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Immer noch selten: Männer, die nach der Geburt beim Kind sein wollen.

© imago/Westend61

Bitte gängele mich, Vater Staat! : So lässt sich die Elternzeit gerechter gestalten

Männer, die nach der Geburt beim Kind sein wollen, werden von Arbeitgebern und Gesellschaft noch viel zu oft als Kuriosität betrachtet. Dagegen hilft nur politischer Druck.

Ein Kommentar von Hannes Soltau

Vater unser, der du bleibst zu Hause, geheiligt werde dein Name. Nein, feministische Dankesgebete sollten Männer für die Entscheidung, lange in Elternzeit zu gehen, heute nicht mehr erwarten. Das müsste doch längst selbstverständlich sein. Ist es aber ebenso wenig, wie die Anerkennung unter Herren dafür, dass man viel Zeit mit seinem Kind verbringen will. Das erlebe ich als werdender Vater gerade selbst.

Männer, bringt euch mehr in der Elternzeit ein!, heißt es regelmäßig. Doch viele haben sich in ihrer patriarchalen Bequemlichkeit eingerichtet. Wenn sich daran etwas ändern soll, dürfen Väter, die nach der Geburt beim Kind sein wollen, von Arbeitgebern und Gesellschaft nicht mehr als Kuriosität betrachtet werden.

Da sind Verwandte, die sich laut darüber sorgen, wer denn das junge Familienglück finanziere, wenn man als Mann zu Hause bleibt. Spöttische Kommentare aus dem Bekanntenkreis über bezahlten Langzeiturlaub. Und immer noch viel zu viele Chefs, die dem Wunsch nach Elternzeit mit Unverständnis begegnen.

Die Partnermonate erhöhen

Und so wird das traditionelle Selbstbild fortwährend befeuert, sich als Mann über die Versorgerrolle zu definieren. Nur zehn Prozent der Väter in Deutschland nehmen nach der Geburt eines Kindes länger als zwei Monate Elterngeld in Anspruch. Mehr als die Hälfte nutzt das Elterngeld überhaupt nicht. Und genau so viele glauben laut Umfragen, dass es der Karriere schade, wenn sie für einige Zeit aus dem Job gehen.

Das stimmt ja auch. Schließlich können Väter seit Jahrzehnten beobachten, wie Mütter aus der Arbeitswelt gedrängt werden.

Weil gutes Zureden offensichtlich nicht funktioniert und in der Konkurrenzgesellschaft alle befürchten, dass sie einen Nachteil haben könnten, wenn sie freiwillig auf Status und Geld verzichten, führt an politischen Anreizen kein Weg vorbei.

Ein Anfang wäre es, die Partnermonate zu erhöhen, sodass Männer mindestens ein halbes Jahr aus dem Job müssen, damit Eltern die volle Unterstützung beziehen können.

Positiver Nebeneffekt: Arbeitgeber würden zukünftig nicht nur bei Frauen damit rechnen, dass sie mit Kind ausfallen. Offene Stellen und Führungspositionen dürften geschlechtergerechter besetzt werden. Und Väter könnten endlich mehr Zeit Zuhause verbringen und ihr trauriges Dasein als Wochenend- und Ferienpapa überdenken. Denn klein ist das Kind nicht für die Ewigkeit. Amen.

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