielen will.

Und vor allem erfordert es einen eisernen Willen, sich auch mit Kind selbst zu verwirklichen, ob in der Kunst oder in der Liebe. Ich möchte allen Mut machen, die Interessen des Kindes nicht bedingungslos über die eigenen zu stellen. Vielleicht hilft dabei das folgende Glossar, das alle wichtigen Begriffe des Elterndaseins abschließend erklärt.


Autorität

Damit ist das Ansehen gemeint, das einem vom Kind entgegengebracht wird. Autorität zu erzeugen, ist lästig und anstrengend, vor allem, wenn man es gern bequem hat. Allerdings wird das Leben auf lange Sicht für alle Beteiligten wesentlich unbequemer, wenn man in den Augen des Kindes keine Autorität besitzt. Bei aller Liebe sind Eltern und Kinder unerbittliche Gegner, die sich in einem knallharten Überlebenskampf gegenüberstehen. Gegenseitige Abschreckung gewährleistet die friedliche Koexistenz zuverlässiger als ein brüchiges Ungleichgewicht. Denn Kinder nutzen jedes Machtvakuum, um sich zu despotischen Alleinherrschern aufzuschwingen.


Babysitter

Verwandte oder Freunde, die für ein paar Stunden auf das Kind aufpassen, damit man sich mal wieder nach Herzenslust die Rüstung wegrömern kann. Der beste und günstigste Babysitter ist der Fernseher. Das Kind lässt sich bereitwillig davor parken und man hat Zeit für ein Nickerchen, den Haushalt oder ein Vollbad.


Buddelzeug

Aus buntem Plastik bestehende Werkzeuge, die zum Formen oder Umgraben von Sand verwendet werden. Kinder wollen stets, dass man sie zum Spielplatz mitschleppt. Dort werden sie ausgeschüttet, aber nie benutzt. Es fällt in den Aufgabenbereich der Eltern, sie wieder einzusammeln.

Das Buddelzeug bekommt erst dann einen gewissen Stellenwert, wenn sich ein fremdes Kind dafür interessiert. Plötzlich gibt es nichts Wichtigeres als Schaufeln, Sandformen und Eimer und die elterliche Agenda wird um die Aufgaben bereichert, selbiges zu verteidigen. Grundsätzlich kauft man im Leben eines Kindes zehn- bis fünfzehnmal Buddelzeug, weil es – trotz nicht praktizierter Nutzung – ständig verloren geht.


Eiskönigin

Protagonistin des gleichnamigen Disney-Films. Gute Freunde nennen sie Elsa. Niemand kommt an ihr vorbei, sie ist omnipotent und allgegenwärtig. Vordergründig ist Elsas Slogan „Let it go“, er könnte aber ebenso lauten wie bei den Borg in Star Trek: „Widerstand ist zwecklos.“

Elsa, die Eiskönigin. Niemand kommt an ihr vorbei.

© dpa/Disney


Kater

Umgangssprachliche Bezeichnung für den würdelosen Zustand nach einem Zechgelage. Kopfweh, Weltschmerz, Übelkeit gehören zum Waschgang dazu. Das beste Mittel dagegen ist Schlaf, den man leider nicht findet, wenn Kinder zugegen sind. Insbesondere in den Momenten elterlicher Schwäche wollen sie Topfschlagen und andere lärmende Tätigkeiten verüben.


Kinderärztin/Kinderarzt

Medizinische Fachkräfte, die für die Heilung des Kindes zuständig sind. Um zu ihnen zu gelangen, wird man durch sogenannte Wartezimmer geschleust, in denen sämtliche im Umlauf befindlichen Krankheitserreger ihr Unwesen treiben. In der Regel dauert es zwei bis drei Wochen, sich von einem Praxisbesuch zu erholen.


Kinderfilme

Es gibt sehr schöne Filme für Kinder, aber auch viele beschissene Filme. Erziehungsberechtigte werden jedoch ohnehin nicht nach ihren Vorlieben gefragt, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt. Besonders schlimm sind Filme „für die ganze Familie“, weil sie weder Fisch noch Fleisch sind. Dumme Witze für die Kleinen wechseln sich ab mit zotigen Anspielungen für die Großen, es ist ein Trauerspiel (so zum Beispiel in der Shrek-Reihe).

Clint Lukas’ Buch heißt „Cool trotz Kind: Hart feiern und liebevoll erziehen. Eine Anleitung aus erster Hand“.. Gräfe & Unzer, 192 Seiten, 17,99 Euro.

© Gestaltung TSP I Foto: Gräfe und Unzer

Natürlich kann man nicht immer bewusst das Beste für die Kinder auswählen, manchmal möchte man sie einfach für eine Weile dem Fernseher anvertrauen. Wenn sie dann aber durch Meisterwerke wie „Barbie and the Magic of Pegasus“ dumm wie Bohnenstroh werden, darf man sich nicht beschweren.


