zum Hauptinhalt
General Brice Oligui Nguema

© AFP/-

Der neue Machthaber von Gabun: General Oligui diente einst selbst dem entmachteten Clan

General Brice Oligui Nguema stand dem abgesetzten Bongo-Clan lange sehr nahe, nun wurde er selbst zum Übergangspräsidenten von Gabun ernannt.

Männer in Tarnuniformen und grünen Baretten tragen Brice Oligui Nguema auf Händen. „Oligui Präsident!“, jubeln sie. Die Soldaten feiern den General als neuen Machthaber Gabuns. Der 48-Jährige soll das kleine zentralafrikanische Land führen, nachdem das Militär am Mittwoch Staatschef Ali Bongo nach einem fragwürdigen Wahlsieg abgesetzt hatte. Der Putsch beendet die 55 Jahre währende Herrschaft des Bongo-Clans.

Oligui wurde als Sohn eines Fang, der größten ethnischen Gruppe Gabuns, geboren und wuchs mit seiner Mutter hauptsächlich in der Provinz Haut-Ogooue auf, einer Bongo-Hochburg. Lange Zeit diente Oligui selbst der Familie Bongo.

Sein Aufstieg begann als Adjutant des früheren Präsidenten Omar Bongo Ondimba, dem Vater des nun abgesetzten Staatschefs, der Gabun bis 2009 fast 42 Jahre regierte. Er sei dem Präsidenten wie ein Schatten gefolgt und habe ihn bis zum letzten Atemzug in einem Krankenhaus in Barcelona begleitet, sagte eine enge Mitarbeiterin des früheren Präsidenten der Nachrichtenagentur AFP.

Seit 2019 an der Spitze der mächtigsten Armee-Einheit Gabuns

Nach Amtsantritt von Bongo junior verlor Oligui seinen Posten im Präsidentenpalast und wurde als Militärattaché in die gabunischen Botschaften in Marokko und Senegal geschickt. 2018 kehrte er nach Gabun zurück und löste Ali Bongos Halbbruder Frédéric als Geheimdienstchef der republikanischen Garde ab. Sechs Monate später wurde er zum General befördert.

Einem Bericht des Journalisten-Netzwerks Organized Crime and Corruption Reporting Project von 2020 zufolge häufte Oligui ein großes Vermögen in den USA an. Zwischen 2015 und 2018 kaufte er demnach drei Immobilien in Maryland im Gesamtwert von mehr als einer Million Dollar (920.000 Euro), die er bar bezahlte.

Er ist ein Julius Cäsar, und Julius Cäsar kümmert sich um das Wohlergehen seiner Legionäre.

Ein Vertreter der Demokratischen Partei Gabuns (PDG) über Oligui

Seit 2019 steht der glatzköpfige und athletische Mann an der Spitze der Republikanischen Garde, der mächtigsten Armee-Einheit des Landes. Menschen, die ihn näher kennen, beschreiben Oligui als charismatisch, hoch angesehen und verschwiegen.

„Er kennt den gabunischen Militärapparat sehr gut“, sagt ein Vertreter von Bongos Demokratischer Partei Gabuns (PDG), der anonym bleiben möchte. „Er wurde an guten Militärschulen ausgebildet, unter anderem an der königlichen Militärakademie von Meknès in Marokko.“

Oligui drängte Bongo junior dazu, die Arbeits- und Lebensbedingungen seiner Männer zu verbessern, indem er ihre Einrichtungen modernisierte, Schulen für die Kinder der Soldaten finanzierte und Unterkünfte renovierte.

Dieses Engagement habe dem General Respekt und Sympathien eingebracht, sagt der Vertreter der PDG. „Er ist nicht besonders gesprächig, wird aber von seinen Männern sehr geschätzt. Er ist ein Julius Cäsar, und Julius Cäsar kümmert sich um das Wohlergehen seiner Legionäre.“

Die ehemalige Präsidenten-Mitarbeiterin lobt Oligui als „einen Mann des Konsenses, der nie laut wird, allen zuhört und systematisch nach Kompromissen sucht“. Diese Fähigkeit stellte er auch am Mittwoch unter Beweis, als er Offiziere aller Armee-Einheiten in das neue Regierungskomitee für den Übergang einbezog und so dazu beitrug, dass bei dem Putsch kein Blut vergossen wurde.

Der 64-jährige Bongo sei „in den Ruhestand geschickt worden“, sagte Oligui. Wann er selbst die Macht wieder an demokratisch gewählte Zivilisten übergeben will, ließ der Militärführer jedoch offen. (AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false