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ARCHIV - 20.09.2010, Russland, St. Petersburg: Dieses von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichte Foto zeigt Jewgeni Prigoschin (l), russicher Unternehmer, der Wladimir Putin, Präsident von Russland, durch seine Fabrik, die Schulspeisungen herstellt, führt. Der Kreml hat Berichte über ein Treffen von Russlands Präsident Putin mit dem Chef der Söldnertruppe Wagner nach dessen Revolte gegen die Militärführung im Juni bestätigt. «In der Tat hatte der Präsident ein solches Treffen, er hat dazu 35 Leute eingeladen - alle Kommandeure von Einheiten und die Führung des Unternehmens, darunter Prigoschin selbst», sagte Kremlsprecher Peskow am Montag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Foto: Alexei Druzhinin/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/AP/Pool Sputnik Kremlin/Alexei Druzhinin

Chef des Investigativ-Portals „Bellingcat“: „In sechs Monaten ist Prigoschin entweder tot oder es gibt einen zweiten Putsch“

Noch immer wirft der abgebrochene Putschversuch von Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin Fragen auf. Warum ließ Putin nicht festnehmen? Und gibt es doch noch ein Nachspiel? Christo Grozev glaubt: ganz bestimmt.

Als Gründer des Investigativ-Mediums  „Bellingcat“ hat der Journalist Christo Grozev eine Vielzahl an Skandalen in Russland aufgedeckt und publik gemacht.

Weil dort Presseschaffende, die nicht bloß Propaganda nacherzählen, äußerst gefährdet sind, lebt Grozev mittlerweile im Exil in den USA.

Vor einigen Monaten floh er mit seiner Familie aus Wien dorthin, weil ihm die österreichischen Behörden seine Sicherheit nicht länger garantieren konnten.

Dort, in den USA, hat ihn die „Financial Times“ zum Gespräch getroffen, in dem sich der gebürtige Bulgare auch über den Putschversuch von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin äußert.

Grozev selbst war einer der wenigen, die den Putsch bereits Monate zuvor vorhergesagt hatten. „Ich habe im Januar letzten Jahres gesagt, dass Prigoschin sich innerhalb von sechs Monaten gegen Putin wenden würde“, sagt er gegenüber der „FT“.

Jeder weiß, was man in Russland mit ‘Verrätern’ macht.

Christo Grozev, Investigativjournalist

Noch während des Aufstands hatte Putin die Putschisten im Staatsfernsehen als „Verräter“ bezeichnet. Gut 200 Kilometer vor der Hauptstadt Moskau brach Wagner-Chef Prigoschin den Putsch plötzlich ab, offenbar nachdem der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko mit ihm einen Deal ausgehandelt hatte.

Seitdem gibt es immer wieder Meldungen über den möglichen Aufenthaltsort des Söldner-Anführers. Auch Fotos tauchen regelmäßig auf. Seine Kämpfer sollen sich aktuell in Belarus befinden. Wie aber geht es weiter zwischen dem bloßgestellten Kreml-Chef und seinem einstigen Schergen Prigoschin?

„Jeder weiß, was man in Russland mit ‘Verrätern’ macht, und Putin hat das nicht getan. Er will ihn tot sehen. Das kann er jetzt noch nicht tun“, meint Grozev.  In sechs Monaten sei Prigoschin jedoch entweder tot, „oder es wird einen zweiten Putsch geben“, meint er.  

Auf die Frage des „Financial Times“-Reporters, ob er voraussage, dass das eine oder das andere passieren werde, entgegnet Grozev: „Ja, das können Sie mir glauben.“ (Tsp)

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