Kindergeschrei

Das Erste, was man nach all der Vorfreude und Aufregung während der Schwangerschaft von seinem Nachwuchs zu hören kriegt. Kindergeschrei zeichnet sich durch eine unangenehme Tonlage und ohrenbetäubende Lautstärke aus. Mit der Zeit lernt man, es zu ertragen, was jedoch nicht für Unbeteiligte gilt. In der U-Bahn, im Flugzeug, in Wartezimmern schauen sie einen böse an, wenn das Kind schreit. Sie möchten gern, dass man es zum Schweigen bringt, damit sie weiter in Ruhe wie die Deppen auf ihr Smartphone glotzen können. Davon darf man sich als Eltern nicht einschüchtern lassen. Denn es sind schließlich die Kinder, die später die Rente von diesen Meckerpötten zahlen sollen. Auf der anderen Seite darf man als Eltern natürlich jederzeit so rücksichtsvoll sein, das Kind zu beruhigen. Im Restaurant zu sitzen und sich kein bisschen um die eigene Brut zu kümmern, ist asozial.


Kinderlachen

Angeblich das Schönste auf der Welt. Muss man allerdings nicht so sehen. Sex und Alkohol sind auch sehr schön.


Lügen

Alternative Form der Wahrheitsäußerung. Im Alten Testament und in den meisten Gesellschaften vordergründig verpönt, wird es trotzdem überall fleißig praktiziert. Setzt man es zur persönlichen Bereicherung ein oder um seine Mitmenschen vorsätzlich zu täuschen, ist das gemein.

Allerdings gibt es auch Fälle, in denen sich das Lügen als sensibel erweist, insbesondere im Umgang mit dem eigenen Kind. Fragen wie „Was habt ihr gestern Abend im Bett gemacht?“ oder „Ist mein Bild schön?“ dürfen mit viel Fantasie beantwortet werden.


Mittagsschlaf

Der seidene Faden, an dem über dem Abgrund der Verzweiflung die Psyche der Eltern baumelt. Ohne den Mittagsschlaf wäre die ganze Angelegenheit nicht zu schaffen. Wenn das Kind sagt, es will in Zukunft keinen Mittagsschlaf mehr machen, ist eine der düsteren Stunden des Elterndaseins gekommen.

Ohne den Mittagsschlaf wäre die ganze Angelegenheit nicht zu schaffen.

© freepik


Prenzlauer Berg

Auch Prenzlberg genannt, ist ein Berliner Stadtteil und eines der größten zusammenhängenden Gründerzeitviertel. Überdies Heimat der sogenannten Prenzlinger, einer Unterart der Kobolde. Genau wie ihre irischen Kollegen horten sie in ihren Unterschlüpfen Töpfe voll Gold, tun aber so, als wären sie subversiv unterwegs.

Wagt man es in ihrer Nähe, auf einem Spielplatz eine Zigarette anzustecken, dann vergessen sie ihre koboldhafte Größe, gehen neben einem in die Hocke und sagen mit kumpelhaftem Lächeln: „Merkste selber, oder?“


Quetschies

Praktisch verpacktes und stark verpöntes Früchtekompott, das man dem Kind zu jeder Gelegenheit wie eine Kurzinfusion verabreichen kann. Dann hält das liebe Kleine wenigstens mal für fünf Minuten den Schnabel. Macht sich gut als Geschenk für frischgebackene Eltern, die keine Kraft mehr haben, auf die ewige Frage „Was sollen wir euch schenken?“ zu antworten.


Restaurantbesuch

Erfreulicher Anlass, sich von Profis bekochen zu lassen und erlesene Getränke zu sich zu nehmen. Wer sich schon immer gefragt hat, ob Deutschland oder Frankreich das bessere Land ist, dem kann man getrost antworten: Frankreich. Denn dort geben die Menschen ihr Geld nicht für Autos, sondern für Essen und Trinken aus. Restaurants sind das Paradies jedes Genussmenschen. Es ist deshalb nicht cool, Eltern mit kleinen Kindern schiefe Blicke zuzuwerfen, sobald sie den Gastraum betreten. Jeder Mensch hat das Recht, sich bewirten zu lassen und die Früchte der Zivilisation zu kosten.


Taxi

Transportmittel, das man rufen kann, wenn das Kind keine Lust mehr hat, zu Fuß zu gehen. Achtung: Kindersitz muss extra vorbestellt werden.


Toben

Spielerische Form des Ringens, bei dem Kinder ihre Kraft austesten. Kann auch mit den Eltern praktiziert werden. Dabei ist es jedoch empfehlenswert, verletzliche Weichteile zu schützen.

Beim Toben sinnvoll: verletzliche Weichteile schützen!

© Freepik/Artur Dimkovskiy


Trennung

Mögliches Ereignis im Leben der Eltern, das es erforderlich macht, dem Kind zuliebe umzudenken. Trennungen müssen nicht traumatisch sein, in der Tat sind sie weitaus gesünder als ein ungesundes Ausharren ohne Liebe.


Wechselmodell

Gängige und sinnvolle Lösung, um sich im Falle einer Trennung das Kind zu teilen. Kann in verschiedenen Rhythmen praktiziert werden. Der Autor empfiehlt aus eigener Erfahrung folgende Aufteilung: Montag bis Mittwoch, Mittwoch bis Freitag, Freitag bis Montag, immer im Wechsel. Auf die Art haben beide Elternteile zwei Wochenenden im Monat für sich.


Zigaretten

Rauchwarenerzeugnis, das zur Beruhigung der Nerven verwendet wird. Darf leider nicht während Schwangerschaft und Stillzeit konsumiert werden. Danach aber gern wieder, entgegen der Meinung von Puritanern auch auf Spielplätzen. Wie Helge Schneider schon sagte: Solange der Mensch lebt, soll er rauchen.

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