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 Rony Ceron tritt für Guadeloupe in der Leichtathletik an.

© promo

Guadeloupe bei den Special Olympics World Games: „Die ganze Welt wird da sein, und wir auch!“

Die Delegation von Guadeloupe ist in Deutschland angekommen. Einer von ihnen war vor den Weltspielen der Special Olympics in Berlin besonders aufgeregt.

„Gut gelaunt, mit einem breiten Lächeln und einem freundlich lauten ,Bonjour’ stieg das Special Olympics Team aus Guadeloupe am Mittwochmorgen vor dem Towers-Trainingszentrum aus dem bereitgestellten Reisebus.“ So schreibt es der Basketball-Bundesligist aus Hamburg auf seiner Homepage. Anschließend sei es für die dreizehnköpfige Basketball-Delegation (Sportler, Trainer, Eltern und ein Delegation Assistant) direkt in die Halle gegangen.

Die Strapazen der fast zwei Tage dauernden Anreise aus dem 7350 Kilometer entfernten Guadeloupe oder Müdigkeit seien den sieben Basketballern nicht anzumerken gewesen sein. „Stattdessen überwog bei allen die Vorfreude auf das anstehende Großereignis.“

Ein paar Wochen zuvor war ein anderer Sportler aus Guadeloupe noch ziemlich aufgeregt gewesen. Fünf Teilnehmer an den Spielen kommen vom Institut Médico-Educatifs (IME) Mayolette auf der kleinen Karibikinsel Marie-Galante. Einer von ihnen ist Rony Ceron. Der muskulöse und groß gewachsene Leichtathlet hat sich auf die Kurzstrecken spezialisiert. Zum ersten Mal hatte er eine so lange Reise wie die nach Berlin vor sich.

Bananenstauden, Mangobäume und Palmen

Man muss tief in den tropischen Regenwald hineinfahren, um zum IME zu gelangen. Wenn man ins Innere fährt, ist man schnell von kleinen Anhöhen umgeben, auf denen Bananenstauden, Mangobäume und Palmen dicht an dicht wachsen.

Das IME, das aus einer Schule und medizinischen Einrichtungen besteht, ist auf dem Gelände einer früheren Schule eingerichtet. Es enthält Klassenräume und Wohnräume. Einige der Gebäude sind kleinere Bungalows die malerisch inmitten des Grüns verteilt sind.

58 Kinder und Jugendliche leben hier, Plätze gibt es für 65. Etwa die Hälfte der Kinder kommt von Marie-Galante selbst, die andere Hälfte von der großen Insel Guadeloupe. Das ist zuweilen eine Herausforderung. Denn jeden Freitag fahren sie mit der Fähre eine Stunde von Marie-Galante nach Guadeloupe und jeden Montag früh steigen sie erneut in die Fähre, um nach Marie-Galante zu kommen.

Rony hat für sich den Sport entdeckt. „Geschwindigkeit macht mir Freude“, erzählt er, und strahlt dabei versonnen. An einigen Wettkämpfen auf der Insel selbst und auch auf Guadeloupe hat er schon teilgenommen. Der 1,90 Meter große Athlet mit einem schüchternen Lächeln wirkt trotz seiner beeindruckenden physischen Gestalt sehr sanft und zurückhaltend.

„Er war früher noch viel scheuer. Am Anfang brachte man kaum ein Wort aus ihm heraus. Inzwischen aber kann er sich gut ausdrücken“, erzählt sein Trainer. Er macht für Ronys Entwicklung auch den Sport, das Training und die vielen gemeinsamen Erlebnisse verantwortlich.

Die Basketballer aus Guadeloupe beim Training mit den Towers.

© Screenshot Instagram/hamburgtowers

„Ich habe viel daran gearbeitet, dass er ein Verständnis für seine Kräfte hat, dass er sie beherrschen und sich selbst beherrschen kann“, erläutert der Coach. „Wenn man zu viel Druck ausübt, bringt das gar nichts. Die Kinder und Jugendlichen sind sehr sensibel. Sie reagieren vor allem über Vertrauen. Dann öffnen sie sich und akzeptieren Vorschläge.“

Dass wir als ganz kleine Insel jetzt zu den Weltspielen fahren können, macht uns sehr glücklich.

Nadine Pelage, Direktorin vom Institut Médico-Educatifs (IME) Mayolette

Bei Rony zum Beispiel seien es kaum merkbare Reaktionen, wenn ihm etwas nicht gefällt oder er sich verschließt. „Mittlerweile kann ich das aber sehr gut erkennen“, sagt der Trainer. Für das IME stellt die Teilnahme von Rony, einem weiteren Sportler und drei Sportlerinnen, eine aufregende Premiere dar.

„Dass wir als ganz kleine Insel jetzt zu den Weltspielen von Special Olympics nach Berlin fahren können, macht uns sehr glücklich“, sagt Nadine Pelage, die Direktorin der Einrichtung, begeistert: „Die ganze Welt wird da sein, und wir auch!“

In Hamburg, wo Team Guadeloupe im Host-Towns-Programm der Weltspiele unterkommt, kamen die sieben Basketballer, fünf mit geistiger oder mehrfacher Behinderung und ihre zwei Unified Partner, dann noch in den Genuss eines Spitzentrainings. Kata Takacs, Abteilungsleiterin bei den Towers und ehemalige österreichische Nationalspielerin, hatte für die Gruppe eine einstündige Trainingseinheit konzipiert. Im Anschluss absolvierte die Auswahl Guadeloupes noch eine ebenso lange Taktik- und Wurfeinheit.

Die Towers werden den Weg ihrer Gäste auf jeden Fall ganz genau verfolgen. Auf ihrer Homepage wünschten sie allen Athletinnen und Athleten viel Erfolg bei den Special Olympic World Games in Berlin. (mit Tsp)

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