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Ein Mann hält ein Exemplar des Koran während eines Protests. Nach der Verbrennung eines Korans in Schweden haben im Irak Hunderte Menschen demonstriert.

© dpa/Ameer Al-Mohammedawi

„Islamfeindliche Tat“: Saudi-Arabien bestellt nach Koran-Verbrennung schwedischen Botschafter ein

Schwedens Polizei hatte zunächst angegeben, die Protestaktion des Irakers sei von der Meinungsfreiheit gedeckt. Erst später wurden Ermittlungen eingeleitet.

Saudi-Arabien hat nach der Koran-Verbrennung vor einer Moschee in Stockholm den schwedischen Botschafter einbestellt. Mit dem Schritt des saudiarabischen Außenministeriums solle Schweden aufgefordert werden, Handlungen zu stoppen, die im Widerspruch zu Werten wie Toleranz stünden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Saudi Press Agency am Montag.

Das Königreich, in dem die heiligen islamischen Orte Mekka und Medina beheimatet sind, hatte bereits am Mittwoch den Vorfall vor der Großen Moschee in Stockholm scharf verurteilt. Dort hatte ein nach Schweden geflüchteter Iraker mehrmals auf den Koran eingetreten und einige Seiten verbrannt.

Demonstranten verbrennen eine Regenbogenflagge während eines Protests. Nach der Verbrennung eines Korans in Schweden haben im Irak Hunderte Menschen demonstriert.
Demonstranten verbrennen eine Regenbogenflagge während eines Protests. Nach der Verbrennung eines Korans in Schweden haben im Irak Hunderte Menschen demonstriert.

© dpa/Ameer Al-Mohammedawi

Der Vorfall ereignete sich am ersten Tag des islamischen Opferfestes Eid al-Adha und am letzten Tag der muslimischen Pilgerfahrt Hadsch in Saudi-Arabien und hatte in der muslimischen Welt für große Empörung gesorgt. Länder wie der Irak, Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emiraten und Marokko bestellten ihre schwedischen Botschafter ein. Der Iran kündigte am Sonntag an, vorerst keinen neuen Diplomaten nach Schweden zu schicken.

Die in Saudi-Arabien ansässige Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIZ) forderte Maßnahmen, um künftig Koran-Verbrennungen zu verhindern. Die Organisation mit 57 Mitgliedern traf in ihrem Hauptquartier in Dschidda zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Die OIZ forderte „einheitliche und kollektive Maßnahmen“, um weiteren Schändungen von Koranexemplaren vorzubeugen.

Polizei ermittelt wegen Hetze

Schwedens Polizei hatte angegeben, die Protestaktion sei von der Meinungsfreiheit gedeckt. Später teilten Behörden mit, dass wegen „Hetze gegen eine ethnische Gruppe“ Ermittlungen eingeleitet worden seien. Schwedens Regierung verurteilte die Verbrennung der Koran-Seiten am Sonntag als „islamfeindliche“ Tat.

Stockholm verurteilt Koranverbrennung als „islamfeindliche“ Tat 

Auch Schweden selbst hat die Verbrennung eines Korans vor der Hauptmoschee in Stockholm als „islamfeindliche“ Tat verurteilt. Die schwedische Regierung habe „volles Verständnis dafür, dass die islamfeindlichen Handlungen, die bei Demonstrationen in Schweden von Einzelpersonen begangen wurden, für Muslime beleidigend sein können“, erklärte das Außenministerium am Sonntag. „Wir verurteilen diese Handlungen, die in keiner Weise die Ansichten der schwedischen Regierung widerspiegeln, auf das Schärfste“, hieß es weiter.

Das schwedische Außenministerium erklärte, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit hätten „in Schweden oder in Europa keinen Platz“. Gleichzeitig wies das Ministerium darauf hin, dass Schweden ein „verfassungsmäßig geschütztes Recht auf Versammlungs-, Meinungs- und Demonstrationsfreiheit“ habe.

Papst verurteilt in Interview von arabischer Zeitung Koran-Verbrennung

Auch Papst Franziskus äußerte sich zu der Situation. Er sei wütend und angewidert von einem solchen Vorgehen, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem am Montag veröffentlichten Interview der Zeitung „Al Ittihad“ aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Jedes Buch, das als heilig gelte, müsse aus Respekt gegenüber den Gläubigen respektiert werden. „Die Redefreiheit sollte niemals als Mittel benutzt werden, um andere zu verschmähen.“ Er lehne es ab und verurteile es, so etwas zuzulassen. (AFP, Reuters)

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