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Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny ist auf einem Fernsehbildschirm zu sehen, wie er in einer Videoübertragung, die von der russischen Strafvollzugsbehörde in einem Gerichtssaal bereitgestellt wurde, aus dem Gefängnis spricht.

© dpa/Dmitry Serebryakov

Nowitschok-Entwickler zu Nawalny: „Wenn er vergiftet wurde, ist es unwahrscheinlich, dass die Leiche übergeben wird“

Seine Witwe erhob den Vorwurf, dass Alexej Nawalny mit Nowitschok umgebracht wurde. Dem Entwickler des Gifts zufolge könnte diese Theorie einige der Todesumstände erklären.

Nach dem plötzlichen Tod des zuvor offenbar gesunden, 47-jährigen Alexej Nawalny in einem sibirischen Straflager wurde von verschiedener Seite der Vorwurf erhoben, dass der Kremlkritiker umgebracht wurde. Seine Witwe, Julia Nawalnaja, äußerte in einem Video-Statement am Montag den Verdacht, dass dies mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok geschah.

Der Mitentwickler des Giftes, Wil Mirsajanow, will diese Theorie in einem Interview mit dem unabhängigen russischen Medium „Meduza“ zumindest nicht ausschließen

Mirsajanow zufolge, der damals die Weltöffentlichkeit über die Existenz des sowjetischen Kampfstoffes informiert hatte und in die USA emigriert war, müsste eine Vergiftung an der Leiche zweifelsfrei festzustellen sein.

Da es nach dem Tod nicht abgebaute werde, „verbleibt Nowitschok selbst auf unbestimmte Zeit im Körper“ und sei damit nachweisbar, sagt der Entwickler. Eine Möglichkeit diese Nachweisbarkeit zu manipulieren, sieht er nicht.

Dies würde auch erklären, warum der Kreml der Mutter bisher verweigert, den Leichnam ihres Sohnes zu sehen. „Der Körper einer vergifteten Person ist für Menschen ohne Schutzausrüstung gefährlich. Wenn es wahr ist, dass er vergiftet wurde, ist es unwahrscheinlich, dass sie seine Leiche seiner Mutter übergeben wird“, sagte Mirsajanow.

Im August 2020 gab es einen ersten Mordanschlag mit Nowitschok auf Nawalny. Damals war er auf einem Inlandsflug in Russland zusammengebrochen und musste ins Koma verlegt werden. Er wurde daraufhin in Deutschland behandelt, wo er gerettet werden konnte. Mediziner der Bundeswehr stellten damals zweifelsfrei eine Vergiftung mit dem chemischen Kampfstoff fest.

Todesumstände würde zu Vergiftung passen

2018 waren zudem der zu Großbritannien übergelaufene russische Agent Sergei Skripal und dessen Tochter im Vereinigten Königreich mit dem Kampfstoff vergiftet worden. Beide konnten damals gerettet werden.

Das Nervengift kann entweder als Gas, Flüssigkeit oder feines Pulver eingesetzt werden. Bei dem ersten Anschlag auf Nawalny wurden wohl winzige Mengen davon auf eine Wasserflasche aufgebracht.

Auch die nun bekanntgewordenen Todesumstände würden demnach eine Vergiftung zumindest nicht ausschließen. Die russische Strafvollzugsbehörde hatte erklärt, dass Nawalny sich krank fühlte und fast sofort das Bewusstsein verlor.

Der Mutter und den Anwälten von Nawalny wurde mitgeteilt, dass er einen "plötzlichen Tod" gestorben sei, was nach Angaben seines früheren Arztes darauf hindeutet, dass sein Herz aufhörte zu schlagen.

„Eine hohe Konzentration kann zum sofortigen Herzstillstand führen. Das ist uns bekannt“, sagt Mirsajanow dazu, ohne sich jedoch weiter an der Spekulation zu beteiligen. (Tf)

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