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Heute vor 27 Jahren: Der erste Instant-Messenger: Wie ICQ die Kommunikation revolutionierte

In den 2000ern waren Handytarife teuer. Millionen Menschen luden sich darum den Messengerdienst ICQ herunter – auch ohne Schutz der Daten.

Eine Kolumne von David Will

Wer heute eine Textnachricht verschicken will, kann aus einer Vielzahl von Diensten wählen. Es gibt Whatsapp und Telegram für alle, Signal und Threema für die Datenschutzsensiblen oder Paranoiden, Slack oder Teams für Workaholics und alle, die es werden wollen.

All diese haben eine Art gemeinsamen Vorfahren: „ICQ“, den ersten Messengerdienst der Welt, der am 15. November 1996, heute vor 27 Jahren, zum ersten Mal zum Download angeboten wurde.

Millennials werden sich erinnern: ICQ, das war dieses Programm mit dem Logo einer grünen Blume, das Mitte der 2000er auf fast jedem Computer installiert war. Über ICQ konnte man kostenlos mit seinen Freunden chatten, zu einer Zeit, in der Handy-Flatrates für viele Menschen unbezahlbar waren.

Konzeptionell war Instant-Messaging damals schon ein alter Hut. Bereits Mitte der 1960er Jahre kommunizierten Universitäten in den USA über das sogenannte Compatible Time-Sharing System. Das waren Computer, die mehrere Benutzer:innen gleichzeitig über ein Terminal bedienen und so Daten teilen sowie Nachrichten verschicken konnten. Und schon in den 70er Jahren nutzten US-Regierungsbeamte einen hauseigenen Dienst, über den man mittels Fernschreiber an Gruppenchats teilnehmen konnte.

Doch ICQ war der erste Messenger, den sich wirklich jeder herunterladen konnte, der einen Computer besaß. Durch seinen Pionierstatus wurde ICQ schnell zum Platzhirsch, zählte zeitweise rund 100 Millionen Nutzer:innen – auch wenn es mit dem Datenschutz nicht weit her war. Im Kleingedruckten der AGBs stand etwa, dass Nutzer:innen jeden urheberrechtlichen Anspruch am Inhalt ihrer Nachrichten abtraten.

Idealistischer Geist des jungen Internets

In gewisser Weise steht ICQ paradigmatisch für den scheinbar idealistischen Geist des jungen Internets. Entwickelt als kleines Projekt israelischer Entwickler:innen, wurde ICQ bald für viel Geld vom Tech-Riesen AOL gekauft und im Jahr 2010 für noch mehr Geld an die Firma Digital Sky Technologies (heute VK) nach Russland weiterverkauft. Dort liest der Staat erwiesenermaßen mit, wenn er will.

Heute nutzt in Deutschland kaum noch jemand ICQ, auch wenn die App weiterhin entwickelt wird. Sie lebt vor allem als popkulturelles Phänomen weiter: als vage Erinnerung der Generation, die um die Jahrtausendwende aufgewachsen ist.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der Tagesrückspiegel-Kolumne hier.

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